Warum nur gelangen die Methoden der Marktforschung bei der Erkennung der Coronakrise nicht zur Anwendung? Die Welt wird zum Teil mit wenig relevanten Zahlen von Infizierten, Toten und „Geheilten“ gefüttert. Effektiv tappt sie im Dunkeln, dabei könnten bekannte und bestbewährte Befragungsmethoden sehr erhellend wirken!
In regelmässigen Abständen erfahren wir, wie hoch die Zustimmungsquote für Donald Trump ist oder wie viele Deutsche jetzt gerade die Grünen wählen würden. Interessanter wäre die Hochrechnung, wie viele Italiener heute immun sind oder wie viele Amerikaner in welchen Gliedstaaten infiziert sind!
Nur dürftige statistische Ergebnisse
Endlich kamen ein paar Virologen in Deutschland auf die Idee, ein vom Coronavirus besonders stark betroffenes Gebiet (Heinsberg in NRW) systematisch zu untersuchen. Die vorläufigen Ergebnisse sind bekannt: Die Immunitätsquote liegt bei 15%, die Sterblichkeitsquote bei 0.37% der Infizierten.
Ähnliche Ergebnisse hätten schon lange auch aus Italien oder China gewonnen werden können. Und schon lange hätte man – wie in der Marktforschung eben – mittels Stichproben ganze Gebiete oder Länder untersuchen können. Die Random-Methode hätte mit vertretbarem Aufwand erfolgen können: einfach mal 1‘000 Leute testen, nach Grad der Infizierung und gleichzeitig nach der Immunität. Auf die Schweiz bezogen würde das bedeuten, dass zum Beispiel ein ganzer Kanton repräsentativ mit 1‘000 Samples untersucht wird. Oder das ganze Land – oder eine Stadt. Südkorea ist ähnlich vorgegangen, indem einfach ein paar Tausend Leute mehr oder weniger von der Strasse weg getestet wurden. Hier mag die Systematik etwas gefehlt haben, aber die Erkenntnisse waren dennoch sehr hilfreich.
Einfaches Random-Prinzip
Eine repräsentative Corona-Untersuchung bedeutet das gleiche wie bei einer Befragung: Mittels Stichprobe sucht man einfach nach einem Gesamt-Abbild. Das heisst, die Auswahl der zu untersuchenden Personen muss nach Gebieten, sozialen Schichten, Alter etc. aussagekräftig erfolgen. So lässt sich sofort hochrechnen, wie viel Infizierte es insgesamt pro Gebiet gibt, wie viele Immune ebenso. Würden wir den Test auf 10‘000 Personen ausweiten, würde die Hochrechnung umso genauer ausfallen. Wir wüssten dann mit einer vertretbaren Präzision, wo und welcher Personentyp infiziert und immun ist. Mittels Kombination dieser hochgerechneten Testzahlen mit der bekannten Anzahl an Corona Erkrankten, der Intensivbetreuten und der Toten hätten wir im Nu das Big Picture! Das ist einfachstes Random-Management – seit Dezennien schon bestens erprobt und bekannt.
Erst die Marktforscher, dann die Virologen!
Diese Tests könnten periodisch wiederholt werden, sodass wir den Verlauf besser erkennen. Heute haben wir keine Ahnung, wie viele Personen im Land infiziert oder immun sind. Wir verfügen ja nur über die Tests, die in der Regel an Personen mit Infektionsverdacht vorgenommen wurden – wir tappen also im Dunkeln. Konkret könnten also mittels der Hilfe und den Methoden der Marktforschungsinstitute die repräsentativen Samples bestimmt werden, also die Personen konkret ausgewählt bzw. angefragt werden. Diese müssten sich dann zu einem Soforttest zur Verfügung stellen. Und erst dann kämen die Virologen zum Einsatz. Ergebnisse und Interpretationen könnten so binnen Tagen vorliegen. Also wären jetzt unsere Politiker und Krisenstäbe gefragt, Marktforscher und Virologen endlich zusammenzubringen! Kompliziert? Keineswegs, repräsentative Befragungen werden dauernd durchgeführt, also wäre auch diese Untersuchung keine Hexerei.
In Österreich erfolgte in diesen Tagen ein erster schüchterner Test mit einem Marktforschungsinstitut. Aber das Resultat schloss die Frage der Immunität nicht ein – ein Fehler. Immerhin wird so zum ersten Mal ein Link zwischen Marktforschung und Virologie hergestellt! Alternativ kann auch ein Grossteil einer Bevölkerung einfach mal getestet werden – dafür stehen genügend Testkits zur Verfügung. Island hat das random-mässig gemacht, Andorra untersucht nun seine 77‘000 Einwohner.
Wir tappen im Dunkeln
Im Moment werden zunehmend Daten von lokalen Infektionsherden erhoben, welche nicht repräsentativ für das Ganze sind. Wenn z.B. in einem stark aktiven Gebiet 1‘000 Random-Tests gemacht werden, kann dies nicht auf ein ganzes Land hochgerechnet werden. Es könnte also die Hoffnung bestehen, dass gewisse Gebiete gar nie zu Infektionsherden werden (oder viel später). Dann bestünde vielleicht ein Zeitgewinn, so durch Impfung, Medikation, oder einfach Good Luck. Aber eben nur vielleicht. Es fehlen die repräsentativen Daten! Wir wissen nun, dass in Heinsberg 15% immun sind. Aber in Mecklenburg-Vorpommern? Vielleicht 2%? Wir wissen es nicht. Aber wir sollten es dringend wissen, denn nur so können wir zum Beispiel erkennen, wir lange die ganze Misere für eine Herdenimmunisierung dauert.
Dringend notwendig: Random-Test mittels Sukkurs von Marktforschungsfirmen
Die Ergebnisse der repräsentativen Tests – zusammen mit den periodischen Wiederholungen auch des Verlauf dieser Ergebnisse – wären eine ziemlich zuverlässige Handlungsbasis betreffend der zu treffenden sozialen und wirtschaftlichen Einschränkungen. Diese Einschränkungen sind heute weltweit wohl in vielen Fällen unangemessen und werden zu noch nicht vorsehbaren wirtschaftlichen Verwerfungen und fatalen Einbrüchen führen. Fazit: Rasche Random-Tests könnten zu überlegterem politischem Handeln führen.