Waldmeyer und der neue Shah

Waldmeyer fragte sich, wie es nun weitergehen sollte im Iran. Das unsägliche Mullah-Regime ist noch nicht vertrieben, und eine alternative Regierung wird sich demnächst nicht konstituieren. Die USA hatten in der Regel allerdings nie einen Plan B, wenn sie in einem Land militärisch zuschlugen. Das war in Libyen so, in Afghanistan oder im Irak. Aber vielleicht hat Präsident Trump einen intuitiven Plan, im Sinne eines Deals?

Vordergründig wollten die USA bei ihren geopolitischen Scharmützeln in der Regel immer die Demokratie verbreiten. Hintergründig ging es natürlich um Kontrolle, um Seilschaften, um Rohstoffe. Donald dem Chosen One ist die Demokratie ziemlich schnurz – ob zuhause oder «abroad». Es geht ihm nur um seine Deals und um sein persönliches Ego. Wenn es nicht funktioniert oder zu lange dauert, verliert er das Interesse daran. So mit seiner Idee, den Gazastreifen in ein glamouröses Resort zu verwandeln, oder lukrative Deals mit Putin abzuschliessen, weshalb es in Ordnung wäre, dafür die Ukraine zu opfern. Nun, da die Israeli den ersten Dirty Job im Iran erledigt und die USA vermutlich einen Grossteil der Nuklearproduktion zugebombt haben, die Mullahs aber immer noch nicht klein beigeben, wird die Erkenntnis reifen, dass man doch noch etwas nachhelfen müsste. Also doch Regimewechsel. Das ist in der Causa Iran schwierig, denn ein Wechsel setzt ja voraus, dass schon ein neues Regime in den Startlöchern sein sollte – was offensichtlich nicht der Fall ist. Trump erinnerte sich aber plötzlich an den Shah – den einstigen König und Kaiser Irans, des früheren Persiens.

Ja, das waren noch Zeiten, als der Shah dieses flamboyante Leben führte in dem Land! Trump findet auch seinen Sohn, den ungekrönten Kronprinzen Reza, obwohl heute ohne Staat und im Exil, echt cool. Er ist Milliardär. Mit ihm kann man sicher Deals machen. Überhaupt, die ganze Pahlavi-Familie kann sich sehen lassen, ihr Vermögen wird auch heute noch auf rund 20 Milliarden USD geschätzt. Bis zu ihrem Sturz 1979 lebte die Shah-Familie im Iran wie ein orientalisch-westlicher Hochadel, mit einem Hang zur extravaganten Selbstdarstellung, prunkvollen Festen und westlicher Dekadenz – einfach in einem persischen Gewand. Es war eine Mischung aus Versailles, Las Vegas und Beverly Hills. Der damalige Shah selbst – Mohammad Reza Pahlavi – sah sich als „Licht der Arier“ und „König der Könige“. Ein Höhepunkt seiner Regentschaft war seine selbst inszenierte Krönung zum Kaiser. Der strenge Autokrat war militärisch geprägt, aber auch besessen von Imagepflege, Moderne und Statussymbolen, besass eine der teuersten Autosammlungen der Welt und flanierte gerne auch mal mit Jackie Kennedy in Saint-Tropez rum oder empfing Elizabeth Taylor. Farah Diba – die Kaiserin – stand dem in Sachen Grandezza in keiner Weise nach. Sie war westlich gebildet, hatte in Paris Architektur studiert, hofierte Designer wie Christian Dior, gründete Kunstmuseen und brachte moderne Kunst (u.a. Picasso oder Warhol) nach Teheran. Der Hofstaat dort bestand aus über 3’000 Personen. Der gesamte Machtapparat war geprägt von Vetternwirtschaft, Korruption und goldener Selbstbedienung.

Die Feste der Pahlavis waren legendär. 1971, zum 2500-Jahre-Fest des Persisches Kaisertums, wurden für den dreitätigen Pomp in der Wüste Monarchen, Präsidenten, Diktatoren und First Ladies geladen, das Menü von Maxim’s eingeflogen, aus Goldgeschirr gegessen und in edlen klimatisierten Zelten übernachtet. Leider verendeten 50’000 importierte Vögel, weil das ganze Terrain vorher insektizidverseucht wurde. Der Spass kostete 100 Millionen USD – damals eine Unsumme. Und dies in einem Land mit massiver Armut. Aber das alles hatte Stil – was eben auch Präsident Trump nicht verborgen blieb.

Ach ja, Waldmeyer entdeckte auch die ausgesuchten Orte, die die Pahlavis gerne besuchten: Genf und Zürich zum Einkaufen, St. Moritz zum Skifahren, Südfrankreich und Marbella zum Jetsetten. Selbstredend stieg man nicht nur in den feinen Hotels ab, sondern unterhielt nicht ganz unbescheidene Villen an vielen dieser Orte. Kurzum, die Shah-Familie lebte ein hyperglamouröses, westlich geprägtes Leben auf ihrem persischen Thron, mit Hang zu Gigantismus und äusserem Glanz. Das Regime wurde zum Inbegriff einer dekadenten Oberschicht, die sich vom Volk nicht nur entfernt, sondern vollständig entkoppelt hatte – ein idealer Nährboden für die islamische Revolution von 1979.

Der Sturz erfolgte jäh, und der Shah flüchtete, mit Tränen in den Augen, in seiner fetten kaiserlichen Boeing. Über allerlei Umwege zog es die royale Familie letztlich ins Exil in die USA. Dort konnte sie weiter ein Luxusleben führen, auch wenn sie in Sachen Glamour ein paar Abstriche machen musste.

Nicht vergessen blieb, dass der Shah, zuvor 1953, mithilfe der CIA und des MI6 im Iran wieder installiert wurde, nachdem die Herrscherfamilie im Zweiten Weltkrieg abgesägt wurde: Leider hatte sie sich damals mit den Nazis solidarisiert, worauf 1941 die Briten und die Russen im Iran einschritten, die Monarchie kaltstellten und eine pseudo-demokratische Regierung installierten. Aber die neue Truppe war etwas übereifrig, und als die westlichen Erdölfirmen verstaatlicht wurden, wurde es eben Zeit, 1953, den Shah zu rehabilitieren.

Nun wird sich die Geschichte also wiederholen, prognostiziert Waldmeyer: Nach fast 50 Jahren im Exil könnten die Pahlavis wieder zurück an die Macht kommen, wieder von Gnaden des Westens. Trump möchte den Regimechange, und wenn sich The Chosen One etwas in den Kopf gesetzt hat, gibt er selten nach.

Die Pahlavis leben heute im Exil in Washington D.C. Mama Pahlavi lebt in den USA und in Paris, etwas betagt, aber sie lässt es sich gutgehen. Die drei Töchter des Kronprinzen Reza Pahlavi sind alle gut geraten und gebildet. Konkurrenz in Sachen Shah-Nachfolgerechten hat der Reza keine, denn seine Geschwister sind oder waren entweder Schwestern (hatten also das falsche Geschlecht), erlagen ihrer Drogensucht oder nahmen sich durch Suizid aus dem Rennen (so sein Bruder).

Waldmeyers Prognose: Die bald ausgeräucherten Mullahs werden sich verstecken, das Volk jedoch auferstehen. Und der Westen? Der wird, unter der Regie Trumps, an einem Nachfolgemodell für das iranische Regime basteln – obwohl die Bilanz vergangener «Befreiungsaktionen» eher an eine unvollendete IKEA-Anleitung erinnert. Wie schon bemerkt, fehlte immer ein Plan B bei diesen von aussen initiierten Umstürzen. Doch diesmal, vermutet Waldmeyer, ist alles anders, denn Trump hat einen Plan, und der wird klar «Reza Pahlavi» heissen. Der designierte Comeback-Shah wäre eine sehr genehme Besetzung, das Familienvermögen stimmt und der Lebenslauf sieht wie aus einem Netflix-Casting aus: «Ein toller Typ, grossartige Gene, man kann mit ihm Deals machen – ganz anders als mit den Ayatollahs», wird Trump wohl bald schon verlauten lassen.

Dieser letzte und nun disponierbare Shah hat Jahrgang 1960. Mit ihm könnten die USA (oder besser: Trump mit seiner Familie) tatsächlich lukrative Geschäfte abschliessen. Wahrscheinlich hat Trump, im Oval Office sitzend, totally bored, bereits einen beautiful Trump Tower auf einer dieser uninteressanten geopolitischen Notizen hingekritzelt, die ungelesen auf seinem Schreibtisch lagen. Einen besonders schönen, hohen und prunkvollen Tower, der in Teheran zu stehen kommen könnte. Die Lizenzen für die Erdöl- und Erdgasproduktionen könnten an die USA gehen, in seinem Kabinett sitzen ja bereits Exponenten dieser Branchen. Mobilfunk-, Banken-, Kreditkarten- und Autoimport-Lizenzen könnten vermutlich auch alle an die USA gehen – im besten Fall an Trumps Söhne, denn die werden schon wissen, wer operativ zum Zug kommen sollte. Und eine noch zu definierende Ecke im Iran könnte für die Palästinenser freigemacht werden. Wenn die nämlich endlich ein Stück Land erhielten, wäre der Gazastreifen frei. Genau jetzt könnte sich also ein Slot ergeben, auch dieses Problemchen im gleichen Aufwisch zu lösen.  Die ganz leidlich florierende iranische Drohnenproduktion sollte an Freund Putin gehen, er scheint noch etwas Bedarf zu haben. Und was Trump auch noch entdeckte: Iran verfügt über eine unentdeckte, brachliegende, riesige Riviera am Persischen Golf! Natürlich könnte die sehr schön entwickelt werden. Zusätzlich könnten auch beautiful Golfplätze im grünen Hochland errichtet werden. Ja, das Land verfügt über riesige beautiful opportunities!

Allerdings müsste die Immobilienfrage noch gelöst werden. Waldmeyer fragte sich nämlich, wo denn die Shahfamilie künftig standesgemäss residieren könnte. Aber seine Recherchen gaben gleich Entwarnung: Es gibt noch immer rund zehn Paläste im Iran, die wieder «renaturiert» werden könnten; es sind heute Regierungsgebäude und Museen – das liesse sich bestimmt einrichten.

Bei seinen historischen Analysen stellte Waldmeyer weiter fest: Persien war einst eine beachtliche Hochkultur, in den Jahren weit vor Christus, als das Abendbrot der Schweizer noch aus einer Milchsuppe bestand, die sie in ihren kalten und dreckigen Hütten schlürften. Zu jener Zeit bauten die Perser, lange vor den Römern, bereits Bodenheizungen mit Heissluft in ihre Paläste ein. Es kann recht kühl werden im Winter in Teheran, zeigte Waldmeyers Handy an. Die Perser damals waren auch weit fortgeschritten in den Disziplinen Astronomie und Mathematik. Auch in der Medizin, sie führten anspruchsvolle Gehirnoperationen durch. Sie taten eben das, was man in Hochkulturen so tat. Aber bis vor kurzem steinigten ihre Nachfolger, die Ayatollahs, die Frauen, führten das Land mit allen komischen Ausprägungen eines Gottesstaates und bastelten an einer Atombombe. Ja, so ändern sich die Prioritäten.

Doch jetzt wird das Rad der Zeit zurückgedreht. Trump stellte sich für den neuen Iran eine konstitutionelle Monarchie vor. Der Shah sollte, nach einer kurzen Übergangszeit und der Verteilung der Wirtschaftspfründe im Land, ruhig etwas in den Hintergrund treten. Dann wird er nämlich auch wirtschaftlich freier sein. König Charles macht das ja auch, der geht allerlei interessanten Geschäften nach. Er darf das – und gleichzeitig König spielen, das geht hervorragend. Gegen aussen wird Demokratie vorgegaukelt, mit einer klug eingesetzten Regierung. Trump nahm sich vor, Netanyahu zu fragen, wen man als Prime Minister einsetzen könnte – da wird sich sicher jemand finden lassen aus dieser riesigen iranischen Diaspora. Weltweit rund sechs Millionen Iraner im Ausland warten nur darauf, wieder über ein weltliches und ökonomisch fortschrittliches Heimatland zu verfügen, allenfalls auch zurückzukommen und sich wirtschaftlich und politisch zu engagieren. Kurzum: Da wird die Post wieder abgehen in dem Land!

Das Fazit scheint offensichtlich zu sein: Der Westen hat eine gewisse Tradition darin, in Iran Regime zu ersetzen: 1941 wurden die Nazisympathisanten entfernt, 1953 die Ölverstaatlichung rückgängig gemacht und der Shah erhielt seine Rolle zurück, jetzt könnte ein weiteres Comeback des Shahs folgen. Waldmeyer weiss: Reza ist bereit, Trump sowieso, und der Westen liebt es, wenn Ordnung und Öl wieder „geordnet“ zusammenfinden. Ob das iranische Volk das auch so sieht?

Egal – Hauptsache, die PR stimmt und der Thron ist poliert. Wird diesmal alles besser? Wer weiss. Aber wenigstens sieht der neue Monarch auf Instagram besser aus als die grimmigen Ayatollahs. «Reza, taufe doch dein schönes Land wieder in Persien um, Persien war einmal ein beautiful country!», wird Trump seinem neuen Buddy stecken.

Waldmeyer fragte sich, was er nun mit all den Ideen, Informationen und Prognosen anfangen sollte. Er befürchtete schon, dass ihm Charlotte wieder vorhalten würde, «unnützes Wissen zu akkumulieren». Doch nein, Waldmeyer kann das sehr wohl rechtfertigen: Er beobachtet, ist Voyeur und kritisiert. Er wird mitverfolgen, wie im Iran die Mullahs über kurz oder lang doch noch vertrieben werden und es zu einem Regimewechsel kommt. Vielleicht wird das Land dann in einer ersten Phase noch etwas kaputter dastehen. Waldmeyer wird beobachten, wie später in einem neuen, auferstandenen Persien wieder die Kronleuchter aufgehängt werden – bevor die Leute allerdings ihre verlotterten und von Raketen in Leidenschaft gezogenen Dächer reparieren können.

Waldmeyer überlegte, wann er Charlotte eine Reise ins neue schöne Persien vorschlagen sollte. Nicht für einen Urlaub, sondern einfach für eine Studienreise. Und er fragte sich auch, ob er nicht Bundesrat Parmelin anrufen sollte. Ob dieser sich nun nicht für ein Freihandelsabkommen bereithalten sollte? Noch ist das neue Persien ein makroökonomischer Zwerg, sein BIP, trotz fast 100 Millionen Einwohnern, beträgt gerade mal 400 Milliarden USD – nur gut das Doppelte des Kantons Zürich, und pro Kopf erzielt das lädierte Land eine Wirtschaftsleistung auf der Höhe des mausarmen Moldawiens. Aber man sollte früh dabei sein. Wenn die Trump Towers einmal stehen, könnte es zu spät sein.

 

Waldmeyer und die neue deutsche Regierung

Oder: Warum der Merz ein totes Pferd reitet – und: Ist Deutschland eventuell ein Übernahmekandidat?

Wer dachte, dass die neue deutsche Regierung nach Jahren des Ampel-Chaos nun endlich durchstarten würde, sieht sich bitter getäuscht. Statt Aufbruch herrscht wieder Vermerkelung. Es ist wie bei einem Haus, das man nur notdürftig abgestützt hat: Die Fassade bleibt, aber innen regiert der Schimmel. Waldmeyer analysiert – auch warum Neu-Kanzler Merz nun eine Marienkäfer-Krawatte trägt.

 Waldmeyer schaut liebend gerne in die deutsche Politik rein. Er sieht sich sozusagen als Voyeur. Aber er tut dies auch mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein, denn was in unserem Nachbarland passiert, hat direkten Einfluss auf die Schweiz: sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Vor allem, weil wir in der Regel viele Fehler kopieren – die zeigen sich bei uns dann einfach ein paar Jahre später.

Aber nun zu Merz und der neuen Regierung: Was auf dem Papier nach «Change» aussieht, entpuppt sich in der Realität als Mülldeponie der alten Fehler. Friedrich Merz, der grosse Oppositionsredner und angekündigte Liberalisierer, reitet ein totes Pferd. Nur merkt er es nicht. Die neue Regierung, ein Monster aus politischem Klein-Klein, wird getragen von einer Koalition, zu derer Zusammenstellung mehr als Stirnrunzeln aufkommt. Die SPD mit 16% Wähleranteil gibt den Takt vor, während die Union devot nickt. Und das Volk? Schaut zu. Oder wandert ab.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Epoche Merkel ist nie zu Ende gegangen. Sie wurde lediglich in schlechterer Rhetorik, schwächerer Vision und grosser Kompromissbereitschaft neu aufgelegt. Die Politik des Aussitzens wurde durch die Kunst der Ankündigung ersetzt. Wenig wird entschieden, alles wird verwaltet. Der Kompass fehlt, dafür gibt es ein 400-seitiges Koalitionspapier, das jede Verantwortung in Ausschüsse und Arbeitsgruppen delegiert. Und währenddessen bröckelt das Land. Waldmeyer versuchte sich etwas einzulesen in diesem Regierungspamphlet und stellte fest: Es ist etwa so spannend wie das Studium eines Telefonbuches. Und es strotzt von Konjunktiven: Man „kann“, „könnte“ usw. Soweit die gemeinsam gesetzten Ziele – oder eben Nicht-Ziele.

Der neue Säckelmeister aus der Soziologen-Gruft heisst Lars Klingbeil. Wenn man einen Finanzminister sucht, könnte man vielleicht etwas ökonomisches Grundwissen und Grundverständnis erwarten. Deutschland jedoch hat den Lars gekriegt: Historiker, Soziologe, immerhin einst Schulsprecher. In seiner neuen Funktion als oberster Geldverwalter wird er sich nun mit Geldmengen, Kryptos und dem globalen Finanzmarkt herumschlagen müssen. Good Luck, lieber Lars! So visionär besetzt die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt also ihre Schlüsselpositionen in der Regierung.

Waldmeyer bezeichnet die neue deutsche Regierung als Marienkäfer-Koalition: rot mit schwarzen Punkten. Diese Koalition ist das Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn man politische Gruppierungen nur noch nach Posten und Quoten zusammenstellt und auf Gedeih und Verderben möglichst rasch eine Koalition hinkriegen möchte. Fachkompetenz? Zweitrangig. Ministerien wurden zu einem Gutteil wie Gummibärchen im Kindergarten verteilt. Hauptsache Ostquote, Hauptsache Parität. Friedrich Merz musste zusehen, wie ihm zu grossen Teilen ein fremdes Kabinett vor die Tür gesetzt wurde: Das House of Lars. Und jetzt soll der Friedrich trotzdem liefern. Viel Spass.

Ein Schlüsselelement der künftigen Politik scheint das «Sondervermögen» zu sein, ein Euphemismus des Jahrzehnts. Was früher Schulden hiess, nennt man heute «Sondervermögen». Ein intellektueller Taschenspielertrick. Oder, um es beim Namen zu nennen: Bilanzfälschung. Vermögen ist normalerweise etwas, das man besitzt, es handelt sich um „Assets“. Deutschland jedoch nennt Schuldenbescheide jetzt «Aktiva». Das 500-Milliarden-Sondervermögen soll eine Investitionsoffensive werden, so für Infrastruktur, Klima, Digitalisierung, Kindergärten, Jugendzentren etc. Dieses Vermögen verbraucht man jedoch einfach, es gehörte streng genommen also in die Erfolgsrechnung eines Staates, mit Aufwandpositionen. Ein an der Börse kotiertes Unternehmen würde man bei einer solchen Bilanzfälschung mit einem Kurssturz bestrafen.

Und bei all diesen Ausgabentricks denkt man nur am Rande ans Sparen! Auch an Steuerentlastungen denkt man kaum, diese wurden verschoben, denn offenbar wollte man den europäischen Podestplatz in Sachen höchsten Steuern (für Personen wie für Firmen) nicht gefährden.

Aber vielleicht konnte Fritze Merz noch gar nicht richtig loslegen? Er hat nämlich noch gar kein vollständiges Kanzleramt zusammen. Unter seinem Vorgänger Scholz wuchs es bis am Schluss auf 852 Köpfe an. Man stelle sich einen Konzernstab dieser Grösse vor! Wir sind gespannt, was sich Merz hier noch einfallen lässt.

Friedrich Merz ist kein Sympathieträger. Muss er auch nicht sein. Er liess sich zwar schon einmal vor seinem Privatflieger ablichten, als Inkarnation des «Mittelstandes». Das kam nicht so gut an. Aber nun diese Schmach, dass er, für die Führung des Landes, nicht mal seine Mannschaft auswählen darf. Natürlich ist das systemimmanent, offenbar entspricht dies der deutschen Interpretation von Demokratie. Nun sitzt er einem Kabinett vor, das so viele SPD-Genossen wie CDU-Leute zählt. Es würde also durchaus Sinn machen, wenn er wenigstens seinen direkten Stab, das Kanzleramt, verscholzen würde: mit der Benchmark von 852 Angestellten.

Die neue Wirtschaftspolitik bleibt so, mit dem neuen Personal, weiter ein kompliziertes Geflecht zum betreuten Ausgeben. Die Regierung setzt auf Wachstum durch Konsum. Und wie schon erwähnt: «Sparen» ist dabei ein Unwort. Blöd nur, dass die Leute zurzeit nicht etwas mehr ausgeben wollen. Zu hoch die Steuern, zu tief das Vertrauen. Unternehmen wandern ab, Junge auch. Deutschland bildet hervorragend aus, aber nicht für den Eigenbedarf. Die Schweiz dankt, jeder abwandernde Mediziner ist ein Gewinn für unsere Spitäler, und jeder Programmierer zusätzlich senkt unsere Wartezeiten in den helvetischen Portalen.

Es kommt ein weiteres Hindernis hinzu: Auch ohne Regierungsbeteiligung sind die Grünen nicht totzukriegen. Baerbock, Habeck & Co. melden sich mit Wärme, Weltethos und Wokeness zur Stelle, und Blockieren liegt in ihrer DNA. Manchmal blockieren sie sich sogar selbst. Die Klimapolitik ist nach wie vor Religion, das ökonomische Denken ein Abfallprodukt bürgerlicher Engstirnigkeit. Und wenn der Strompreis steigt, erklärt man das zur «notwendigen Transformationsschwelle».

Das System Merkel wird also «reloaded». Eine Politik, die sich nicht entscheiden kann, ist keine Politik. Es ist Verwaltung mit Presseabteilung. Die Probleme liegen auf dem Tisch: Rente, Energie, Migration, Infrastruktur, Bildung, Verteidigung, Bürokratie. Und was tut die neue Regierung? Sie setzt Ausschüsse ein, erstellt Eckpunktepapiere, veranstaltet Gipfel, jagt die AfD. Wenn Management durch Meetings ersetzt wird, kann man auch gleich einen Ethikrat regieren lassen. Publikumsfreundlich werden Ankündigungen präsentiert – zur Übertünchung der Misere. Oder es wird mal ein Dutzend abgewiesener Asylanten abgeschoben, wortreich und mit viel Presseunterstützung. In ganz Germanien lümmeln jedoch noch Hunderttausende von Ausreisepflichtigen rum. Sie werden, und dies formell, „geduldet“. Ankündigungspolitik, immerhin, muss man der neuen Koalition nicht lehren.

Aus Schweizer Sicht könnte diese Regierung jedoch ein Glücksfall sein. Deutschland schwächelt, wir profitieren. Das Humankapital flieht über den Rhein, das Kapital gleich mit. Wir bekommen die Arbeitskräfte, die Motivation, die Kreativität. Deutschland bekommt zurück: Bürokratie, Schulden und eine Klimapolitik, die die Industrie grillt.

Und Merz? Der reitet weiter das tote Pferd. In der Hoffnung, dass es irgendwann aufsteht. Vielleicht hat er ja recht. Vielleicht ist Deutschland das erste Land der Welt, das durch einen Koalitionsvertrag in den Aufschwung stolpert. Man darf ja träumen. Derweil hat sich der frischgebackene Kanzler auf dem heissen Stuhl bei Zoll-Zampano Trump ganz leidlich geschlagen – allerdings musste er auch kaum etwas sagen, denn Donald the Chosen one lieferte ein flottes Selbstgespräch. Die wichtigen Themen (wie das Zoll-Drama) mussten dergestalt gar nicht erst angesprochen werden, und das innenpolitische Resultat für Deutschland war so einfach gar keines.

Wäre Deutschland ein Unternehmen, so stünde es auf dem Zettel von aktivistischen Investoren. Deutschland, der Übernahmekandidat? Wenn der Shareholder Value schrumpft, die Schulden wachsen und das Management sich öffentlich streitet, wäre das die logische Folge. Kein CEO dieser Welt könnte so arbeiten. Aber in Deutschland nennt man das Demokratie.

Waldmeyer und warum Trump scheitern wird

Nun scheint es auch Hardcore-Fans von Trump langsam wie Schuppen von den Augen zu fallen: Da ist ein Hasardeur, ein Gambler am Drücker, der die ganze Welt in wirtschaftliche Geiselhaft nimmt. Er vollführt einen gefährlichen Drahtseilakt, erratisch, keiner Logik und keinen Regeln gehorchend. Oder gibt es einen Masterplan dahinter?

 

Um es gleich vorwegzunehmen: Waldmeyer glaubt nicht an einen Masterplan. Donald the chosen one mag mit einer guten Portion Frechheit und Raffinesse gesegnet zu sein, aber er scheint ein multiples Problem zu haben: mit seinem überbordenden Narzissmus, seiner mangelnden ökonomischen Kompetenz und seinem Fehler, sich auf einen wahnwitzigen Kreis aus wenigen, meist gut begüterten und befangenen Beratern zu verlassen. Das kann nicht gut gehen. Zumindest eines erkennt Waldmeyer: Da gibt es zwar einen langfristigen Plan seiner Getreuen, so betreffend Zerschlagung der überbordenden Bürokratie, der Eindämmung der Immigration usw. Und es gibt einen gefährlichen Politplan (Agenda 47, bzw. Project 2025), welcher eine Art neue autokratische Regierungsform in den USA vorsieht – gesteuert vorab von der Wirtschaft, bzw. ihren grossen Tech-Protagonisten. Der Begriff Oligarchie darf hier durchaus fallen, auch der Vergleich mit Putins Reich, zumindest in der ersten Phase nach dem Jahr 2000. Auch ein Mafia-Vergleich würde Waldmeyer erlauben: Trump der Pate, der gibt und nimmt. Er erpresst, adelt und zockt ab.

Nein, Trump selbst hat keinen Masterplan. Sein Plan ist vorab, keinen zu haben. Er betreibt einfach erratisches Mikro-Management mit dem Ziel, möglichst viel Verwirrung zu stiften und sein eigenes Macht-Ego pflegen zu können.

Auch betreffend Zollkrieg gibt es keinen austarierten langfristigen Masterplan. Da hat sich der grosse Zampano mit den orange-blondierten Haaren wohl einfach verrannt. Er konnte sich zwar in der Situation suhlen, dass alle Staaten der Welt bei ihm nun zu Kreuze kriechen (O-Ton Trump: «They all kiss my ass»). Das hat ihn wirklich gefreut, es muss ja auch Spass machen, so Hof zu halten. Vor allem, weil sein Ego so unendlich tief mit Narzissmus getränkt ist.

Was inzwischen klar wurde: Es geht gar nicht um Zölle, es geht um Handelsdefizite. Die Berechnung der Strafzölle beruhte bekanntlich nur auf der Milchmädchenrechnung, das Handelsdefizit in Prozent der Importe zu berechnen und durch zwei zu dividieren: Und fertig ist die Strafsteuer. Easy. Als begnadeter Marketingmensch verwendet Trump dazu den Begriff «reziproke» Zölle.

Leider kommen den Amerikanern bei vielen ihrer Pläne immer wieder ihre mangelnden Geografie-Kenntnisse in die Quere. Präsident Trump verortete Spanien kürzlich als Brics-Staat. Auch ist es fraglich, ob er Swaziland, Switzerland und Sweden tatsächlich sauber auseinanderhalten kann. Diese schlagenden Wissenslücken bringen allerdings auch immer wieder allerlei amüsante Resultate zutage, so gerade bei diesem Zoll-Schwank: Die Heard und McDonald Inseln in der Arktis, von keiner Menschenseele bewohnt, kriegten auch den Zollhammer zu spüren. Der nachgeschobene Grund, dass man offenbar lückenlos Schlupflöcher stopfen wollte, ist nicht glaubwürdig: Syrien z.B. wurde nämlich «vergessen» – oder wohl nicht aufgeführt, weil es dort zurzeit überhaupt keinen Handel gibt. Wie beim Vatikan. Oder bei den Pinguinen in der Antarktis, wie oben erwähnt. Russland, Weissrussland, Nordkorea, Iran, Kuba usw. gingen interessanterweise in der Liste ebenfalls «vergessen» – letztlich ein Club von Unstaaten, untereinander jedoch ganz gut vernetzt. Die letztere Entscheidung war weniger den mangelnden Geografie-Kenntnissen geschuldet, denn Trump wollte wohl vor allem erst den geplanten Rohstoff-Deal mit Russland in trockenen Tüchern sehen.

Andererseits kamen Länder wie Lesotho mit einem 50%-Zoll auf die Liste. Diese Abgabe wurde mit dem üblichen Berechnungsmodus errechnet. Lesotho ist insofern ein lustiges Beispiel, als es die absurde Strategie Trumps sehr plakativ offenlegt. Denn Lesotho, dieses mausarme Land im Süden Afrikas, hat schlichtweg kein Geld, um irgendwelche US-Waren zu importieren, der Grossteil der Bevölkerung wird sich nicht einmal eine Flasche Heinz-Ketchup leisten können. Aber sie schaffen es, etwas zu exportieren, nämlich billige Textilien, insbesondere günstig hergestellte Denim-Stoffe. Die Strafzölle haben dann wohl zum Effekt, so die Pläne der Zoll-Intelligenzia in Washington, dass die USA diese wertvolle Denim-Produktion in die USA zurückholen möchten!? Wahrscheinlich sollten wieder grossräumig Baumwollfelder angelegt werden, und neue günstige, handverlesene Immigranten würden die Baumwolle pflücken – so, wie vor 200 Jahren die Sklaven in den Südstaaten, die singend und glücklich ihr Tagewerk verrichteten. Anschliessend, so vermutlich die Vorstellung Trumps, wird die Baumwolle von ebenso glücklichen neuen Immigranten in vielen Teilen der USA zu beautiful Denim verarbeitet, welcher dann in beautiful, echten US-produzierten Jeans endet. Ja, so sieht Re-Industrialisierung aus. Peter Navarro, der Handelsberater Trumps und Spin Doctor dieser verqueren Zollpolitik, fabuliert dabei alternativ immer wieder von Robotern, um die mangelnden Fachkräfte zu kompensieren. Was Lesotho betrifft: Das Land wird aufgrund dieser neuen Zölle vielleicht zugrunde gehen. Oder bestenfalls in die Arme Chinas getrieben. Allerdings wird dies nicht im selben Quartal stattfinden, sondern etwas später – was eben die mangelnde Weitsicht der neuen US-Regierung nicht offenbart.

Sri Lanka, Laos oder Kambodscha befinden sich in der gleichen Liga: Da gibt es kein Handelsdefizit auszugleichen, das kriegen diese Länder nie hin. Und die USA selbst auch nicht, weil sie die Billigprodukte dieser Länder unmöglich selbst herstellen können. Oder sucht die USA vielleicht wieder den Anschluss an die Low-Tech-Industrie, an den Primärsektor?

Vergleichbar, nur anders gelagert, verhält es sich mit der Schweiz: Es ist schlichtweg eine Illusion, dass unsere Rolexuhren später einmal in feinen, beautiful factories in den USA produziert werden. Rolex made in USA? Das wird nicht funktionieren, deshalb gibt es hier nichts zum «Zurückholen». Auch nicht bei unserer weltbesten Schoggi («made in USA»?). Die präzisen Emmentaler-Löcher würden sie in einer eigenen Käseproduktion auch nicht hinkriegen. Auch die Ansiedlung einer hochkarätigen Maschinenindustrie nicht, denn die USA kennen ja nicht einmal eine Berufslehre, welche einfache Mechaniker oder Werkzeugmacher hervorbringen könnte. Wenn Novartis künftig ein paar Pillen mehr in den USA herstellen möchte, low-tech-mässig fast, dann mag das noch halbwegs funktionieren und einen Gewinn für die USA darstellen. Solche Produktions- und allenfalls Verpackungszentren lassen sich tatsächlich in ein bis zwei Jahren hochziehen. Anspruchsvollere Produktionen jedoch erfordern einen sehr langfristigen Horizont. Echte Hightech-Industrien lassen sich gar nur in Dezennien aufbauen. Aber sollten die dafür notwendigen Investitionen aus dem Ausland tatsächlich kommen, bräuchte es vorab erst einmal eine Vertrauensbasis und eine Planungssicherheit – welche seit Trumps Antritt nachhaltig beschädigt worden ist.

Oder sollte Nestlé nun seine Nespresso-Kapseln in den USA produzieren – zumindest die 25% der Weltproduktion, die sie in Nordamerika absetzt, so um die 2.5 Milliarden Stück? Nun, Nestlé würde einen Teufel tun. Denn morgen könnten in den USA hohe Zölle auf den Kaffee- und Aluimporten aus irgendwelchen Ländern anfallen.

Liechtenstein steckt in einer ähnlichen Situation, dem Land wurde gar ein Zoll von 37% angedroht. Der Ministaat hat das Problem, dass seine Hilti-Maschinen einfach zu gut sind und es im Gegenzug nicht noch mehr Ketchup oder Bourbon konsumieren kann. Aber auch Hilti wird sich dreimal überlegen, grosse Produktionseinheiten jetzt in die USA auszulagern.

Findige Köpfe in der Schweiz überlegten schon, ob man nun Orangen aus Florida, Pinienkerne und andere Produkte, die unserer heiligen Landwirtschaft nichts anhaben könnten, vermehrt zollfrei in die Schweiz lassen sollte, um damit die Gunst des Zoll-Paten zu erlangen. In der Tat betragen die Schweizer Zölle auf US-Agrarwaren zum Teil über 100%. Aber selbst wenn Helvetien hier ein bisschen nachgeben würde (Waldmeyer dachte schon mit Freude an nur noch halb so teure Tomahawk-Steaks), so würde dies das Handelsdefizit nicht nachhaltig verändern. Tatsächlich sind es u.a. Güter wie Edelsteine oder Gold, deren Handel oft über die Schweiz abgewickelt wird, welche die Handelsbilanz der USA erheblich belasten. Natürlich könnte dieser Handel spielend auch über andere Länder abgewickelt werden, die Wertschöpfung in der Schweiz ist dabei eh nicht hoch. Oder sollte der irre Zoll-Zampano vielleicht auch diese Produkte künftig in den USA herstellen? Also wieder Gold schürfen, wie früher im Wilden Westen? Eventuell könnte er in Mar-a-Lago damit beginnen und den schönen Golfplatz umpflügen (zwecks Edelsteinabbaus)?

Dieses politische Muskelspiel der USA, aufgebaut auf falsch interpretierter makroökonomischer Logik, wird nicht aufgehen. Denn, wie wir gesehen haben: Nur in der Not würden ausländische Unternehmen ihre Produktionen in die USA verlagern, und nur mit Mühe könnten US-Firmen damit Erfolg haben, die alte Industrie «zurückzuholen».

Vordergründig brüstet sich der Dealmaker im Weissen Haus nun damit, dass er mit seinen Zollspielen den Dollar bereits etwas geschwächt hat. Ja, er hätte gerne einen leichteren Dollar, denn dann können die beautiful US products besser exportiert werden. Offenbar vergisst er aber, dass damit die Importe teurer werden, was die Inflation anheizt. Wenn er das Handelsbilanzdefizit, über alle Länder gerechnet, verbessern kann, stärkt das wiederum den Dollar – was bekanntlich nicht gut ist für den Export. Der Zielkonflikt des grossen Ökonomen im Oval Office ist mit Händen zu greifen und er wird ihn nicht lösen können. Wenn er zusätzlich seine brandgefährliche Idee realisieren würde, den Staaten, welche US-Staatsanleihen halten, eine «Gebühr» zu verlangen, würde das den Wert der Anleihen schmälern, die Renditen erhöhen und damit auch die Staatsausgaben aufgrund erhöhter Zinszahlungen. Er könnte zwar very high fees einstreichen und America ganz kurzfristig rich machen, aber es würde den Dollar schwächen.

Trump vollzieht also einen ökonomischen Drahtseilakt, und wie so oft verlässt er sich mehr auf seine spontane Intuition als auf erhärtete Fakten der Wirtschaftswissenschaften. Die unumstösslichen Fakten sind: Die Zölle werden die Inflation in den USA hochtreiben, eine Rezession steht vor der Tür, im besten Fall eine Stagflation. In diesen schwierigen Momenten kommt (in freien demokratischen Staaten) jeweils die Notenbank auf den Plan. Sie muss die Zinsen erhöhen, um die Inflation zu killen. Aber Trump wird das vermutlich zu übersteuern wissen. Vielleicht sollte er sich die Sünden von Erdogan in der Türkei einmal ansehen, was man mit derlei nonchalanter Vernachlässigung der goldenen Wirtschaftsregeln provozieren kann: eine gefährliche galoppierende Inflation, garniert mit einem Wirtschaftseinbruch und einem Vertrauensverlust der Märkte. Es könnte ein langer Marsch in den Niedergang werden, mit vielen Verlierern. Wenn nicht die USA, so könnten allerdings Trump und seine Dynastie dabei durchaus gewinnen, da sie die präsidialen Ökonomie-Spielchen zu antizipieren wissen – und sie könnten dabei einmal mehr mit einem blauen Auge davonkommen. Auch seine Tech-Oligarchen könnten dabei profitieren. Der Rest der Welt würde indessen verlieren. Vielleicht würde in der Folge eine neue Regierung kommen, vielleicht eine besonnenere, welche wieder auf den echten Regeln der Demokratie aufbaut, eine regelbasierte Weltordnung achtet und gleichzeitig den Staat vernünftig lenken kann. Vielleicht werden die Republikaner wieder am Drücker sein, vielleicht die Demokraten. Sofern sich das geeignete Personal denn aus einem der Lager finden lässt. Trumps Aufstieg war ja letztlich dem Umstand zu verdanken, dass man aus dem Fundus von 340 Millionen Amerikanern tatsächlich keine anderen tauglichen Leader gefunden hatte. Ein Jammer.

Waldmeyer und die verklärte Wahrnehmung von «Trömp»

Was sich unsere Politiker hinter die Ohren schreiben sollten: Diese neue US-Administration funktioniert anders, nämlich nicht der Logik und den Fakten folgend, sondern der Erratik. Aber unsere Volksvertreter verstehen das nicht. Dabei könnte es einen raffinierten Ausweg geben, überlegt Waldmeyer.

 

Lustig, wie unsere Regierungsleute in der Schweiz auf den Trump’schen Zollhammer reagiert hatten. Rechtsaussen-Politiker vermuteten erst mal einen «Rechnungsfehler» und ein «Missverständnis», das man den USA nun erklären müsste. Natürlich war es nicht so, sondern nur eine bewusste Provokation, um etwas herauszuholen – wobei es in der Regel gar nicht um Zollabbau ging, sondern a) um das «Zurückholen» der Industrieproduktion in die USA und b) tatsächlich auch darum, Einnahmen zu generieren. Zölle können tatsächlich viel Geld ins Land reinspülen, die Versuchung ist also gross, dieses Manna, so es denn vom Himmel fällt, zu nehmen, zu behalten oder gleich kunstvoll wieder einzusetzen. Das deckt sich mit dem weitverbreiteten Planungshorizont der Amerikaner, welcher ein Quartal selten übersteigt. Die Chinesen denken in hundert Jahren. Die Europäer, zumindest was die Politiker anbelangt, liegen irgendwo dazwischen, so in etwa bei dem Horizont einer Wahlperiode. Die Schweizer legen den Horizont situativ fest; er liegt meistens dort, wo er am wenigsten Probleme bereitet, sie schlängeln sich quasi zwischen den Widerwärtigkeiten der Welt hindurch.

Aber die Schweizer Politiker lagen, was Trump anbelangt, komplett falsch. Da wurde die exzellente Zusammenarbeit mit den USA aufgrund eines Besuches von Ueli Maurer in Washington glorifiziert, denn dieser durfte dem US-Präsidenten bereits 2019 die Hand schütteln. Trump und Maurer konnten sich damals zwar, sprachlich bedingt, kaum austauschen, aber es war, aus Schweizer Sicht, ein sehr erfolgreiches Ereignis. Auch unsere sympathische Magdalena Martullo-Blocher sah bis vor kurzem noch keinen Anlass zur Besorgnis in Sachen Zöllen: Trump habe die Schweiz sehr gern. So viel zur Naivität unserer sogenannten Classe politique und zur Wahrheit – welche sich leider so gestaltet, dass die neue US-Regierung auf wirklich niemanden Rücksicht nimmt und in Sachen Zöllen querbeet die ganze Welt in die Pfanne haut. Unser Winzer und Bundesrat Parmelin konnte sich zu einem „ungerechtfertigt“ durchringen und Karin Keller-Sutter war «enttäuscht» (sic)… Trump hat diese Statements sicher beeindruckt.

Dass die Schweiz erst kürzlich sämtliche Industriezölle abgeschafft hatte, kratzte die Trump-Administration überhaupt nicht – und verschonte die Eidgenossen nicht von einem sehr hohen «reziproken» Strafzoll. Kurzum: Unsere Politiker im Glashaus glauben immer noch an Facts and Figures, an die Logik und an die Wahrheit. So viel zu ihrer kognitiven Wahrnehmung.

Auslegeordnungen und tatsachenbasierte Erklärungen sind nutzlos. Donald Trump spielt ein Spiel, einen Poker, er amüsiert sich köstlich dabei – und alles ist erlaubt. Dieses Psychogramm, das hinter einer solchen Strategie steht, passt unseren aufrechten Beamten natürlich gar nicht.

Und immer wieder wird das so freundschaftliche Verhältnis mit den USA ins Feld geführt. Ueli der Maurer, um nochmals seinen berühmten Besuch im Oval Office zu erwähnen, durfte sich sogar in die Gästeliste eintragen. „Sänkiu, Mister Präsident!“

Nun, vielleicht merken inzwischen langsam auch alle Magdalenas unserer verklärten Trömp-Anhänger: „There is no free löntsch.“ Und solange die USA Europa als Quasikolonie betrachten, da verteidigungsmässig hoffnungslos ausgeliefert, wird sich das nicht ändern. Das gilt auch für die Schweiz. Ja, so kommen wir langsam bei den Fakten an – bei den real facts, nicht den „alternative facts“. Ob sich Christoph Blocher daran erinnert, dass er einst den Anschluss an die NAFTA vorschlug, zusammen mit Mexiko und Kanada – als Alternative zum EWR quasi? Zollmässig stehen diese beiden Länder gegenüber den USA heute, wie wir wissen, in deep shit.

Die USA haben eigentlich gar kein riesiges Handelsbilanzproblem. Die Gesamthandelsbilanz besteht bekanntlich aus der Warenbilanz und der Dienstleistungsbilanz – was Trump allerdings nicht interessiert. Die Dienstleistungsbilanz der USA kann sich nämlich sehen lassen, sie kompensiert zu einem guten Teil das Defizit der Warenhandelsbilanz. Der neue Pate im Oval Office interessiert sich allerdings nur für Warenströme. Ihn stört beispielsweise, dass die Italiener nicht in einem Dodge Ram durch Neapel zirkeln. Die Dienstleistungen beschäftigen ihn nicht – oder er möchte sie einfach nicht erwähnen, das mag zum Verhandlungsspiel gehören. Vielleicht liess sich klein Donald schon von Pippi Langstrumpf inspirieren: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.“

Bei den Dienstleistungsexporten ist die USA, wie erwähnt, zumindest im Austausch mit industrialisierten Ländern, ganz gut: Während es bei den Waren für die USA im Verhältnis mit der Schweiz tatsächlich schlecht aussieht (51 Milliarden USD Importe stehen nur 15 Milliarden Exporten gegenüber, macht 43 Milliarden Warenhandelsdefizit), brilliert die USA geradezu bei den Dienstleistungen (Exporte in die Schweiz 54 Milliarden, Importe nur 31 Milliarden, also ein US-Überschuss von 23 Milliarden).

Die Schweiz erzielt also im Dienstleistungshandel mit den USA ein deutliches Defizit, die USA einen deutlichen Überschuss. Rechnet man die beiden Bilanzen zusammen (Waren und Dienstleistungen), sieht die Gesamthandelsbilanz nahezu ausgeglichen aus – vor allem, wenn man noch den zahlenverzerrenden Gold- und Edelsteinhandel rausrechnet. Aber wie schon festgestellt: Donald, der gewiefte Businessman, nimmt sich eben die Zahlen raus, die ihm passen.

Die überragenden Dienstleistungsexporte der USA in die Schweiz betreffen vor allem Software/IT-Produkte, Lizenzen und Finanzdienstleistungen. Microsoft, Apple Services, Google Cloud, Netflix oder Disney beispielsweise erzielen Milliardenumsätze. Dazu kommen Bildungsausgaben (so durch die Zahlungen internationaler Studenten) und der Tourismus und Geschäftsreisen. Der Konsum ausländischer Touristen in den USA wird nun mal als Dienstleistungsexport klassifiziert und hat einen positiven Einfluss auf die Bilanz der USA. Da zählen Waldmeyers Aufenthalte im Hotel in New York, die Badeferien in Miami Beach, die vorzeitig gebuchten Inlandflüge und das Steakrestaurant – alles zählt. Sogar die 21 USD für das ungeliebte ESTA-Formular, um überhaupt einreisen zu dürfen.

Nun zu Waldmeyers durchaus ernst gemeintem Vorschlag: Unsere möglichen Vergeltungsmassnahmen könnten Dienstleistungszölle vorsehen. Es wären dann auch „reziproke“ Zölle – frei nach Donald’s Prinzip: Wer mehr verkauft als kauft, muss blechen. Die Berechnungsmethode dieser neuen Dienstleistungszölle liegt auf der Hand: Wir werden den berühmten Milchmädchen-Schlüssel der Trump-Administration verwenden. Wir berechnen unser Dienstleistungsdefizit in Prozent des gesamten Dienstleistungsaustausches, dividieren durch zwei und erhalten eine beautiful tax. Sie wird sogar sehr fair und bescheiden ausfallen, es wurden 14% errechnet. Gleichzeitig wäre dieser Zoll, gefühlt, gar nicht so dramatisch. 14% auf dem Microsoft-Programm oder auf dem Netflixabo? Das würden wir locker wegstecken. Uns selbst würden wir uns damit nicht gross schaden – dies im Vergleich zu den Amerikanern, welche die 31% auf unserer Schoggi nur spüren sollen!

In Deutschland würde die gleiche Berechnungsmethode, also ebenso nach Trump’scher Manier, einen Zoll von nur 2% auf allen Dienstleistungsimporten aus den USA ergeben. Ein extrem tiefer Wert, verglichen mit der Schweiz. Tatsächlich stehen die bescheidenen Dienstleistungsimporte Germaniens von nur 67 Milliarden USD in keinem Verhältnis zur Schweiz (31 Milliarden). Waldmeyer vermutet, dass vielleicht die vielen türkischen Einwanderer in Deutschland nicht Netflix schauen oder es doch am niedrigen Digitalisierungsgrad des Landes liegt. Aber die Überlegung ist irrelevant, weil die EU, gemäss Trump-Prinzip ohnehin einen generellen Dienstleistungszoll von 8% erheben würde.

Unsere 14% dürfen nicht unterschätzt werden, denn sie werden auf einem erheblichen Volumen erhoben, tatsächlich würde dies der Eidgenossenschaft Milliarden in die Bundeskasse spülen. Ja, let’s make Switzerland rich!

Bei der Erhebung der Dienstleistungssteuer sollten die US-Touristen nicht vergessen gehen. Alle aus Amerika Einreisende, die in die Schweiz kommen, müssten mit Zöllen und Gebühren überzogen werden. Es beginnt künftig mit einem schweizerischen ESTA-Formular. Dieser elektronische Einreisezettel würde in der Schweiz allerdings 50 Stutz kosten. Ja, bei uns kostet alles ein bisschen mehr, das lässt sich jedoch immer mit der überragenden helvetischen Qualität erklären.

Als besondere Massnahme würde Waldmeyer gerne eine WAT einführen: Eine Weight Added Tax. Sie wird von besonders übergewichtigen US-Bürgern an der Grenze eingezogen, kommt allerdings erst ab 300 Pfund Trockenkörpergewicht zum Tragen (136 kg). Dann mit 100%, aber sie gilt nur für den ÖV. Da die Billetkontrolleure nicht umständliche Waagen mitschleppen können, muss das Augenmass herhalten und die Added Tax wird so eingezogen, dass einfach zwei Billette pro Person gelöst werden müssen. Allerdings dürfen dann im Tram, im Bus oder in der SBB, selbst aufs Schilthorn rauf, auch zwei Plätze pro Person belegt werden. Unsere einheimischen Mitfahrer würden dann den betroffenen Amerikanern anerkennend zunicken – im Wissen darum, dass sie unseren defizitären ÖV ordentlich mitfinanzieren. Ja, man kriegt bei uns also etwas fürs Geld und die Steuer bleibt damit sozialverträglich. Die WAT bietet übrigens einen weiteren Vorteil: Deren Einnahmen werden laufend steigen, denn die Amerikaner werden immer schwerer. Heute gelten bereits 74% der Amerikaner als übergewichtig, Tendenz steigend.

Das Übergewicht ist bei uns ebenso willkommen, wenn es auch das Portemonnaie betrifft. Denn je höher die Ausgaben der amerikanischen Touristen in der Schweiz, desto mehr Tourismus-Zoll müssen sie künftig abdrücken. Verschiedene Ansätze könnten angedacht werden, so eine Raclettesteuer (plus 31% pro Portion), selbstredend auch eine beautiful tax auf allen Hotelübernachtungen. Eine Sondertaste (goldenes „A“) bei den Geräten für die Kreditkartenabrechnungen könnten den Steuereinzug vereinfachen. Bei den Eintritten (Schaukäserei, Swiss Miniature, allenfalls auch bei Sprüngli am Paradeplatz etc.) könnte allenfalls eher die WAT zum Tragen kommen; sie ist verursachergerechter.

Da der Kaugummikauf und andere Ausgaben der Amis in der Schweiz nicht präzise erhoben werden können, werden wir darauf verzichten. Wichtig ist, dass in der Summe die 14% stimmen. Wir möchten ja nicht mogeln. Die Umsetzung mag etwas anspruchsvoll sein, wir müssten also ein bisschen innovativ sein, damit wir direkt und effizient abkassieren können. Zudem ist sich Waldmeyer bewusst, dass wir uns mit der EU und anderen Ländern in Europa abstimmen sollten. Es wäre schade, wenn die Amerikaner nur wegen dieser Dienstleistungszölle in irgendwelche andere Länder ausweichen würden. Mit Albanien, Nordmazedonien usw. müssten wir uns jedoch nicht absprechen, das Ausweichrisiko wäre vernachlässigbar.

Kurzum: Sollte Trump auf den willkürlich erhobenen Zollandrohungen auf Schweizer Waren beharren, sollten wir in der Schweiz, zusammen mit Resteuropa, reziproke Dienstleistungszölle erheben.

Aber wie gedenkt unser Bundesrat nun tatsächlich, die Kuh vom Eis zu bringen? Die Antwort liegt bereits in der Luft: Es wird ein gut-eidgenössisches Rückzugsgefecht geben, mit Ankündigungen, die möglichst nicht umgesetzt werden müssen. Gleichzeitig wird intern weiter von einem fiktiven Freihandelsabkommen fabuliert werden (welches, zum Leidwesen Waldmeyers, Agrargüter inkl. Tomahawk-Steak, ausschliesst). Und was machen wir Bürger und eine ganze Anzahl betroffener Schweizer Unternehmer mit den USA? Waldmeyer meint: „It‘s time to say Goodbye!“. Zumindest mental und vorübergehend, bis sich der Trump‘sche Nebel gelichtet hat.

Waldmeyer und der Rentenklau

Der Sonntagsmorgen-Tisch bei Waldmeyers in Meisterschwanden bietet die seltene Möglichkeit, Grundsätzliches zu besprechen. Diesen Sonntag war es ein besonders günstiger Moment, denn Charlotte hatte sich zum Tennis abgeseilt. Eine gute Gelegenheit also, um die Kinder ungestört zu kalibrieren. Waldmeyer hatte sich für heute das Thema «Rente» vorgenommen.

«Charlotte hat mir verraten, dass ihr beide damals für die 13. AHV gestimmt habt. Ihr seid eine Lichtgestalt in der Sozialwelt. Dafür möchte ich euch danken. Ihr seid nämlich ziemlich selbstlos, denn  i c h  werde die 13. einmal erhalten, ihr aber nicht. Die 13. kostet uns übrigens rund fünf Milliarden zusätzlich pro Jahr. Lara, weisst du, wie viele Nullen eine Milliarde hat?»

Lara tippte auf ihrem Handy rum und fand keine schlüssige Antwort. „Du bist entschuldigt, Lara, denn ein Grossteil der Stimmbürger weiss es auch nicht. Aber zum Vergleich: Es entspricht etwa der Summe, die uns jährlich die Landwirtschaft kostet oder die Armee. Jährlich. Hätten die Stimmbürger die Grössenverhältnisse gekannt, hätten sie vielleicht anders gestimmt. Aber Elisabeth wusste das mit den Nullen vielleicht auch nicht.“

„Elisabeth who?“, wollte Lara wissen.

«Elisabeth Baume-Schneider, die Bundesrätin. Die mit den Schwarznasenschafen.»

Noa blickte kurz von seinem Handy auf, noch etwas vom Restalkohol des Vorabends gekennzeichnet. Was sein Vater heute nun schon wieder vorhatte? Noa, nach ein paar Semestern Studium in Betriebswirtschaft, witterte eine Falle. Lara blieb – vorerst – noch indifferent.

Wir werden zu alt

Waldmeyer holte aus und erklärte die Finanzierungsprobleme unserer Sozialsysteme. So wird zum Beispiel die AHV langfristig nicht gesichert sein. In rund 15 Jahren werden auf jeden AHV-Bezüger nur noch zwei Beitragszahler kommen, wenn überhaupt. Ja, wir werden zu alt. Bei der Einführung der AHV betrug die Restlebenszeit noch ein paar wenige Jahre, heute hingegen haben die 65-Jährigen noch rund 20 Jahre vor sich. Und sie werden immer mehr. Im Strassenbild wird es bald nur noch Greise geben, vielleicht noch ein paar jüngere Mitbürger, mit anderer Hautfarbe und schäbig gekleidet, welche kaum ins Rentensystem einzahlen. Genau gleich wird es sich mit den privaten Pensionskassen verhalten: Immer weniger werden immer mehr unterhalten müssen – womit immer weniger Rente verbleibt. Eine Anpassung der Systeme ist kaum möglich, die verschiedenen Abstimmungen der Bürger zeigen es. Nun war auch Lara dabei, sie runzelte die Stirn.

Rentenalter 75?

Das Rentenalter wird folglich zwingend heraufgesetzt werden müssen. Auf 70 oder gar 75 Jahre? Oder noch höher? Oder die Renten müssen drastisch gekürzt werden. Oder die Beiträge massiv erhöht werden. Oder der Staat wird einschiessen müssen, aber dann muss er die Steuern erhöhen. So beispielsweise auch die MWST, damit gerade auch die Rentner schön mitzahlen. Alle diese Lösungen werden vom Souverän wohl erst abgelehnt werden, aber kurz, nur ganz kurz vor dem Kollaps der AHV, zum Beispiel, so Waldmeyer, wird dann zu einer Radikallösung gegriffen werden.

Endlich hatte Waldmeyer die Aufmerksamkeit von Noa und Lara. Lara runzelte erneut die Stirn: «Nein, nein, so weit wird es nicht kommen, die werden eine bessere Lösung finden», warf sie ein.

Waldmeyer baute nun seine geballte Sprachkraft auf: «Nun, mit «die» meinst du euch, ja?» entgegnete er und kam langsam in Fahrt.

Der offene Geheimplan der Linken und der Grünen

In der Folge erklärte Waldmeyer die Bestrebungen der Grünen und der SP: Sie steuern auf eine staatliche Einheitsrente hin. Das Ziel soll die Verstaatlichung der 2. Säule sein. So gab es bereits einen parlamentarischen Vorstoss in diese Richtung. Dieser kam nicht durch –zumindest vorerst nicht. Aber es wird weitere Vorstösse geben. Ein solches Unterfangen, nämlich die «Fusion» der staatlichen und privaten Rentensysteme, wäre zwar nicht leicht umzusetzen, denn das hätte Enteignungscharakter. Aber nichts ist unmöglich, wenn letztlich die Mehrheit der Bevölkerung dafür stimmen würde. Eine von den Gewerkschaften initiierte Initiative, mit Sukkurs der Grünen, der SP und der Juso, könnte zu einem Durchbruch führen.

«Dann würde ich auswandern. Ich würde vorher die Kohle beziehen und einfach abhauen», warf Noa ein.

Grosse Hindernisse beim Kapitalbezug

Das wäre tatsächlich eine Lösung: Die Kohle einfach beziehen. Allerdings geht das nicht so einfach, wenn das Auswanderungsland in der EU liegt oder ein EFTA-Staat ist. Dann kann man sein angespartes Rentenguthaben aus der Pensionskasse nicht einfach so als Kapitalbezug «beziehen» und auswandern: Nur der überobligatorische Teil der PK und die Säule 3a können bezogen werden. Und wenn der Auswanderungszeitpunkt nach dem Renteneintritt liegt, sind allfällige Entscheidungen eh zu spät: Die Wahl zwischen Rentenzahlung und Kapitalbezug muss vorher stattgefunden haben.

«Ihr müsstet aus Europa raus. Ausser ihr wollt nach Serbien. Oder nach Bosnien.»

«Ich geh dann eh nach Miami», verkündete Noa überzeugt, «oder nach Kalifornien und gründe eine Kryptowährung!» Waldmeyer weiss genau, wie er bei den Ideen seines Sohnes reagieren muss: «Gut so, mach das!»

Der zweite Geheimplan

Dieser ist eigentlich nicht geheim, wurde aber in der gleichen politischen Ecke fabriziert: Die steuerliche Bevorzugung des Kapitalbezuges der Pensionskasse soll fallen. Für grössere Summen käme dann als Alternative vermutlich nur noch die Rente in Frage. Damit wird allerdings das ganze System der Säulen 2 und 3 in Frage gestellt. Waldmeyer weiss, was schon heute zu tun ist. Erstens: keine freiwilligen Einzahlungen mehr in Rentensysteme. Zweitens: Take the money and run. Das heisst, wenn immer möglich jetzt schon Rentenkapitalien beziehen, zur Reduktion von Hypotheken oder im Rahmen einer Teilpensionierung. Das Vertrauen in Bundesbern ist dahin.

Die AHV sich als Kapital auszahlen lassen…?

Bei der AHV ist alles noch schwieriger. Kann die AHV tatsächlich frühzeitig als Kapital bezogen werden?

Ja, da gibt es ein paar Schlupflöcher! Wenn man dem Risiko entfliehen möchte, später einmal nur noch eine reduzierte Rente zu kriegen, obwohl man Jahre oder Jahrzehnte einbezahlt hat, weil diese staatliche Kasse pleite ist, könnte man proaktiv mit einem Kapitalbezug reagieren. Also nicht erst warten, bis man 65 wird (oder eben 70), sondern schon frühzeitig das Weite suchen. Take the money and run. Also sich die AHV frühzeitig auszahlen lassen, indem man sich ins Ausland absetzt. «Das geht aber nicht», warf nun Lara ein. Die Eltern von Fatima, ihrer Studienfreundin an der Uni (Basel, Ethnologie, schon länger), seien nun mit 55 wieder zurück nach Portugal gezogen. Die Hälfte der PK hätten sie zwar mitnehmen können und damit das Haus in Porto fertiggebaut, die AHV konnten sie aber nicht abheben, die bleibt nun in der Schweiz eingefroren und sie müssen 10 Jahre warten, bis sie monatlich als Pension überwiesen wird. Fatimas Mutter putze nun inzwischen in Haushalten von Expats, das bringe am meisten ein.

«Bosnien», warf Waldmeyer ein, «das wäre eine elegante Lösung». Fatimas Eltern hätten nach Bosnien auswandern sollen. Tatsächlich gibt es gewisse Länder, rund ein Dutzend, in die man die AHV-Kohle frühzeitig und komplett mitnehmen kann, mit einer richtigen «Auszahlung».

«Spinnst du Dad, wer geht denn schon in ein muslimisches Land und läuft dann mit einem Kopftuch rum!»

Notfalls nach Albanien

Waldmeyer klärte weiter auf. Man könnte auch in die Türkei auswandern (allerdings auch muslimisch). Oder nach Albanien (auch). Oder nach Japan. Wichtig ist, dass man sofort einen Ehepartner mit dieser Staatsbürgschaft findet, Staatsbürger des auserkorenen Landes wird und den Schweizer Pass zurückgibt. Dann kann man die AHV tatsächlich frühzeitig als Kapital beziehen. Einfacher noch geht es, wenn man, nur beispielsweise, bereits Albaner ist, keinen Schweizer Pass hat und in sein Heimatland zurückgeht. Ja, so kann man sich die AHV sichern, cash auszahlen lassen und nicht Gefahr laufen, dass diese später einmal bankrott ist, weil es in der Schweiz nur noch alte Leute gibt und niemand mehr einzahlt.

Der Worst Case: Die Einheitsrente

Wenn die Einheitsrente kommt, also die staatliche Rente aus der fusionierten AHV und PK, wird die komplette Umverteilung der Ersparnisse stattfinden. Ein Blick nach Deutschland zeigt, in welche Abgründe man da mit einer umfassenden Volksrente blicken kann: Die Beitragssätze werden dort demnächst auf 22% erhöht. Aber es wird nichts nützen, denn die Renten bleiben trotzdem tief, und das System wird unweigerlich kollabieren – zumal immer mehr tüchtige Beitragszahler abwandern. In die Schweiz z.B., dort sind sie als Beitragszahler in unsere Sozialsysteme hochwillkommen.

Aber zurück zur möglichen Auswanderung. Es könnte nämlich noch dicker kommen. Waldmeyer dozierte weiter am Frühstückstisch, dass bei einer dergestalt, nach sozialistischem Muster umgestalteten einheitlichen Volksrente ein Kapitalbezug natürlich nicht mehr möglich wäre. Auch hier macht es Deutschland übrigens vor, wie geschäftstüchtig ein Staat sein kann (zumindest beim Steuereintreiben): Wandert man aus, muss die Rente nicht etwa in der neuen Heimat versteuert werden, sondern tatsächlich immer in Deutschland. «Das ist Fiskalterrorismus», meinte Waldmeyer vielsagend.

Waldmeyer fasst zusammen

«Also, ihr müsst künftig einfach gut verdienen und möglichst alle Ersparnisse separat auf die hohe Kante legen. Ihr könnt euch nicht auf Renten verlassen, weder auf staatliche, die ihr in 40 oder mehr Jahren einmal (vielleicht) erhalten werdet – noch auf private, welche vielleicht einmal verallgemeinert werden oder nur mit horrenden Steuertarifen bezogen werden können. Also bitte alles schön selber auf die Seite legen. Aber schön, habt ihr für die 13. AHV gestimmt, die ihr jetzt mitfinanzieren dürft!»

Noa tippte derweil auf seinem Handy rum. «Du bist schon am Rechnen, Noa, gell!», triumphierte Waldmeyer. «Nein, ich schaue nach Flügen nach Kalifornien», grinste Noa zurück.

Waldmeyer und das Geheimnis der Seltenen Erden

Den Frieden in der Ukraine konnte Trump zwar nicht binnen 24 Stunden, wie versprochen, herstellen. Es mag nun etwas länger dauern, bis die Kuh vom Eis ist, und der Deal wird ausserdem ganz anders aussehen, als dies Europa geplant hatte. Vielleicht träumt Trump, in seiner kognitiven Wahrnehmung, bereits vom Friedensnobelpreis. Der Hintergrund des Deals, so wird immer klarer, ist allerdings kein militärischer, schon gar nicht ein humanistischer. Es ist ein ganz anderer, es ist ein simples Geschäftsmodell. Waldmeyer hinterleuchtet.

Wir ahnten es schon: Der Ukraine-Friedensdeal der USA ist de facto ein banaler Handelsdeal! Trump möchte sich wertvolle Rohstoffe und die Seltenen Erden der Ukraine krallen. Es geht indessen nur vordergründig um die Ukraine, es geht um Geschäfte mit Russland. Aber alles der Reihe nach.

Die ganze Welt hat ein Problem mit diesen begehrten Metallen und Seltenen Erden – weil sie eben selten sind. Aber sie sind matchentscheidend, um Hochtechnologie-Güter herzustellen. Es geht dabei nicht nur um Silizium oder Lithium, Halbmetalle und Metalle, zwar begehrt, aber nicht so selten. Seltene Erden kennen wir namentlich kaum, weil sie, nicht überraschend, so selten sind, sie heissen beispielsweise Erbium oder Yttrium, Cer oder Terbium.

Waldmeyer verbrachte letzten Sonntagmorgen zusammen mit seinem besten neuen Freund, der KI. Er machte sich, zusammen mit ChatGPT, schlau betreffend diese Seltenen Erden. Er schaute gleichzeitig aus seinem Bürofenster in Meisterschwanden und blickte auf die Wiesen, die sein bescheidenes Anwesen vom Hallwilersee trennen. Unter den satten, grünen Wiesen steckt auch Erde, aber wohl nicht seltene, denn sonst würde der Hablützel Ruedi hier mit Sicherheit graben und nicht die Kühe weiden lassen, überlegte Waldmeyer. Waldmeyer weiss, dass ein paar dieser raren Erden in Elektroautos verbaut werden. «Zum Glück haben wir nie so einen blöden Tesla gekauft, sonst wären wir auch von diesen Seltenen Erden abhängig!», meldete Waldmeyer zu Charlotte rüber.

«Du bist so oder so abhängig, lieber Max», erwiderte Charlotte, «in deinem iPhone steckt Europium, in den LED-Lampen Terbium, im Katalysator deines Autos (Anm. der Red.: Porsche Cayenne, schwarz, innen auch) wurde Cer verbaut und in der Überwachungskamera Lanthan!» Waldmeyer war erst verblüfft, dann aber beruhigt, als er entdeckte, dass Charlotte sich inzwischen auch bei Chat auf ihrem Tablet eingeloggt hatte.

Waldmeyer erkannte, dass Seltene Erden tatsächlich unverzichtbar sind für moderne Technologien – für viele Elektro- und Elektronikgeräte, über Fahrzeug- und Medizinaltechnik, Windräder, Glasfaserprodukte, bis hin zur Raumfahrt.

Die Krux liegt nun darin, dass fast die Hälfte des Weltvorkommens dieser kostbaren Metalle in China liegen. Und nicht genug, China möchte die absolute Kontrolle darüber erlangen. Die 2013 gestartete Belt and Road Initiative war natürlich kein humanitäres Projekt. Es ging einerseits darum, sich weltweit Abbaustätten zu sichern, andererseits auch, um die Transportwege, raffiniert getarnt als «neue Seidenstrasse», dafür zu gewährleisten. Nicht vergeblich investiert China in ganz Asien, Afrika und Südamerika in allerlei Projekte, handelt Knebelverträge aus und sichert sich so seine industrielle Beschaffung.

Die Seltenen Erden sind das neue Gold: Sie sind ungemein wertvoll und man kommt um sie einfach nicht mehr herum. Wer sie hat, ist in der Lage, technologisch anspruchsvolle Güter zu produzieren. Wer sie nicht hat, muss Käse oder Uhren oder Pillen herstellen und exportieren, wie die Schweiz. Und ist dann darauf angewiesen, die Seltenen Erden teuer irgendwo einzukaufen. Noch eleganter ist es, wenn man gleich die fertigen Produkte kauft, teuer allerdings, in denen diese ominösen Erden stecken – dann ist es vielleicht einerlei, wer sie wo reingetan hat.

Leider liegen die Seltenen Erden nur an wenigen Orten in Europa und in den USA. Schon interessanter ist da Kanada, dort gibt es attraktive Vorkommen. Kein Wunder also, würde die neue US-Administration Kanada gerne als 51. Staat aufnehmen. Man muss ja nur auf die Landkarte schauen, denn da stimmt etwas nicht. Alaska, ganz oben links auf dem Kontinent, ist durch dieses störende riesige Gebiet, angeschrieben mit «Kanada», von den anderen US-Staaten abgetrennt, zum Teil mit einer willkürlich gezogenen, ganz geraden Staatsgrenze.

    Dass unter der dicken grönländischen Eisdecke unter anderem Neodym, Praseodym oder Dysprosium liegen – wichtige Stoffe für die Herstellung von Hightech-Magneten und Elektroautos – ist ebenso interessant. Keine Überraschung also, ist Donald der Auserwählte scharf auf diese Super-Metalle und die ganze Insel (welche praktischerweise eh schon auf der amerikanischen Kontinentalplatte liegt).

In diesem Kontext begreifen wir nun auch diesen schelmischen Ukraine-Deal besser, welcher u.a. Sicherheit gegen die Abtretung von 50% der Vorkommen diverser Rohstoffe und Seltener Erden an die USA vorsieht: Wenn schon der Kanada-Deal und auch der Grönland-Deal nicht in trockenen Tüchern sind, macht es durchaus Sinn, es in der Ukraine zu versuchen. Da schlummern zum Beispiel bemerkenswerte Vorräte an Neodym, wie erwähnt ein unverzichtbarer Stoff für die Herstellung in der Elektronik.

Trump und seine Oligarchenfreunde sind dabei nicht nur die Details eines «Friedensdeals» oder die Hegemoniebestrebungen Russlands egal. Ihnen ist auch egal, mit einem Paria-Staat wieder zu kooperieren. Wenn die NATO zerfällt, ist das auch egal, die war immer defizitär in ihren Augen, und wenn der Westen zusehends auseinanderbricht, ist das ebenso einerlei.

Egal ist auch, wenn sich Russland, nach einem Friedensschluss mit der Ukraine, nicht so genau an einen Friedensplan halten wird. Gleichzeitig werden die Störmanöver in vielen ehemaligen und heute freien Ostblockländer vermutlich fortgesetzt: In Georgien beispielsweise. Oder in der Moldau, mit der Beeinflussung der freien Wahlen. In Rumänien versuchte man, einen russlandfreundlichen Oligarchen mittels Trolls, Fakenews und viel Geld als neuen Präsidenten zu installieren. In Bulgarien wird gedreckelt, auch in den serbischen Provinzen von Bosnien-Herzegowina. Serbien selbst erhält direkte Unterstützung, Marine Le Pen früher mit Sicherheit. Die AfD und die FPÖ unterhalten rege freundschaftliche Kontakte mit Russland, Ungarn und die Slowakei eh. Die hybride und verdeckte Kriegsführung Russlands gegenüber europäischen Staaten ist eine weitere Tatsache: Unterseekabel werden gekappt, Drohnen in den Westen geschickt, gar klandestine Anschläge verübt. Der neuen US-Führung ist das alles egal, denn das findet weit weg statt und ist ein europäisches Problem. China ist die neue Bedrohung, der Kontrollverlust im pazifischen Raum ein viel wichtigeres Thema. Über dem Scheiterhaufen der jüngsten Geschichte wird, was die Ukraine betrifft, einmal ein Schild prangen mit dem Wort „Friede?“, allerdings mit einem grossen Fragezeigen.

Aber zurück zum möglichen Rohstoff-Pakt mit der Ukraine: Das wäre tatsächlich ein super Deal. Die Europäer müssten sich verpflichten, den Frieden in der Ukraine zu garantieren, und die USA würden sich der kostspieligen Unterstützung der Ukraine entledigen – im Gegenzug ungestört in der Lage sein, diese feinen Mineralien ausbuddeln zu können. Ja, so sehen lukrative Deals aus: Die Kosten müssen outgesourct, die Gewinne selbst eingestrichen werden. Trump ist ja nicht blöd, er ist ein gewiefter Geschäftsmann.

Jetzt kommt allerdings das dicke Ende: Die Ukraine ist nämlich nur die Spitze des vorteilhaften Deals. In Wahrheit geht es um viel, viel mehr, nämlich um den künftigen Handel der USA mit Russland. Die USA werden davon ausgehen, dass mit einem Friedensplan in der Ukraine diese lästigen Sanktionen gegenüber Russland vom Tisch sind. Putin, Kriegsverbrecher und bedeutendster Angriffsaggressor seit Hitlers Überfall auf Polen 1939, wird rehabilitiert werden. Der Kremlherr wird wohl auch nicht verpflichtet werden, Reparationszahlungen an die Ukraine abzudrücken. Das Land wird selbstredend nur von den Europäern wieder aufgebaut werden. Auch die Schweiz wird ihren Beitrag leisten, so könnte sie beispielsweise ein ordentliches Bankensystem aufbauen, eine Schaukäserei erstellen oder aufzeigen, wie man kantonale, komplizierte Verfassungen realisiert. Sie könnte auch einen Vorschlag für ein verkehrsfreies Kiew ausarbeiten und ausgediente Verkehrsradars liefern.

Aber aus Sicht der USA ist ein Wiederaufbau des versehrten Landes gar nicht nötig. Das bringt nämlich überhaupt nichts für die geplanten Bergbau-Aktivitäten. Die feinen Mineralien liegen ja nicht in den Städten, die hatte der Herrgott glücklicherweise eher etwas ausserhalb angesiedelt. Und «ausserhalb» ist ziemlich gross, rund 15-mal grösser als Helvetien.

Waldmeyer hatte sich die Mühe genommen, sich etwas in den von den USA ausgearbeiteten Rohstoffvertrag einzulesen, der Selensky zur Unterschrift vorgelegt wurde. Grosszügigerweise stand da auch noch etwas von Aufbauhilfe – allerdings nur für die Abbaugebiete der Rohstoffe…

Waldmeyer wandte sich nun wieder Russland zu. Da stimmt etwas nicht mit dem Handelsvolumen zwischen den USA und Russland. 2011 betrug dieses noch 43 Milliarden USD pro Jahr, heute nur noch gut 4 Milliarden. Zum Vergleich: Mit der Schweiz liegt es heute bei 70 Milliarden.

Schuld an dem kümmerlichen Handelsaustausch mit Russland sind vor allem die Sanktionen. Das wird jetzt neu als eine Verschwendung betrachtet, denn die USA könnten ihre grossen schönen Fahrzeuge und die Steaks liefern, im Gegenzug könnte Russland Rohstoffe verschicken. Russland verfügt über die zweitgrössten Reserven der Welt an Seltenen Erden. Über grosse Mengen an Yttrium beispielsweise oder Lanthan, beides unverzichtbare Metalle für die Produktion von Bildschirmen oder Elektromotoren.

Elon Musk wird wohl auch scharf sein auf Dysprosium und Praseodym: zwei Seltene Erden, die sowohl in ukrainischen als auch in russischen Böden schlummern und die in der Raumfahrtindustrie gebraucht werden. Elon wäre entzückt, er könnte sie für seine Raketenspiele verwenden.

Insgesamt könnte sich ein Handelsvolumen USA/Russland von 100 bis 200 Milliarden ergeben. Aber kein Deal ohne Ukraine-Frieden, erst müssen die Russland-Sanktionen weg – und zwar subito.

Ja, wir sollten uns ein Beispiel an den USA nehmen. Die denken strategisch, die tun was. Sie sind einfach geschäftstüchtig, da sollten wir uns eine Scheibe abschneiden. Bundesrat Parmelin, unser Wirtschaftsminister, sollte das US-Konzept einmal genauer studieren. Wir könnten wieder unsere schönen Uhren nach Moskau liefern, im Gegenzug erhalten wir dann ebenso schönes, silbern-funkelndes Yttrium. Waldmeyer kratzt sich am Kopf: Sollten wir wirklich so dazulernen?

Waldmeyer und die Psyche der Deutschen

Der wirtschaftliche Niedergang unserer Nachbarn ist ärgerlich, weil das auch auf Helvetien abfärbt. Und es werden allerlei dumme antikapitalistische Ideen importiert. Italien und Frankreich scheinen heute kaum mehr regierbar zu sein, und Deutschland, der bei weitem wichtigste Handelspartner der Schweiz, kommt aus dem Schlamassel nicht heraus. Max Waldmeyer sieht dafür tiefere Gründe und lässt sich von Rebecca Carpenter interviewen.

 

Rebecca Carpenter: Max Waldmeyer, du hast schon mal den etwas plakativen Begriff der «teutonischen Kernschmelze» geprägt. Wir wollen der Sache nochmals etwas auf den Grund gehen. Welches Psychogramm müsste denn ein Bürger haben, um ein optimales Wirtschaftssubjekt darzustellen? Oder: Eignet sich der Deutsche überhaupt, um eine Volkswirtschaft vorwärtszubringen? Und: Auf der Welt gibt es ganz unterschiedliche Charaktere der Völker. Was sind denn die ausschlaggebenden Ausprägungen für einen wirtschaftlichen Erfolg?

 

Max Waldmeyer: Ja, die Unterschiede sind nur schon im kleinen Europa mit Händen zu greifen. Wenn wir, leicht überzeichnet, sehen, wie z.B. die Italiener sind: nämlich Chaoten, aber oft mit viel Improvisationskunst. Die Franzosen sind zwar arrogant, aber das muss sich wirtschaftlich nicht per se negativ bemerkbar machen. Die Griechen, so wird kolportiert, halten es mit der Ehrlichkeit nicht immer genau, was sich zwangsläufig nachteilig auswirkt. Die Engländer haben gar nie richtig arbeiten müssen, die hatten ihre Kolonien, ein geniales System von Outsourcing wurde da entwickelt. Die Spanier haben die Siesta erfunden, was sich allerdings immer wieder hemmend im Arbeitsverhalten manifestiert. Die Portugiesen dagegen waren dem rauen Atlantik ausgesetzt, die durften also nicht mediterran sein, sie mussten immer etwas mehr arbeiten, hatten am Ende ihrer Kolonialzeit allerdings alles verloren. Die Amerikaner, Kanadier und die Australier waren alles rührige Einwanderer aus Europa, die meisten aus dem Vereinigten Königreich und aus Irland. Da waren jedoch auch ein paar deportierte Pferdediebe dabei – aber zur Verschiffung gelangte schon mal eine arbeitssame Auslese. Die Chinesen sind unglaublich leistungsfähig und geldgetrieben, das hilft bei der Entwicklung. Die Japaner andererseits waren einfach gezwungen, clever zu sein, verfügten sie doch über keine Rohstoffe, sie gehören heute zu den erfolgreichsten Wirtschaftsnationen – wenn sie auch ausgesprochen humorlos sind.

Das sagt man auch von den Deutschen.

Japaner sind nicht lustig. Deutsche aber auch nicht immer. Es fehlt oft an Humor. Im Süden Deutschlands ist noch etwas vorhanden, gegen Norden flacht es ab, insbesondere im deutschen Rustbelt (Anmerkung der Redaktion: im erweiterten Ruhrgebiet, in der Region mit Düsseldorf, Dortmund, Essen, Köln etc.). Im Norden dann blitzt so was wie ein bisschen englischer schwarzer Humor auf, die Hamburger z.B. weisen einen durchaus intelligenten Stil auf. Im Osten Deutschlands dann grassiert die absolute Humorlosigkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob das der Geschichte geschuldet ist, aber es ist so. Generell gilt: Deutsche sind anders. No grey area, only black and white. Da ist immer etwas Absolutes dabei, oft etwas Verstocktes. Das ist natürlich nicht sehr hilfreich für eine prosperierende Entwicklung einer offenen Volkswirtschaft.

Vielleicht liegt einfach alles im zufälligen Verlauf der Historie?

Manchmal lohnt sich tatsächlich ein Blick zurück in der Geschichte. Da gab es allerdings Hochkulturen, die sind heute nur noch ein Schatten ihrer selbst. Vor allem wirtschaftlich.

Von den Mayas und den Azteken sprechen wir heute überhaupt nicht mehr. Die hochentwickelten Perser, heute Iraner, steinigen ihre Frauen. Die Imperien der Griechen und der Römer sind versunken.

Aber es waren nicht nur Hochkulturen, die eine grosse wirtschaftliche Blüte erschufen. Frankreich beispielsweise war nie eine Hochkultur, auch wenn die Gallier ein Auslaufprodukt der Römer sind; sie kolonialisierten aber ziemlich erfolgreich die Welt und organisierten ihren Laden zuhause ganz leidlich. Die Briten ebenso, die haben es fast noch besser gemacht, sie profitieren noch heute von den Pfründen ihres Commonwealth, König Charles z.B. darf mit Vergnügen seine Untertanen in Australien besuchen.

Nun, jetzt bewegen wir uns langsam auf dünnem historisch-philosophischem Eis!

Auf jeden Fall: Die Deutschen waren nie Bürger einer Hochkultur. Aber da gab es bisweilen schon ein paar ganz erhellende Zeitabschnitte. Dieser Ludwig der II. zum Beispiel war ein lustiger Kerl. Oder was die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg erschaffen hatten, war beachtlich – wenn auch aus der Not heraus und nur dank dem Marschallplan.

Es wird immer wieder die Theorie vertreten, dass ein Land möglichst wenig Rohstoffe haben sollte, um innovativ und wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Ja, ich sehe das, mit Einschränkungen, auch so. Die Schweiz beispielsweise hatte gar keine Wahl, sie musste sich mit Fleiss, Erfindergeist und Handel behelfen. Hätte sie es nicht getan, wäre sie heute immer noch ein bedauernswertes Volk aus Bauern und Söldnern. Das Land würde sich vielleicht, geografisch bedingt, als grosser Mittelempfänger in der EU wiederfinden. Die Deutschen übrigens hatten immer mehr Rohstoffe als wir, ein Grossteil der Bevölkerung wohnt ja heute noch auf einem riesigen Kohleberg, der fleissig abgebaut wird. Ein Teil des Landes arbeitet so noch im Primärsektor, auf der untersten Entwicklungsstufe der Makroökonomie. Und von den Russen bezogen sie während Jahren fast uneingeschränkt billiges Öl und Gas, als ob es ihnen gehören würde. Das ist der Fluch der Rohstoffe: Wenn die im Überfluss und günstig zu haben sind, tritt Lethargie ein. Man müsste den Ländern die Rohstoffe wegnehmen, dann würden sie sich vielleicht ordentlicher entwickeln. Vielleicht sollte man den Deutschen die Kohle wegnehmen.

 

Du sprichst den Fluch des Erdöls an: Gewisse Staaten auf der Welt sind damit stinkreich geworden, erlangten aber nie einen gesunden Status einer Volkswirtschaft.

So ist es: Nigeria oder Venezuela könnten auf der Entwicklungsstufe der Emirate stehen, hätten sie die Pfründen der Erdöleinnahmen etwas anständiger verteilt. Die Rohstoffe verhindern in der Regel immer echte Wertschöpfung. Hätte die Schweiz Erdöl gehabt, gäbe es vielleicht das Schweizer Taschenmesser gar nicht. Die Russen übrigens haben noch nie was Gescheites produziert, sie exportieren nur Erdöl, Erdgas, Waffen und Trolls. Nicht mal Wodka, darin sind die Schweden gut.

Jetzt schweifen wir aber etwas ab. Also zurück zu Deutschland und zur Psyche des Bürgers: Ist diese nun gut oder schlecht für die wirtschaftliche Entwicklung?

Ich denke, diese Analyse ist schon wichtig. Weniger die Frage, ob Humor mehr Wirtschaftsleistung produziert. Wir müssen indessen irgendwie begreifen, wie sich der Deutsche in der Welt und im Markt, im Wettbewerb bewegt. Dann verstehen wir die Resultate. Die Psyche der Unternehmer und der Arbeitnehmer spielt da schon eine Rolle. Es mag heute vielleicht zwei erfolgreiche Ausprägungen einer volkswirtschaftlichen Entwicklung geben, die auf der Psyche der Gesellschaft basiert: die offene, innovative Haltung – so in den USA, ausgeprägt beispielsweise in Kalifornien – und die disziplin- und geldgetriebene Psyche der asiatischen Länder. Deutschland hat nichts von beidem. Früher wurden diese Mankos durch eine arbeitssame Haltung kompensiert. Wie wir wissen, ist das vorbei, denn jeder bastelt heute nur noch an seiner Work-Life-Balance rum. Da kommt dann, makroökonomisch gesehen, nicht mehr viel raus.

 

Natürlich ist es offensichtlich, dass eine Volkswirtschaft leidet, wenn nur noch auf Zuruf gearbeitet wird. Nine-to-five sozusagen. Am Freitag to-twelve.

Für einen Teil der Industrie mögen nicht zu profund denkende Heerscharen von Arbeitenden vielleicht hilfreich sein. Das war aber eher früher ein günstiger Umstand, zu Beginn der Industrialisierung, da war etwas Kadavergehorsam ganz willkommen. Ein Gutteil der deutschen Bürger schätzt es auch heute noch, in einem grossen Räderwerk einer grossen Firma unterzugehen. Alles ist durchgetaktet, jeder weiss genau, was er zu tun hat, und Obrigkeitshörigkeit herrscht vor. Jeder führt aus. Die grossen Konzerne profitieren durchaus von dieser Denke, vor allem die Firmen, die weniger innovationslastig sind. Also die Mid-Tech-Industrie, die Chemie, die Pharmabranche. Da braucht es weniger kluge Nerds im Kapuzenpullover, die geniale Inputs einbringen.

Du willst doch nicht sagen, dass das Outfit der Arbeitnehmenden einen Einfluss auf die Volkswirtschaft hat?

Doch, indirekt schon! In den klassischen deutschen Konzernen springt das vorab männlich dominierte Management immer noch im Dreiteiler rum, mit Krawatte, mit akkurat gebundenem doppelten Windsor-Knoten. Also nichts von Rollkragenpullover und Sneakers. Das mögen Äusserlichkeiten sein, aber es sind eben die Insignien des Stillstandes. Da wird auf Distanz gemacht.

In Kalifornien begrüsst man sich mit «how you’re doing», das Gegenüber antwortet dann auch mit «how you’re doing». Vielleicht lässt man in den Korridoren der Firma auch nur ein «Hi» fallen. In Deutschland ist das anders: «Guten Tag, wie geht’s Ihnen». «Danke, gut, und Ihnen?» «Nichts zu beklagen, danke». Das wäre ungefähr die Minimalkonversation, welche indessen bereits ein paar wertvolle Sekunden Arbeitszeit verbraucht hat, nur Distanz zementiert und sicher keine Basis für ein innovatives Brainstorming ist. Und dann kommt noch etwas hinzu, z.B. in Kalifornien: Man würde dann auf dem Korridor, am Freitagmorgen, gleich noch etwas Positives mitteilen: «I‘ll try to finish the profile for this project M4 till tonight!” “Great.”

Und wie würde eine solche Konversation denn in Deutschland ablaufen?

Nun, zum Beispiel so: “Ich mach dann mittags mal Schluss, ich fahr noch südwärts». «Toll. Ich hol die Kleine von der Schule, dann geht’s ab in den Streichelzoo.»

Also: Es geht um die unterschiedliche Haltung, die Bereitschaft, eine Extra Mile zu leisten. Nicht alles ist perfekt in anderen Ländern, beileibe nicht, es gibt auch viel Misere. Aber die Deutschen sind definitiv in der Wohlstandfalle angekommen – obwohl der Wohlstand dort ja gar nicht flächendeckend verbreitet ist.

Hat das deutsche Modell also ausgedient?

Im Moment ja, ganz klar. Aber das urdeutsche Modell, so wie es nach dem Krieg bis anfangs der 70er Jahre bestanden hatte, hätte überhaupt nicht ausgedient. Es wurde jedoch komplett verwässert, denn der allmächtige Staat kam, der allen die Verantwortung klaute. Im Gegenzug hat er eine verblüffende Regeldichte erstellt.

Zum Glück hatte Deutschland die Chance, über eine sehr starke Grossindustrie zu verfügen. Diese Räderwerke konnten immer viel Umsatz abspulen. Sie wurden vom Staat die ganze Zeit stark unterstützt, politisch, mit wirtschaftlichen Hilfen, Steuererleichterungen etc. Währenddessen verbluteten allerdings die KMU. Das Resultat sieht man heute: Es gibt nach wie vor ein paar sehr erfolgreiche Grosskonzerne, auch im Dienstleistungsbereich, währenddessen die kleineren Firmen verkümmern. Ich glaube, wenn ich etwas nicht sein wollte, dann wäre es ein mittelständiger Unternehmer in Deutschland. Vielleicht wäre ich deshalb eher Chef eines Grosskonzerns – dann müsste ich mich allerdings mit den Gewerkschaften, einer verqueren Politik und Bürgern rumschlagen, die ganz anderes als Arbeiten im Kopf haben.

Mit dem Regierungswechsel soll nun ja alles anders werden.

Ich bin ebenso froh, nicht Teil dieser neuen Regierung zu sein. Denn die hat ein grosses Problem: Sie kann ja das Volk nicht auswechseln.

Nun, Du wirst kein mittelständisches Unternehmen führen müssen, auch keine Regierung. Zu solchen Strafen werden wir dich nicht verdonnern, Max! Herzlichen Dank für die erhellenden Einblicke in deine Analysen!

Waldmeyer und Trumps Attacke auf die Schweiz

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Attacke ist noch nicht da. Aber Waldmeyer ist überzeugt, dass diese zeitnah kommen wird. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Schweiz hat ein grosses, latentes und noch wenig bewirtschaftetes Problem. Irgendjemand wird es Trump flüstern, und dann wird sich unsere Regierung warm anziehen müssen.

Trump wird sich zu Beginn seiner Regentschaft nun vieles vorknöpfen – schliesslich muss er doch einige Versprechen einlösen. Dass er – wie versprochen – gleich den Benzinpreis halbieren und die Lebensmittelpreise senken wird, ist natürlich eine alberne Vorstellung. Vorab wird er sich erst einmal an seinen Widersachern im Wahlkampf rächen. Und dann wird er zahlreiche Dekrete unterschreiben.

Waldmeyer weiss, dass das Dekrete-Unterschreiben eine Lieblingsbeschäftigung des «Chosen One», also des Auserwählten, ist. Der Präsident tut dies mit Inbrunst, am liebsten im Scheinwerferlicht und mit seinen berühmten grossen schwarzen Filzstiften. Die Unterschriften sind ebenso gross und weisen zugegebenermassen eine gewisse Grandezza auf. Was Trump unterschreibt, ist ihm im Detail nie so ganz klar. Aber er tut es. Waldmeyer erinnern diese Episoden an Nachrichten-Schauen aus vergangenen Zeiten, auch aus Entwicklungsländern: Dort sieht man jeweils, wie wichtige Staatsdiener regieren, sie laden ebenso wichtige Gäste ein, halten Hof oder steigen aus fetten schwarzen Limousinen aus. Alles wird von pathetischer und triumphaler Musik begleitet. Und ja: Sie unterschreiben dann diese wichtigen Dekrete.

So viel zur starken Aussenwirkung, optimales Regieren vorausgesetzt. Trump versteht es. Und immerhin tut er was – das muss Waldmeyer anerkennend würdigen.

Aber nun zu den wichtigen Regierungsgeschäften. Der neu-alte Präsident ist diesmal besser vorbereitet. Sein Plan steht. Es ist die «Agenda 47». Diese sieht vor, dass dem amerikanischen Volk künftig einiges an Last abgenommen wird. Denn der Chosen One wird viel mehr entscheiden können. Die Institutionen, Gesetze und Dekrete werden so zurechtgebogen, dass Donald Trump weitgehend frei walten und schalten kann.

Es gibt viel zu tun: Immigranten rauswerfen, Zölle erhöhen, Golf spielen, Ministerien abbauen, bei Putin den Gang einlegen, das Oval Office neu dekorieren und vieles mehr.

Seine Berater – und diesmal hat er sie bewusster ausgewählt – flüstern ihm laufend neue Sachen ein. Waldmeyer meint dabei nicht nur den Chef-Berater Elon Musk. Dieser konzentriert sich eher auf einen «Haircut» im Beamtendschungel, was, zumindest partiell, sich wohl tatsächlich wohltuend auf das horrende Budgetdefizit der grössten Volkswirtschaft der Welt auswirken wird. Musk allerdings, so ist Waldmeyer überzeugt, hat nur eine begrenzte Halbwertszeit, denn die beiden Alphatiere Trump und Musk werden sich in absehbarer Zeit bestimmt noch in die Haare geraten.

Waldmeyer meint, dass die anderen Berater ebenso wichtig sind. Zum Beispiel die von Trump ernannten Männer fürs Grobe, die sich um den Welthandel mit den USA kümmern müssen. Im Vordergrund steht China, denn da verzeichnen die USA ein Handelsdefizit von jährlich 280 Milliarden USD.

Aber die Berater werden Trump noch weitere Dinge einflüstern: So die zu hohen Handelsdefizite mit weiteren Ländern. Dabei geht es, beispielsweise, nicht um die EU, welche Trump auch schon mal, es mag einiges früher gewesen sein, gelobt hatte («Brussels is a nice country»). Es geht um einzelne Länder. Man wird Trump also vorrechnen, dass allein Deutschland einen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA von 63 Mia aufweist: Da werden zwar Waren im Wert von 158 Mia aus Deutschland eingeführt, aber viel weniger ausgeführt (95 Mia). Das ist ungerecht, in den Augen Trumps. Die Deutschen sollten also mehr US-Waren kaufen. Aber, um Gottes Willen, was denn? Ketchup, amerikanische Pickups, iPhones? Waldmeyer erinnert sich, dass er vor Jahren auch mal Wein aus dem Nappa Valley bezog. Seine alten 501-Jeans sind US-Style – aber sie kommen direkt aus Indien. Also, was, for God’s sake, sollten die Deutschen denn noch kaufen von den USA? Nun, vielleicht Dienstleistungen! Deutsche könnten mehr Urlaub machen in den USA, das trägt auch zur Verbesserung des Handelsbilanzdefizits bei. Aber eben nicht viel. Trump ist es zudem egal, wie im Detail das Handelsbilanzdefizit (aus US-Sicht) runtergebracht, bzw. der Handelsbilanzüberschuss Deutschlands gegenüber den USA verringert wird. 63 Milliarden sind eine Menge Geld. Das sind 750 USD pro Kopf der deutschen Bevölkerung, alle türkischen und syrischen Einwanderer eingerechnet.

Aber nun zum tatsächlichen Fiasko: Ein weiterer Einflüsterer wird Trump nämlich erklären, dass das grösste von allen Handelsdefiziten von der Schweiz ausgeht!

“Why do we have a problem with Sweden”, wird Trump antworten. Aber man wird ihm die Unterschiede zwischen Sweden, Swasiland und Switzerland anschliessend genau erklären. Und dann die Zahlen nennen. Da werden nämlich Waren im Wert von 48 Mia von der Schweiz importiert, das kleine Land kauft aber US-Waren nur im Wert von 14 Mia. Tatsächlich beträgt der Handelsbilanzüberschuss, inklusive Dienstleistungen, der Schweiz gegenüber den USA rund 35 Mia USD. Das ist halb so viel wie der Überschuss Deutschlands. Aber pro Kopf ist dieser Saldo gigantisch, es sind fast 4’000 USD. Die Einflüsterer werden ihrem Chef noch unter die Nase binden, dass die Vergleichssumme bei den Chinesen nur 230 USD beträgt. Helvetien verzeichnet damit einen Weltrekord. «Mister President, these cheese eaters produce a deficit per capita which is 17 times higher than the Chinese one. Switzerland is the problem, not China!”

Was nun folgen wird, ist vorgezeichnet: Trump wird auf den Zug aufspringen. «Why the f… do they export to us, but they do not import?”

Dann wird der Druck aufgebaut. Die Medien-Maschine wird angeworfen, Restriktionen für Aktivitäten von Schweizer Firmen in den USA angedroht. Aussenminister Cassis wird ins Weisse Hause beordert und abgekanzelt. Guy Parmelin, notabene der Wirtschaftsminister und damit verantwortlich für diese ungebührlichen Exporte, wird sich die amerikanischen Zeitungsberichte gelegentlich ins Französische übersetzen lassen. Bundespräsidentin Keller-Suter wird, notabene in gutem Oxford-English, was leider eben nicht gut ankommt in den USA, die Sache bei der neuen US-Botschafterin zu glätten versuchen. Vergeblich, natürlich wird sie dort auf Granit beissen. Der Bundesrat wird diverse Task Forces ins Leben rufen und einen runden Tisch einberufen. Die SVP wird sich empören und mit Wirtschaftssanktionen drohen. Ex-Bundesrat Blocher wird einen strengen Visumszwang für US-Bürger vorschlagen und US-Studenten auffordern, doch zuhause – und nicht in der Schweiz – zu studieren. SP-Nationalrätin Tamara Funiciello wird den Bundesrat zur sofortigen De-Eskalation aufrufen, und die Jungen Grünen werden uns alle daran erinnern, dass wir ein Null-Wachstum anstreben und so auch weniger exportieren sollten.

Die Amerikaner werden alle unsere internen Vorschläge jedoch gar nicht wahrnehmen. Die Schweizer Banken mit Ausrichtung Private Banking für amerikanische Kunden werden gewaltig unter Druck kommen. Trump wird zusätzlich eine Spitze gegen die Schweiz abschiessen, dass sie zu wenig für die Verteidigung ihres Landes beiträgt, das 2%-Minimum des BIP wird nie und nimmer erreicht, obwohl das die Vorgabe für alle NATO-Länder ist. Also könnte die Schweiz doch etwas mehr Armeegüter aus den USA ordern? Die Schweiz ist nicht in der NATO, aber wie sollte Trump das wissen…? Die Swiss könnte auch mehr Flugzeuge von Boing kaufen. Die verlieren zwar zuweilen die Türen und können die Fahrwerke nicht ausfahren oder glänzen durch andere Unzuverlässigkeiten. Aber es muss ja nicht immer ein Airbus sein. Das wäre zumindest ein Anfang. Auf jeden Fall wird The Chosen One seine Forderung präsentieren, den Handelsbilanzüberschuss abzubauen. Und zwar subito.

Der Polit-Tsunami, der über Helvetien hereinbrechen wird, wird zahlreiche Wirtschaftszweige erfassen. «The pills are the problem, Mister President», wird man Trump dann noch stecken. Und tatsächlich: Die Schweiz exportiert pro Jahr für fast 30 Milliarden Pharmaprodukte in die USA. Trumps Gesundheitsminister, der mehr als umstrittene Robert F. Kennedy jr., wird seinem Chef vorschlagen, dass diese Cheese Eaters die Preise um 50% senken sollten – das käme nämlich auch dem verkorksten US-Gesundheitswesen zugute. Kurzum, der Tsunami wird nicht eingedämmt werden, obwohl die Schweiz noch länger davon träumen wird, das Problem aussitzen zu können.

Waldmeyer weiss, was in diesen Fällen zu tun ist: Da man auf den Bundesrat, das Parlament oder die Wirtschaft im Allgemeinen nicht zählen kann, muss man eben selbst entscheiden und in Eigenregie einen Beitrag leisten. Einen amerikanischen Pickup möchte Waldmeyer allerdings nicht kaufen – sein Nachbar Freddy Honegger würde zu viele Fragen stellen. Vielleicht sollte man einfach im Kleinen beginnen?

«Wieviel Ketchup haben wir noch im Kühlschrank, Charlotte», fragte Waldmeyer, «vielleicht sollten wir etwas aufstocken?»

«Wenn du das Handelsbilanzdefizit mit den USA ansprichst, lieber Max: Dann sollten wir im Herbst besser Urlaub in den USA machen und deine Wein-Reise in die Toscana streichen.  Das ist effizienter, damit bringen wir die Zahlen rascher runter!»

Waldmeyers Protest war vergeblich. Auch sein Vorschlag, alternativ zwei neue iPhones zu kaufen, zerpflückte Charlotte in Nu, da diese vorab in China gefertigt werden. «Es sind die Pillen, Max, wir müssen wohl dort ansetzen. Steck das doch mal dem Parmelin!»

Waldmeyer und das bizarre Trump Kabinett

Trump stellt nur loyale Personen ein. Alternativ Geldgeber. Oder gute Kommunikatoren, welche seine Ideen verkaufen können. Trump stellt sich als künftige Regierungsform vermutlich so etwas wie ein westliches Kalifat vor. Nicht umsonst hatte er seinen Wählern im Abstimmungskampf versprochen, dass sie nur noch einmal, ein letztes Mal also, zu wählen hätten. Waldmeyer durchleuchtet nun das neue Kabinett.

2025 tritt ein erfahrener Mann die Präsidentschaft des wichtigsten Landes der Welt an. Seit den 80er Jahren hat er schon rund 4000 Prozesse geführt, er hat sechs Bankrotte seiner Spielkasinos und Firmen hinter sich, und er ist ein verurteilter Straftäter. Als gewiefter Geschäftsmann war er bekannt dafür, dass er Schulden nur ungerne zurückzahlt. 70 verschiedene Banken mussten ihre Forderungen schon abschreiben. Viele weitere private und firmenbedingte Prozesse stehen noch an. Immerhin kann er auf die Erfahrung einer Präsidentschaft zurückblicken, während der er die Staatsschulden um gigantische Summen aufgebläht hatte: nämlich um fast acht Billionen USD – mehr als je ein anderer Präsident.

Und nun also nochmals Trump. Der Mann ist jedoch entscheidungsfreudig. Und selbst wenn er nicht alles versteht, so könnte er doch zumindest ein gutes, professionelles Kabinett um sich herumscharen.

16 Kabinettsmitglieder gilt es zu bestimmen, plus weitere Schlüsselpositionen. Die Ernennungen müssen sitzen, denn anschliessend muss ja gar nicht mehr gewählt werden. So sieht es Trumps Geheimplan «Project 47» vor, der allerdings gar nie geheim war. Der Plan sieht vor, die Kompetenzen neu zu bündeln – nicht überraschend beim Präsidenten. Die Ernennungen machen in diesem Lichte durchaus Sinn, weil so der «Auserwählte» (Eigenwerbung Trump, «the chosen one») definitiv übernehmen kann. Der Erfinder der «alternative facts» soll es richten.

Die Kabinetts-Liste und die Kommentare Waldmeyers dazu sind leider bereits sehr lange. Und die Auflistung befand sich bei Redaktionsschluss noch in Dauerbearbeitung. Bestimmt werden noch ein paar zusätzliche seltsame Ernennungen nachgereicht. Waldmeyer analysiert die Personalien des bisher definierten bizarren Kabinetts:

So stellte Waldmeyer fest, dass auch erfolgreiche Hedgefund-Manager und Investoren der Wall Street Schlüsselpositionen im neuen Kabinett ergattern können. Scott Bessent hatte 1992, so wie George Soros, ein Vermögen mit der Wette gegen das britische Pfund verdient. Heute ist er im Hauptberuf Milliardär. Aber er war auch ein hervorragender Fundraiser für Trump, er brachte Dutzende von Millionen für den Wahlkampf zusammen. Nun die Belohnung: Scott wird Finanzminister, eine durchaus prestigeträchtige Arbeitsstelle.

Dem neuen Präsidenten war es wichtig, die Gewerkschaften ruhigzustellen. Und weil die Arbeiter im Rustbelt Trump an der Wahlurne entscheidend geholfen hatten, gehört es sich schliesslich, die versprochene Halbierung der Lebensmittelpreise und die drastische Senkung des Benzinpreises wahr werden zu lassen. If you can’t beat them, join them. Also musste ein Vertreter der Phalanx der Arbeiter auch in die Regierung – so lassen sich Veränderungen eleganter realisieren. Trump hatte aber noch eine zusätzliche Verpflichtung: Er musste sich bei allen Latinos bedanken, die ihm auf den Leim gekrochen sind. Also galt es, eine Person zu finden, die beides verkörpert: nämlich gewerkschaftsfreundlich ist und aus der Latinoecke kommt. Raffiniert wäre natürlich, wenn diese Person zusätzlich eine Frau wäre. Trumps HR-Gehilfen wurden fündig und präsentierten die Kunstfigur Lori: arbeiterfreundlich, Latina, trumpergeben. Lori Chavez-DeRemer wird nun, zumindest auf unbestimmte Zeit, Arbeitsministerin werden.

Auch Afroamerikaner sollten integriert werden. Schön wäre es, einen professionellen Footballspieler zu finden, dazu noch superloyal. Und eben schwarz. Trumps HR-Team fand auch hier den richtigen Kandidaten: Scott Turner. Er ist leidlich schwarz, sieht ganz gut aus und hatte schon mal einen Job unter Trump im Weissen Haus. Da soll noch einer sagen, Minoritäten hätten keine Chance! Scott erhält den Posten als Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung.

Wenn man Politstrategin ist und eine Denkfabrik leitet, die wie Trump denkt, kann das sehr hilfreich sein. Und so geschah es auch: Brooke Rollins bekommt den Job als Landwirtschaftsministerin. Sie hatte mit Landwirtschaft bisher selbstredend nichts am Hut. Aber sie scheint loyal zu sein.

Auch jüdische Wähler und die israelische Diaspora muss man auf seiner Seite haben. Also fahndete man nach einem geeigneten CV. Der Kandidat sollte auch ein bisschen vermögend sein, wenn möglich ein erfolgreicher Banker. Und im besten Fall noch ein zu belohnender Gönner Trumps im Wahlkampf. Man stiess deshalb auf Howard Lutnick. Howard darf nun Handelsminister spielen: Eine ganz interessante Stelle, denn da ist künftig Verhandlungspoker angesagt.

Um den Handelskrieg mit China noch etwas anzuheizen, brauchte es indessen noch eine zusätzliche Personalie: jemand, der sich in Sachen Zöllen bereits die Sporen abverdient hatte während Trumps erster Regentschaft. Deshalb wird Jamieson Greer Handelsbeauftragter.

Kinderreiche Familien sind immer beliebte Vorzeigemuster – in den Augen des neuen US-Präsidenten erst recht. Wenn ein Kandidat noch zusätzlich konservativer, erfolgreicher Fernsehmoderator ist (und neun Kinder hat), könnte er sich auch als Verkehrsminister eignen. Und so kam Sean Duffy zu seinem neuen Job wie die Jungfrau zum Kind.

So sollte sich auch ein bekannter Fernseharzt als Regierungsmitglied eignen. Wenn er zusätzlich noch die Bevölkerung der Einwanderer abholen kann (er hat türkische Wurzeln), kann das nur von Vorteil sein. Dass er medizinische Produkte ohne Nutzen anpreist, spielt keine Rolle – das passt ganz gut ins Bild der «alternative facts». Mehmet Oz wird künftig die staatlichen Gesundheitsversicherungen leiten. Warum er sich das antut, bleibt schleierhaft. Aber irgendein positiver Nutzen (im Vergleich zu denen seiner Scharlatan-Produkte) wird sich mit Bestimmtheit noch ergeben.

Die Förderung der fossilen Energie ist ein Lieblingsprojekt Trumps. Damit hatte er auf einen Schlag eine grosse Bevölkerungsgruppe und gleich mehrere Gliedstaaten auf seiner Seite. Wenn ein Protagonist dieser Förderer gleichzeitig noch ein grosser Wahlkampfspender ist, muss er auch belohnt werden: Der ziemlich vermögende Doug Burgum darf künftig das Amt des Innenministers bekleiden, kann ungehindert Fracking fördern und den Benzinpreis runterbringen.

Ein Fox-Moderator, der gleichzeitig noch Kriegsveteran ist, könnte sich doch als Verteidigungsminister des stärksten Landes der Welt qualifizieren – so die messerscharfe Analyse Trumps. Da spielt es auch keine Rolle, wenn jegliche politische Erfahrung fehlt. Pete Hegseth wurde nun zum Verteidigungsminister ernannt. Leider hat Pete keine Führungserfahrung. In seinem Job warten allerdings fast drei Millionen Angestellte darauf, geführt zu werden. Wenn das nur gut geht.

Auch ein ehemaliger kampferprobter Offizier der Green Berets kann sich gut machen in einem Kabinett. Er ist, wie Trump, der Meinung, dass man den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden kann. Das Geheimnis diesbezüglich harrt noch seiner Lüftung. Auf jeden Fall wird Officer Mike Waltz jetzt Sicherheitsberater – ebenfalls eine absolute Schlüsselstellung in der Regierung.

Dass ein 80-jähriger Ex-General und Kriegsveteran nun als Sondergesandte für den Ukrainekonflikt benannt wurde, passt gut in die ganze Ernennungsliste. Ob es Keith Kellogg tatsächlich richten wird?

Der reichste Mann der Welt, erfolgreicher Unternehmer, Selbstdarsteller und Provokateur könnte der Mann fürs Grobe sein. Ausserdem muss man die Leute belohnen, die einen im Wahlkampf an vorderster Front mit Millionenbeträgen (total genau 270 Millionen USD) und offenbar gelungenen Auftritten unterstützt haben. Elon Musk soll deshalb die neue Effizienzbehörde leiten. An sich eine gute Sache, diesen ausufernden Beamtenapparat auszumisten. Aber der Interessenkonflikt ist zu offensichtlich: Musk möchte verhindern, dass seine in China zusammengezimmerten Teslas mit hohen Zöllen belegt werden, ausserdem möchte er die Amerikaner möglichst mit NASA-Geldern mit seinen Raketen der SpaceX auf den Mars schicken. Musk zur Seite wird der schwerreiche Unternehmer Ramaswani gestellt, welcher wohl ein bisschen Abwechslung sucht. Dass letzterer aus der indischen Abteilung kommt, kann der Sache nur förderlich sein, denn auch diese Bevölkerungsgruppe gilt es in irgendeiner Form in einer Regierung abzubilden.

Robert F. Kennedy jr. war ein Störfaktor ohnegleichen im Wahlkampf. Dass er sich bei seinem Rückzug für Trump aussprach, war natürlich das Resultat eines Deals. Nun soll der Impfgegner und Verschwörungstheoretiker Gesundheitsminister werden – eine der wohl umstrittensten Ernennungen in diesem doch eher bizarren Kabinett.

Bei der Ernennung in das Amt des Justizministers wollte Trump keine Risiken eingehen – zu gross sind seine eigenen Erfahrungen mit den Rechtsbehörden. Also musste eine langjährige Unterstützerin her, voll ergeben, die ihn auch früher schon aus den Medien rausgehauen hatte. Und deshalb wird Pam Bondi jetzt Justizministerin.

Der kurz zuvor ernannte Matt Gaetz musste frühzeitig das Handtuch werfen, die Vorwürfe in Sachen Sex-Trafficking, Sex mit Minderjährigen und Drogenkonsum wogen zu schwer. Vorgänge zwar, die Trump nicht von einer Nomination abschreckten, zu bekannt sind ihm all diese Themen. Aber es war aussichtslos. Also zog er die Ersatzlösung Bondi Pam aus dem Hut – und dies binnen Stunden.

Ergebene Leute sind einfach Gold wert. Wenn sie mit ihren, wenn auch extremen Ansichten, zusätzlich eine grosse Wählergruppe zufriedenstellen können, ist das sehr hilfreich. Tulsa Gebbard ist so eine Figur, eine Putin-Verehrerin und Ukraine-Gegnerin. Sie wird nun Koordinatorin der 17 Geheimdienste. Für Trump kann das ganz praktisch sein: Er ist ja nicht so dumm und wird sich mit 17 einzelnen Behörden, die alle etwas Ähnliches tun, herumschlagen.

Kash Patel gilt als völlig kompetenzlos, als Brandstifter und grosser Anhänger der Verschwörungstheorie des „Deep States“. Warum gerade er nun künftig das FBI mit seinen 35‘000 Mitarbeitern leiten soll, entzieht sich jeglicher Logik. Aber Kash ist ein glühender Trump-Anhänger, er vertreibt sogar Kinderbücher mit Trump-Themen.

Der Posten des Aussenministers ist ein Schlüsselposten. Hier musste ein besonders treuer Trump-Förderer her. Marco Rubin eignete sich dafür hervorragend, denn er ist ein Gegner der Ukrainehilfe und befriedigt zusätzlich die Wahlansprüche der Latinos. Merke: Für den Posten braucht es keine geopolitische Erfahrung, sondern vorab loyale Unterstützung für den Chef.

Die Scharfmacherin und bedingungslose Trump-Unterstützerin Kristi Noem hatte sich vor allem einen Namen mit ihren Abschiebprogrammen für Immigranten gemacht. Nun wird Kristi Ministerin für Heimatschutz.

Loyalität ist wirklich die wichtigste Eigenschaft, die Donald The Chosen einfordert. Wenn man zusätzlich und vorbehaltlos die Theorie der «gestohlenen Wahl 2020» vertritt, eignet man sich in besonderem Masse für höhere Weihen. Elise Stefaniak wird deshalb mit dem Rang einer UN-Botschafterin belohnt.

Die treue Miss Moneypenny   Susie Wieles hatte Trump schon früher gedient. Sie hielt ihm immer den Rücken frei und führte seine Vorzimmer mit eiserner Hand. Qualifikation genug, um als «Ice Maiden» jetzt Stabchefin zu werden.

Da passt ihr Stellvertreter gut dazu, der ultrarechte Scharfmacher Stephan Miller.

Wer CIA-Chef werden möchte, muss es ganz dick hinter den Ohren haben. Also mit allen Wassern gewaschen und nun, im Sinne des neuen Chefs, auch ziemlich konservativ sein. Der umstrittene John Radcliff soll es künftig richten.

Wenn man schon mal das Attribut «Grenz-Zar» erworben hat und sich vehement öffentlich für die Abschiebung “aller illegalen Einwanderer» stark gemacht hat, darf man Grenzschutzbeauftragter werden. Wie die 11 Millionen Illegale, die in der Regel ja nicht rumhocken, sondern irgendwo arbeiten, ersetzt werden sollen, steht in den Sternen. Aber Tom Hogan hat schon mal eine Ansage gemacht.

Dass die (in der Tat zum Teil absurden und weltfremden) Umweltbestimmungen runtergefahren werden müssen, war ein erklärtes Ziel des neuen Präsidenten. Dafür braucht es nun einen weiteren Mann fürs Grobe: Lee Zeldin soll Chef der Umweltbehörde werden, ein Mann also, der sich schon 2020 im angestrebten Amtsenthebungsverfahren als unerschütterlicher Verteidiger Trumps profiliert hatte.

Wenn man ein wichtiger Immobilieninvestor ist, über gute Geschäftsbeziehungen mit dem Nahen Osten verfügt und erst noch jüdischen Glaubens ist, kann man Nahost-Sondergesandte werden. So erging es Steven Witkoff, mithin Trumps Golf-Buddy. Warum er gleich auch noch Massad Boulos, den Schwiegervater seiner Tochter Tiffany zum Berater für den Nahen Osten ernannte, ist ein Rätsel. Er sei auf jeden Fall ein guter „Deal Maker“. Ob es vielleicht um eigene Deals dieser beiden Protagonisten gehen wird? Und, ach ja, die Familie Boulos führt eine grosse Restaurantkette im Libanon. Da müssen doch künftig tatsächlich noch gute Deals anstehen.

Donald der Auserwählte hievt also auch gerne Familienmitglieder in wichtige Positionen. Besonders amüsant sind dabei die Ernennungen der Botschafter. Waldmeyer nennt hier ein Beispiel unter vielen: Charles Kushner, der Vater von Trumps Schwiegersohn, wurde schon am Ende der ersten Regentschaft Trumps von diesem begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen. Jetzt wird er Botschafter in Frankreich. Er sei ein „hervorragender Geschäftsmann“ meinte Trump.

Gerade erfuhren wir, dass der verurteilte Peter Navarro nach seiner Entlassung nun wieder in Trumps Kabinett als Handels-Scharfmacher zurückkommen darf. Mark Burnett (Produzent von Trumps früherer Show „The Apprentice“) erhält einen Schlüsselposten: Er wird Botschafter in Grossbritannien. Und Jared Isaac, Astronaut, soll – mithilfe Musks, notabene – die Amerikaner auf den Mars bringen, deshalb ist er nun der neue NASA-Chef.

Auch Donald Trump jr. darf bei den vielen Ernennungen Wünsche anbringen. So wollte er sich seiner Ex-Verlobten Kimberly, eine ehemalige Fox-Moderatorin, entledigen, da ein Wechsel zu einem jüngeren Model, der hübschen Bettina, anstand. Also sollte die Ex am besten ins Exil. Papa Trump konnte es richten: Kimberly wurde kurzerhand zur Botschafterin in Griechenland ernannt.

Und so weiter. Wir warten noch auf weitere Ernennung und auf die vielen neuen Botschafter, alles verdiente Buddies, die Trump in alle Welt entsenden wird. Wir warten auch noch auf die genaue Rolle für Barron, Trumps 18-jährigen Sohn. Er soll sich um die „social media activities“ für junge Trumpanhänger kümmern. Wir sind gespannt.

Bei aller Kritik muss Waldmeyer indessen eingestehen: Regierungsmitglieder verfügen auch in super-demokratischen Staaten bisweilen über keine Kompetenz. Es sei an das erste Kabinett aus Handarbeitslehrerinnen von Kanzler Scholz erinnert. Oder in der Schweiz an die Schwarznasen-Züchterin und Sozialhelferin Baume-Schneider, die, erst glücklose Justizministerin, anschliessend Innenministerin wurde. Nun, man kann sich ja entwickeln in einem Amt.

Allerdings: Die Leute um Trump sind schon entwickelt – mit den ihnen besonderen Ausprägungen eben. Sie sind nur entweder befangen oder weird. Nicht alle sind unbedarft, im Gegenteil, da sind ein paar brillante Köpfe dabei. Europa wird sich nun wohl warm anziehen müssen. «Amerika First» wird nicht ohne Folgen bleiben.

«Warum gibt es eigentlich kein «Europe First», bemerkte Waldmeyer gegenüber Charlotte am Tisch und blickte über die leere Flasche Terre Brune hinweg.

«Europa gibt es eben in dem Sinne gar nicht, Schatz», entgegnete Charlotte abgeklärt.

«Und was ist mit Switzerland First?», meinte Waldmeyer resigniert.

«Das gibt es sehr wohl. Wir fördern unsere Landwirtschaft und akzeptieren dabei die doppelten Lebensmittelpreise, verglichen mit dem Ausland. Gewisse Parteien möchten die Einwanderung stoppen, obwohl diese Leute künftig unsere AHV bezahlen werden. Wir leisten uns eine teure Armee, mit der wir uns jedoch allein nicht verteidigen könnten. Aber es ist unsere Wahl. Andere Parteien wollen lieber Staus und sind gegen Autobahnen, weil so das Weltklima gerettet wird. Du siehst, wir haben unseren eigenen Plan für unsere kleine Welt.»

Waldmeyer verschwand wortlos im Keller. Er kehrte, nach einiger Reflektion, mit einer weiteren Flasche Terre Brune zurück. Beim Entkorken überlegte er: Die Amis, die tun zumindest was. Auch wenn was Falsches rauskommen mag.

Waldmeyer und der Stahlkocher

Der Staat nimmt, der Staat gibt. Und wenn ein Problem auftaucht, muss es der Staat lösen. Diese Anspruchshaltung ist natürlich nicht neu, sie akzentuiert sich nur. Kein Wunder, machen Staaten immer mehr Schulden, während der Bürger mit immer weniger Eigenverantwortung leben darf. Zurzeit treibt die Hilfe nach dem Staat besondere Blüten: Der Staat soll nun bitte auch sicherstellen, dass wir unseren eigenen Schweizer Stahl produzieren dürfen!

Mittels Notrecht soll unsere Stahlproduktion der Swiss Steel im beschaulichen Gerlafingen gerettet werden, fordern verzweifelte Gewerkschafter, wohl in einem Anflug von geoökonomischem Weitblick. Die Wirtschaftskommission des Ständerates unterstützte das strategisch wertvolle Vorhaben vorbehaltslos, auch der Nationalrat, einem plötzlichen Helfersyndrom erlegen, sieht Handlungsbedarf. Selbst bürgerliche Politiker stehen hinter dem Ansinnen, hier werden die Argumente der «Kreislaufwirtschaft» bemüht, denn in den mit Sicherheit besonders sauberen Schweizer Stahlwerken soll Altstahl weiter zu neuem Stahl verarbeitet werden. Waldmeyer stellt sich die Frage: Ob der Bürger denn tatsächlich nicht weiss, dass eine solche Verarbeitung auch problemlos irgendwo im nahen Ausland in einem Dutzend bestehender Werke erfolgen kann?

Industriepolitik der Industriestaaten ist nichts Neues. Entweder wird gefördert, verhindert, verstaatlicht oder toleriert. Industriepolitik ist allerdings nur dort berechtigt, wo es um Sicherheit oder Systemrelevanz geht.

Der Schutz der schweizerischen Zuckerrübenproduktion zum Beispiel hat deshalb nur mit Nostalgie oder Stimmenfang in der Landwirtschaft zu tun. Der Staat unterstützt in diesem Fall den Absatz sogar werbetechnisch («Schweizer Zucker!»). Das machte er bis vor kurzem auch beim Fleisch («Schweizer Fleisch, alles andere ist Beilage!») Das waren bisher ganz lustige Interpretationen von Industriepolitik, so, wie sie die Schweiz eben versteht. Echte Industriepolitik betrieb sie bisher fast nie – ausser bei der Stromproduktion, der Wasserversorgung usw., also bei wichtigen staatlichen Dienstleistungen, die sich für ein modernes Land auch gehören. Dass die meisten Kantonalbanken staatliche Institute sind, ist allerdings bereits grenzwertig, und dass die Eidgenossenschaft eine Postbank betreibt und diese miserabel führt, ist gerade ein Beispiel, warum der Staat von solchen Vorhaben einfach die Finger lassen sollte.

Einmal wäre es vielleicht wichtig gewesen, dass man die Produktion unter staatlicher Kontrolle gehalten hätte: Es ging 2022 um den Erhalt der RUAG Munitionsproduktion. Anstatt an die Italiener zu verkaufen, hätte man die Manufaktur tatsächlich behalten können. Die Argumente «Systemrelevanz» und «Erhalt politischer Kontrolle» wären zu vertreten gewesen. Aber der Staat wollte nicht mehr, ausserdem waren die möglichen Auswirkungen des Ukrainekrieges in den Köpfen der Staatsführer noch nicht richtig angekommen. Also verhökerte man das Fabrikli.

Im nahen Ausland wird da ganz anders Industriepolitik betrieben. Bei Renault in Frankreich sitzt der Staat mit im Cockpit, er hockt auch in zahlreichen Redaktionsstuben diverser Medien, in Deutschland pfuscht das Bundesland Niedersachsen bei VW rein. Die italienische Fluggesellschaft wurde schon mehrfach durch den italienischen Staat gerettet und de facto übernommen. Und überall wird Hightech mit viel Geld angelockt. Die Schweiz war da bisher vernünftiger: Die Swiss beispielsweise überliessen wir grosszügigerweise den Deutschen. Und sie fliegt tatsächlich immer noch.

Kürzlich forderte die SP kurzerhand den Kauf von Sandoz (Marktwert: schlappe 15 Mia). Als ob gerade der Staat denn so einen Konzern besser führen und die Medikamentensicherheit nicht alternativ sichergestellt werden könnte – beispielsweise durch Pflichtlager etc. Das Ansinnen geriet denn auch, angesichts der Absurdität, schnell in Vergessenheit.

Und nun soll also die Schweizer Stahlproduktion gerettet werden. Zerfallende Strukturen sollen dem Untergang entzogen werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Markt etwas braucht oder nicht. Swiss Steel muss nach eigenen Aussagen die Produktion einfach der Nachfrage anpassen. Hilft der Staat, in welcher Weise auch immer, die Arbeitsplätze zu erhalten, wird sich derselbe Staat damit von der Arbeit befreite Mitarbeiter in Gerlafingen leisten; sie haben dann nichts zu tun und warten auf einen Auftrag, um alsbald die Stahlkocher anzuwerfen. Sie spielen vielleicht Karten oder tauschen auf ihren Handys interessante TikTok Bilder aus, sie schleppen sich von Pause zu Pause und gehen dann um 16:30 erschöpft nach Hause. Vielleicht sind sie aber am Morgen gar nicht ins Werk eingerückt, denn neu könnten die Stahlarbeiter auch im Homeoffice bleiben. Piquet-Dienst, nennt sich das dann. Und anstatt zuhause online einen Umschulungskurs zu machen, Chinesisch zu lernen oder mit einem Physikstudium zu beginnen, lümmeln sie rum und ärgern ihre Ehefrauen.

Am Stammtisch, nach dem Beruf gefragt, geben sie bereitwillig Auskunft: «I bin Piquet, weisch.» Oder lapidar: «Homeoffice, weisch.»

So neu ist die Situation solch staatlicher Hilfe allerdings nicht. Die Landwirtschaft beispielsweise wird in der Schweiz jährlich mit Subventionen und anderen Beihilfen in der Höhe von rund fünf Milliarden bedacht. Jeder Schweizer Haushalt zahlt also durchschnittlich fast einen Tausender ein – die einen nichts, die andern sehr viel mehr. Zusätzlich bezahlen wir noch drauf, weil die landwirtschaftlichen Produkte in der Schweiz fast das Doppelte als im Ausland kosten, denn unser Land hat sich ja wunderbar abgeschottet, mit rekordhohen Zöllen, sodass unsere Bauern die Preise ebenso wunderbar hochhalten können. Das kostet im Schnitt etwa nochmals drei Tausender für jeden Haushalt zusätzlich pro Jahr. Also viertausend Stutz pro Haushalt jährlich für die Landwirtschaft. Den Mitarbeiter aus Gerlafingen trifft es damit besonders hart, denn in seinem Warenkorb befinden sich im Verhältnis zu seinen Gesamtausgaben viele Lebensmittel – nicht, weil er besonders viele Kalorien braucht am heissen Stahlkocher, sondern weil er einfach nicht so viel verdient. Einen Multimillionär trifft es dabei weniger hart, kann er doch auch nur dreimal essen pro Tag und dies mit Ausgaben, die er gar nicht spürt. Die Schweizer Landwirtschaftspolitik ist also etwas sehr Unsoziales. Waldmeyer nahm sich vor, dies einmal den Gewerkschaftsführer:innnen mitzuteilen – sollte er, aus irgendwelchem Grund auch immer, einmal eine solche Person antreffen.

In Sachen Landwirtschaft könnte es, mit den nötigen Sanierungsmassnahmen, auch günstiger gehen: Wir würden einfach etwas mehr importieren, könnten uns etwas weniger umweltversauende Landwirtschaft leisten und ein Teil der Bauern (welche sich zum Beispiel nicht eignen für eine Umschulung zu KI-Spezialisten) könnte Facharbeiter spielen, auf dem Bau oder so – die können nämlich in der Regel alles, diese Bauern, die sind ganz handy. In der Folge hätte a) der Staat (und damit der Steuerzahler) Geld gespart, b) der Bürger müsste weniger Geld für Nahrungsmittel ausgeben, könnte sich also anderes leisten und die Wirtschaft so ankurbeln, c) hätten wir etwas gegen den Facharbeitermangel getan und d) erst noch die eidgenössische Umwelt geschont, weil wir das Problem der Überdüngungen und der Methanproduktionen der Fleischwirtschaft kurzerhand outgesourcet hätten (nach Brasilien beispielsweise).

Aber zurück zu den Stahlkochern: Ein Grund für die Probleme des Schweizer Produktionsstandortes sind auch die Handelshemmnisse beim Export. Hier wäre tatsächlich positive Industriepolitik angesagt, Freihandelsabkommen und gescheite Verträge mit der EU unter anderem.

Aber letztlich verkommt es zu einem Witz, wenn wir im teuersten Land der Welt krampfhaft versuchen, im Primärsektor Strukturen aufrechtzuerhalten. Solche Industrien gehören nämlich in Schwellenländer, bestenfalls noch in wenig entwickelte Industrieländer (nach Serbien, beispielsweise). Stahl produzieren in der Schweiz…? Waldmeyer versuchte, sich dieses Ansinnen auf der Zunge zergehen zu lassen. Selbst wenn es Spezialstähle wären, besonders gute, schöne und exzellente Stahlprodukte, gar mit einem feinen Schweizerkreuz drauf: Die Bewahrung solcher Low-Tech Produktionen in unserem Land grenzt an ausgeprägte Sinnlosigkeit, man könnte ebenso gut eine Kaviar-Zucht aufziehen oder eine Mangofarm betreiben.

Ja, warum sieht der Staat bei diesen Dingen nicht einfach das Big Picture? «Der Bürger ist das Problem», warf Charlotte ein, «der macht auf «Switzerland first», ungeachtet der Kosten.» Charlotte hatte natürlich recht. Und eigentlich müsste man demokratischen Entscheiden immer recht geben. Aber was tun, wenn diese falsch gefällt werden…?

Nun, das mit der Landwirtschaft, das sah Waldmeyer ein, ist ein Sonderfall. Es ist ja auch nicht «Industriepolitik», sondern einfach eine Subventionierung eines offenbar «untouchable» Systems. Das mit der geplanten Unterstützung eines Stahlwerkes allerdings wäre ein ordnungspolitischer Sündenfall höchster Güte. Stahl kann auf der ganzen Welt eingekauft werden, die Idee gewisser Parlamentarier, in Sachen Stahl autonom zu werden, ist ein Ausdruck besonderer Weltfremde. Für einmal dürfen wir hier nicht einmal dem Bundesrat die Schuld geben, was Waldmeyer etwas bedauerte, sondern den Parlamentariern, notabene vom Bürger gewählte Abgesandte. «Der Bürger ist das Problem, Charlotte», fasste Waldmeyer zusammen. «Ich sags ja», seufzte Charlotte. Für einmal waren sich Max und Charlotte einig – was Waldmeyer doch etwas schade fand.

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