Waldmeyer und die Verteilung der fetten Erbschaftssteuern

Es mag unwahrscheinlich sein, dass die absurde Juso-Erbschafts-Initiative vom Stimmvolk angenommen wird. Aber nicht ganz unmöglich. Zumindest findet es Waldmeyer interessant zu überlegen, was mit den vielen neuen Steuergeldern denn so alles angestellt werden könnte.

Gemäss Initiativtext sollen die fetten Einnahmen aus der nationalen neuen Erbschaftssteuer unter anderem dem Klima zugutekommen – nebst einem „Umbau der Gesellschaft“. Ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Aber irgendwo müsste man ja mal beginnen. Waldmeyer setzte, für einmal mit Charlotte, zu einem Brainstorming an. Sie eruierten verschiedene Massnahmen, die sich für das neue Steuer-Manna herauskristallisieren könnten:

  1. Jeder Haushalt erhält gratis ein Lastenrad. Damit wird der schädliche Autoverkehr nachhaltig bekämpft und die Luftsäule über der Schweiz sauber gehalten.
  1. Der ÖV soll für alle gratis werden. Man muss der Gesellschaft ja auch mal was zurückgeben. Und wir entschleunigen unser Leben (wir wissen jetzt ja, dass wir uns mit dem ÖV in den Städten mit durchschnittlich 8 km/h bewegen).
  1. Schweizer Fleisch wird verboten. Die Kühe in unserem Land produzieren zu viel Treibhausgase. Importiertes Fleisch wird, allerdings mit nochmals erhöhten Zöllen, weiter toleriert. Das Klima weltweit wird zwar so nicht gerettet, aber dem Initiativtext wird Folge geleistet. Die Schweizer Landwirte werden grosszügig abgefunden und erhalten eine kostenlose Schulung als KI-Berater.
  1. Für Übergewichtige (BMI über 30) gibt es in allen Parks und auf den Gemeindeplätzen gratis jeden Tag Fitnessangebote. Ähnlich wie in China – nur flächendeckender.
  1. Anstatt den European Song Contest zu subventionieren, wird in jeder grösseren Stadt monatlich ein SSC (Swiss Song Contest) veranstaltet. Es wird kein Dress-Code erlassen, aber Rüschenröcke und pinkfarbene Strumpfhosen für die Zuschauer sind willkommen.
  1. Bei allen durch Kraftwerke oder andere Massnahmen unterbrochenen Flussläufen in der Schweiz werden Fischtreppen installiert. Das Bauvolumen wird einer breiten Bevölkerungsschicht zugutekommen.
  1. Die 14. und 15. AHV werden eingeführt. Wer über 90 wird, erhält eine 16. Ausschüttung.
  1. Der Einbau von diversen (also gendergerechten) Toiletten in Privaträumen wird mit 120% Subvention gefördert.
  1. Deutschland erhält eine Milliardenspende, um seine heruntergekommene Bahn zu renovieren und endlich ein flächendeckendes Mobilfunknetz zu installieren.
  1. Generell soll mehr für das Ausland getan werden, indem der globale Süden massiv unterstützt wird. Unter anderem mit dem Ausbau des Asylwesens. Es wird sogar die Zwangsunterbringung von Wirtschaftsflüchtlingen aus der ganzen Welt in privaten Häusern und Wohnungen geprüft. Familie Sonderegger wird sich künftig um eine somalische kleine Sippe in ihrem Haus in Hochstetten kümmern, Famille Maréchal in ihrer Wohnung in Le Locle um die netten Algerier. Unsere Gesellschaft wird also inklusiver.
  1. Bei all den Ausland-Unterstützungen sollen die eigenen Städte jedoch nicht vergessen gehen: Diese werden renaturiert, die letzten Parkplätze aufgelöst. An 360 Tagen im Jahr wird es einen autofreien Sonntag geben. Die Bahnhofstrasse in Zürich, die Freie Strasse in Basel und die Marktgasse in Bern werden zu einer Magerwiese umfunktioniert, eingangs und ausgangs der schönen Boulevards werden Gratisstiefel verteilt, um bei regnerischem Wetter unbehelligt zu den wenigen verbleibenden Geschäften stapfen zu können. Im fortschrittlich-linken Lausanne wird man sich, trotz schwieriger Hanglagen, für Ackerbau in der ganzen Innenstadt entschieden haben (die Produktion von Hafermilch wird besonders gefördert). In St. Gallen wird die Multergasse zum Gender-Flanierweg umfunktioniert (man streitet sich noch darum, was das baulich zu bedeuten hätte).
  1. Im Sinne des geforderten «Umbaus der Gesellschaft» werden alle privaten Dachgärten in den Städten der Bevölkerung zugänglich gemacht. Es wird in der Folge in der Schweiz so etwas wie eine aufgeräumte Kibbuz-Stimmung herrschen. Ein Meilenstein in dem Umbau-Prozess – genau so, wie sich dies die irrlichternden Jusos das vorgestellt hatten.

Nur: Leider wird es zu dieser grossen Verteilung gar nicht erst kommen, denn die zu verteilenden Erbmassen werden vorher schon das Weite gesucht haben – mitsamt den vermögenden Personen, die bisher auch noch fleissig Einkommens- und Vermögenssteuern abgedrückt hatten, die AHV alimentiert und, mit ihrem überdurchschnittlichen Konsum, viel MWST abgeliefert hatten. Ja, so weit würde es kommen, wenn die Milchkuh geschlachtet wird. Merke: Man soll die Hand nie beissen, die einen nährt!

Waldmeyer heckt einen Plan B aus

Waldmeyer überlegte sich, wie denn so ein Plan B für die Schweiz aussehen würde. Wenn in dem Land also, bei Annahme dieser absurden Erbschaftsinitiative, plötzlich eine riesige Einnahmenlücke klaffen würde. Dieser Plan B wäre deshalb – leider – ein Sparplan.

Aber als erstes würde die MWST erhöht werden – und zwar kräftig, denn diese Massnahme ist am schnellsten umsetzbar. Anschliessend wird zusammengestrichen: bei den Sozialausgaben, den Investitionen in die Infrastruktur, den vielen Subventionen. Die Anschaffung der neuen F-35 wird auf 2051 verschoben. Die Arbeitszeit würde sofort auf 45 Stunden erhöht (Option: 48 Stunden), die Gebühren für Universitäten und Hochschulen auf ein neues Marktniveau gesetzt werden (Benchmark: britische oder US-Institute). Das würde nicht zuletzt die Jusos treffen, freute sich Waldmeyer, denn bei denen handelt es sich in der Regel um ewige Studenten oder Sozialhilfeempfänger, im besten Fall um weltfremde Teilzeit-Primarlehrer.

Die Spirale würde sich nach unten drehen

Das Vertrauen in die Schweizer Wirtschaft wäre gleichzeitig leider kaputt, der Schweizer Franken würde plötzlich gegen den Erdmittelpunkt rasen. In der Folge würde eine galoppierende Inflation grassieren, welche die Nationalbank mit einem 15-prozentigen Leitzins bekämpfen müsste. Die Hypothekarzinsen würden explodieren, der Mittelstand wäre bankrott, die Häuserpreise würden implodieren. Zeltstädte in den Agglomerationen würden errichtet, das internationale Rote Kreuz würde Suppenküchen bereitstellen. Die Villen in der Schweiz würden von Amerikanern, Norwegern und Chinesen zu einem Spottpreis aufgekauft (wobei sie ihren Wohnsitz, aufgrund der neuen prohibitiven Erbschaftssteuer, selbstredend nicht in die Schweiz verlegen würden). Die vermögenden und zuvor ausgereisten Personen würden mit Belustigung auf die Schweiz blicken, von Dubai, den Bahamas oder Malta aus. Waldmeyer würde zu diesem Zeitpunkt bereits in Südspanien sitzen, auf der Terrasse bei einem kühlen Drink. Er würde sich zwar nicht freuen, die Heimat verlassen zu haben. Aber obwohl nicht in der 50-Millionen-Phalanx, hätte er sich vorsichtshalber schon mal abgesetzt.

Waldmeyer überlegte sich, wie er nun einen noch konkreteren Plan B schmieden könnte. «Charlotte, was meinst du, sollten wir uns nicht Zypern wieder mal anschauen – schon nur der reichen Historie wegen?» Charlotte, nicht verlegen, entgegnete: «Ja, warum nicht, lass uns dort doch gleich diesen Non-Dom-Status prüfen, rein vorsichtshalber!»

Nachtrag der Redaktion: Der zypriotische Non-Dom-Status sieht eine praktisch steuerfreie Wohnsitznahme vor; die fast einzige Bedingung besteht in der Auflage, in dem EU-Staat mindestens 60 Tage im Jahr zu verbringen. Einkommens-, Erbschafts- und Vermögenssteuern entfallen.

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