Es reichte ja schon, dass die CS den Bach runterging. Aber nun auch noch die UBS? Waldmeyers Tagtraum wirkt ziemlich beklemmend, aber er ist doch eindrücklich. Wir zählen das Jahr 2026.
Waldmeyer hatte sich bei seinem letzten runden Geburtstag vorgenommen, möglichst jeden Tag eine Siesta einzulegen. Siestas sind nicht nur die wohl bemerkenswerteste Erfindung einiger südlicher Länder in Europa, sie haben auch den Vorteil, dass man sich, im Halbschlaf de facto, Tagträumen hingeben kann. Tagträume gehen über Selbstgespräche hinaus, welche Waldmeyer zuweilen auch gerne pflegt (er meint, damit ab und zu eine wertvolle Expertenmeinung einzuholen). Tagträume gehen weiter. Man kann deren Inhalte, kurz vor dem Einnicken, zum Beispiel bei der Lektüre der Rezension einer Theatervorstellung, etwas beeinflussen. Zumindest die Richtung vorgeben.
Eine Warnung vorab
Das folgende düstere Szenario kann vielleicht verstörend wirken. Bitte nur weiterlesen, wer glaubt, über starke Nerven zu verfügen. Und noch was: Waldmeyer denkt überhaupt nicht, dass sich die UBS-Zukunft tatsächlich so entwickeln wird. Es ist wirklich nur ein Traum.
Waldmeyer blendet zurück
Waldmeyer wählte für seinen Tagtraum den Monat März im Jahr 2026 nicht zufällig. Die UBS-Geschichte begann im März 2023 ja blendend. Wie wir wissen, verscherbelte Karin Keller-Sutter damals übers Wochenende, mit stummem Sukkurs des Gesamtbundesrates und des Notenbankchefs, die serbelnde Credit Suisse für peinliche drei Milliarden Franken an die UBS. Alle anderen Optionen wurden in den Wind geschlagen. Vor allem durfte keine ausländische Bank zum Zug kommen, nicht mal für Teile der CS. Der Verwaltungsratspräsident der UBS, Colm Kelleher, ein ausgebuffter Verhandlungsprofi, rieb sich die Hände, und sein Buddy Sergio Ermotti klopfte sich an jenem Sonntagabend auf die Schenkel – sollte er doch nur Wochen später als künftiger CEO vordergründig überraschend aus dem Hut gezogen werden. Grosse Finanzinstitute (wie J.P. Morgan oder Goldman Sachs) hatten den tatsächlichen Wert der CS auf 40 bis 80 Milliarden geschätzt. Wir kennen den traurigen zweiten Teil der Geschichte: Die CS-Aktionäre erlitten fast einen Totalverlust, und Tausende von Arbeitsplätzen der CS sollten im Rahmen der Fusion mit der UBS verloren gehen. Die einzige Gewinnerin bei diesem traurigen Schwank war die UBS – und deren Topmanagement, natürlich.
Die Schweiz unter grossem Druck
Aber zurück zu Waldmeyers Tagtraum betreffend März 2026: Die Schweiz geriet zu jenem Zeitpunkt unter massiven politischen Druck. Die vorgespielte «Neutralität» der Schweiz in Sachen Ukraine löste in der ganzen westlichen Welt immer mehr Unverständnis aus. Die Hamas wurde von der Schweiz immer noch nicht als Terrororganisation bezeichnet, die Schweiz schickte immer noch Geld nach Palästina, mit welchem unter anderem Schulbücher finanziert wurden, welche die Vernichtung Israels propagierten. Und es gab gleich drei neue Bankenskandale in den USA, in welche die UBS seit Jahren verwickelt war. Als dann noch ein grosser internationaler Schmuggel mit von Russland gestohlenem Getreide aufflog, der seit Jahren über die Schweiz abgewickelt wurde, geriet das Fass zum Überlaufen.
Präsident Trump kümmerte sich inzwischen nicht nur um den autokratischen Umbau des Politsystems in den USA – er hatte sich nun auch auf die Schweiz eingeschossen: Er verbot unter Sanktionsandrohungen allen Firmen die Zusammenarbeit mit der Schweizer Wirtschaft. Worauf unser Onkologe aus dem Tessin (Aussenminister Cassis) in jenem März mit dem kleinen Bundesratsjet sehr viel in der Welt herumreiste und das Feuer zu löschen versuchte. Vergeblich.
Zu allem noch die Vogelgrippe
Zu allem grassierte ja ab Herbst 2025 die Vogelgrippe. Impfgegner skandierten auf dem Bundesplatz. Diesmal gab es Masken, aber die SVP stellte deren Wirkung in Frage, und die Leute hatten einfach keine Lust, die Covid-Spiele von früher nochmals durchzuspielen. Das sind natürlich, sozial gesehen, schwierige Situationen, zumal Elisabeth Baume-Schneider diesmal im BAG am Drücker war. Sie hatte sich allerdings schon frühzeitig ins Homeoffice in den Jura zu ihren Schwarznasenschafen abgesetzt und korrespondierte mit ihren MitarbeiterInnen im BAG per Fax. Ansonsten war sie nicht erreichbar.
Die SNB hatte sich verspekuliert
Zu allem Übel hatte sich nun auch noch die SNB, die Schweizerische Nationalbank, inzwischen gendergerecht geführt, verspekuliert, und plötzlich verlor der Schweizerfranken massiv an Wert. Das bescherte der SNB zwar fette Buchgewinne, hatte sie doch über die letzten Jahre weiter wild USD, Euro und Pfund gekauft, auch Yen, Renminbi und einen besonders grossen Stock an Indischen Rupien.
Die Implosion des CHF führte nun zu einer galoppierenden Inflation in der Schweiz. Wir müssen ja eigentlich alle Güter importieren – ausser Uhren und etwas Chemie, welche vor allem in den Export gelangen. Zur Erntezeit können wir zwar die Aprikosen aus dem Wallis kaufen (dann werden Importe verhindert), auch den Féchy, nur beispielsweise, können wir direkt aus der Waadt ordern – mithin alles kein Import. Aber in der Regel führen wir die meisten lebenswichtigen Güter ein. Mit einem Schweizerfranken, dessen Wert nun plötzlich gegen den Erdmittelpunkt raste, explodierten natürlich die Preise der Importe. So erklärte sich dann diese missliche galoppierende Inflationslage in der Schweiz. Martin Schlegel, der neue Chef der Nationalbank, musste Gegensteuer geben und erhöhte den Referenzzinsatz auf 15.5%.
Himalyamässige Verluste bei der UBS
Niemand hatte mit all dem gerechnet. Vor allem auch die UBS nicht. Ihre Hedgefund-Manager und auch die Analysten hatten haargenau auf das Gegenteil gesetzt. Die Buchverluste türmten sich plötzlich himalayamässig auf. Der Verlust in das Vertrauen der Bank erfolgte über Nacht, und der Bankrun setzte ein.
Waldmeyer wusste – ja, auch im Tagtraum -, dass ein Bankrun heute nicht mehr analog in den Schalterhallen stattfindet. Er findet digital via PCs und Smartphones statt. Tausende, ja Millionen von Kunden ziehen plötzlich die Gelder ab. Binnen Stunden. Das ist gemein, findet aber statt.
Karin Keller-Suter versuchte noch übers Wochenende, für die Refinanzierung der UBS mit der Migros-Bank eine Lösung zu finden. Der Notenbankchef war diesmal gar nicht erst zu erreichen, er war in Zermatt auf der Skipiste. Die Optimierung der Work-Life-Balance hatte auch ihn eingeholt.
Karin allein zu Hause
Wie wir wissen, ist die UBS einfach too big to fail. Ihre Bilanzsumme betrug schon 2023 deutlich mehr als das BIP der Schweiz. 2026 war sie auf das 1.6-Fache angestiegen; ein ähnlicher Wert wies jetzt auch die Bilanzsumme der Nationalbank auf – also fast das Doppelte der gesamten Schweizer Wirtschaftsleistung. Das alles war nicht hilfreich.
Wenn so eine aufgeblähte Bank (wie die UBS) die Segel streicht, ist ein Land in «deep shit». Es darf einfach nicht passieren. Aber Martin Schlegel war in Zermatt. Und Karin allein zu Hause – bzw. im Bundeshaus. Sie hatte ihr dunkelstes Akris-Kostüm angezogen und wartete. Es war nicht wie im März 2023, als alle Bundesräte antrabten an jenem Wochenende und das Fait accompli von Karin abnickten. Sie kamen diesmal gar nicht. Ignazio Cassis war noch an einem Hearing vor dem Kongress in den USA und wurde dort gegrillt, Guy Parmelin kontrollierte seine Reben in der Waadt, Viola Amherd war im Ausverkauf in Brig-Glis (der neue Frühlings-Outfit stand an). Beat Jans war immer noch am Akteneinlesen, zu Hause in Basel, zusammen mit diesen vertrackten Dokumenten aus dem Justizdepartement. Albert Rösti war auf einer Wanderung (er wollte Locations für Windräder spotten, die niemand wollte). Und Baume-Schneider, wie wir wissen, war bei ihren Schwarznasenschafen.
Die SVP sprach inzwischen von einer Verschwörung des Auslandes gegen die Schweiz und verlangte die Sperrung des Gotthardtunnels. Jetzt herrschte echte Krise.
Hildebrand rettet die Schweiz
Karin also allein. In diesen schwierigen Momenten muss man auch mal einsame Entscheide fällen. Dafür wurde man gewählt. Die Schweiz entscheidet in der Regel nie, ausser mit Notrecht. Dann aber relativ willkürlich und sofort.
Da kam Karin Keller-Sutter der Anruf aus den USA, von Hildebrand, Ex-Notenbankchef, heute Vice-President von Blackrock, des grössten Vermögensverwalters der Welt, gerade recht: «Karin, wir (Anm. der Redaktion: Blackrock)machen das schon. Wir übernehmen alle Assets dieser Bank. Das ist im internationalen Interesse. Allerdings können wir das ganze Aktienkapital nur für einen Franken übernehmen. Den Hauptsitz müssten wir zudem in die Staaten verlegen, du verstehst schon. Und bilanzieren werden wir künftig in USD.»
Karin fiel ein Stein vom Herzen. Sie schlug ein. Der Deal hätte nicht besser sein können. Gleichentags noch schloss die UBS alle ihre online Portale. Die Schalter auch. Endlich herrschte Ruhe.
Waldmeyer wachte schweissgebadet auf. So eine Siesta kann tatsächlich anstrengend sein.