Oder: Warum Waldmeyer vielleicht seinen Namen ändern wird
Wer nicht in der Stadt Zürich wohnt, tut gut daran, einmal ein Auge auf die dortigen Staatseingriffe zu werfen. So weiss man, was einem in ein paar Jahren noch blühen wird: fundamentalistisches Dreinfunken der Behörden bis in die letzte Faser deines Lebens!
Die meisten grossen Städte in der Schweiz sind heute durchtränkt mit viel Ökodenken, Umverteilungsgedanken und Pazifismus. Ob Genf, Lausanne, Bern, Luzern oder Zürich: Die grünen und linksorientierten Stadtparlamente und Behörden denken sich fast täglich neue Massnahmen und Vorschriften aus, welche unser Leben einschränken.
Schön, gibt es diese Weltverbesserer
Die zum Teil invasive Politik richtet sich indessen nicht gegen die bekannten Weltverbesserer. Das heisst gegen Kreise, die unbewilligte Demonstrationen organisieren, sich am Boden festkleben oder den Verkehr mit einer langsamfahrenden Veloarmada vorsätzlich lahmlegen. Das verstösst zwar alles gegen das Gesetz, wird indessen geduldet.
Wir könnten vielleicht auch noch ein bisschen weiter wegblicken, so nach Berlin: In der letzten Sylvesterkrawallnacht wurden über 500 Personen verhaftet. Nicht etwa, weil sie einfach ein wenig demonstriert oder Lärm gemacht hatten – nein, sondern weil sie Polizisten und Feuerwehrleute tätlich angegriffen hatten. Inmitten von Personenansammlungen hatten sie Feuerwerkskörper gezündet und fremdes oder öffentliches Gut abgefackelt. Am nächsten Tag waren alle wieder auf freiem Fuss.
George Orwell würde sich im Grabe umdrehen
«Some are more equal», meinte doch schon George Orwell mit seinem berühmten Roman «1984». Der alte George würde sich allerdings im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass seine Vision der totalen Staatskontrolle in Teilen der Welt ziemlich gut umgesetzt wurde, so in China, Nordkorea oder dem heutigen Russland. Aber er hätte sich wohl nie vorstellen können, dass westliche Staaten randalierenden Bürgern ziemlich alles durchgehen lassen, der Normalbürger indessen maximal bevormundet und kontrolliert wird.
Landet Waldmeyer im Gefängnis?
Wenn Waldmeyer seine Parkzeit überzieht, wird er binnen Minuten mit einer saftigen Busse bestraft. Ja, falls er überhaupt einen Parkplatz ergattert. Denn letzteres ist gar nicht mehr vorgesehen, er sollte nämlich zu Fuss gehen. Oder mit dem Fahrrad. Oder eben mit dem Lastenrad, wenn es darum geht, schwere Sachen zu transportieren – also Möbel, einen Flatscreen, einen Teppich. Oder etwas vom Baumarkt, einen Zementsack, beispielsweise. Parkplätze für Autos werden überall aufgehoben, und in Lausanne dürfen ab 2030 nur noch Elektrofahrzeuge verkehren. Wenn Waldmeyer ein Dachfenster in seinem Haus in Meisterschwanden ohne langwierige Bewilligung und ohne Einhaltung einer ellenlangen Liste von Normen einbauen würde, käme er in Teufels Küche.
Die Bevormundung hat selbstredend einen Zweck: nämlich die Rettung der Welt. Wenn Waldmeyer während der Fahrt mit seinem Auto bei freiem Verkehr einmal verstohlen auf sein Handy blickt, wird er fast verhaftet. So will es das Gesetz.
Fatale Eigendynamik in Sachen Bevormundung
Die fundamentalistische Bevormundung ist schon bemerkenswert. Politiker und Behörden verfolgen dabei unverdrossen die Umkrempelung unseres Gesellschaftssystems. Es mag sein, dass dahinter gar kein Masterplan liegt. Es scheint, dass sich einfach eine fatale Eigendynamik entwickelt hat.
- Wir müssen das Klima retten. Eigentlich die ganze Welt. Entsprechend werden wir, als einfache Leute, die das Big Picture nicht erkennen, bevormundet.
- Im Mittelpunkt steht das Genderthema. Wokeness first. Auch hier soll der Bürger entsprechend erzogen werden.
- Wir arbeiten zu viel. Falls das jemand noch nicht erkannt hat, soll er/sie/es bitte unseren Politikern genau zuhören.
- Wir müssen Einkommen und Vermögen besser verteilen. Ein alter, nun post-marxistischer Ansatz, von dem ein Grossteil der Parlamente und Behörden beseelt ist – mit dem vordergründig hehren Ansatz nach mehr Gerechtigkeit.
Dabei sind Politiker und Behördenmitglieder eigentlich Transferempfänger. Sie erhalten fette Entgelte, ohne im Hamsterrad der Wirtschaft stecken zu müssen. Sie dominieren die Politik und die Entscheidungsgremien der Gesellschaft – und dies mit einer eklatanten Überrepräsentierung. «Normale» Leute aus der Wirtschaft scheinen leider weder über Zeit noch Interesse zu verfügen, hier mitzumachen. Letztlich erfolgt so eine Umverteilung durch Vertreter der Gesellschaft, die sie gar nicht vertreten. Diese Nomenklatur der Behörden- und Regierungsvertreter kann sich dabei allerlei Vorteile zuschanzen. Finanziert wird das Spiel durch erhöhte Abgaben und Steuern.
- Nun zum 5. Aspekt. Dieser scheint indessen kein Thema zu sein: nämlich die Frage nach der Finanzierung all dieser Spässchen.
Der 5. Punkt reicht auch bis in den Bundesrat: Er gönnte sich kürzlich die Saisonkarte für alle Seilbahnen. Macht über CHF 4’000 pro Kopf für die Bundesregierung. Gleichzeitig werden fleissig Sparprogramme geschnürt. Das eine hat mit dem anderen, rein finanziell, tatsächlich nichts zu tun, denn die Grössenverhältnisse der beiden Vorhaben sind irrelevant. Aber offenbar fehlt es hier am Verständnis und Einfühlungsvermögen unserer Regierungsvertreter. Ob Bundespräsidentin Viola Amherd ihr Jahresticket auf der Piste wohl rausholt? Wie wir wissen, ist der Bundesrat nun zurückgekrebst: Nächstes Jahr muss Viola wieder normale Tageskarten lösen. Jetzt muss sich die Regierung um die Finanzierung von neuen Spässchen wie der 13. AHV-Rente kümmern, welche sie, danke ihres Abseitsstehens, nicht verhindern konnte.
Bleibt Waldmeyer nur Beobachter?
Waldmeyer hat erkannt: Er muss sich vermutlich auf seine Beobachterrolle beschränken. Wenn man intensiv beobachtet, so reflektierte er, wird es vielleicht doch etwas bewirken?
Realistischerweise wird es indessen nicht ausreichen. «Vielleicht sollte ich doch in die Politik gehen», meldete er, nicht zum ersten Mal, gegenüber Charlotte.
«Du wirst nicht gewählt, werden, Max! Du passt nicht rein. Dein Profil ist völlig falsch.»
Stimmt. Charlotte hatte recht.
Waldmeyer erkennt das Problem durchaus. Nur, wie sollte er reagieren? Mit den Füssen abstimmen? Nun gut, man könnte die grossen Städte meiden. Oder auswandern. Aber wohin? Im nahen Ausland sieht es noch schlimmer aus.
Waldmeyers Einstieg in die Politik steht
Am Sonntagmorgen beim Frühstück war wieder einmal die gesamte Familie zugegen: Charlotte, Tochter Lara, Sohn Noa. Aber diesmal war alles ein bisschen anders: Der Frühstückstisch, den Waldmeyer ab 08:00 vorbereitet hatte und an dem sie jetzt, um 11:30, vereint sassen, präsentierte sich anders: Keine Eier, kein Lachs, kein Trockenfleisch, keine Gipfeli. Nur Vollkornbrot, Honig vom Nachbardorf und Müesli. Und Hafermilch. Und Waldmeyer stellte seine Lösung in Sachen Politik vor:
«Ich habe mich entschieden, jetzt doch in die Politik einzusteigen. Ich werde mich allerdings etwas anpassen müssen – dazu möchte ich euer Einverständnis einholen. Dass wir ab sofort vegan leben (bis auf den Honig), habt ihr soeben festgestellt. Es ist wichtig, dass nicht nur ich das vorlebe, sondern mein ganzes Umfeld. Wir werden nämlich sofort alle unter Beobachtung stehen. Ich trage jetzt auch indoor eine Fleecejacke, weil wir weniger heizen. Den Porsche Cayenne werde ich verkaufen, das Lastenrad ist bestellt. Zu Auftritten in der Politik werde ich ein schwarzes Hemd tragen. Und diese Fleecejacke. Wenn es für meine Wahl nicht reicht, werde ich mir ein anderes Genderprofil zulegen. Notfalls ändere ich meinen Vornamen von Max auf Maximilia. Plan B wäre auch eine Änderung des Familiennamens von Waldmeyer in Waldwitsch. Das wäre wesentlich inklusiver. Und dann mische ich den Laden mal von innen auf. Seid ihr damit einverstanden?»
Noa blinzelte, noch von Restalkohol des Vorabends gekennzeichnet, zu Waldmeyer rüber: «Ja Dad, mach doch. Maximilia Waldwitsch, cool.»