Soll Waldmeyer nun auch noch gendern…?

Oder: Waldmeyer denkt an Burkaträger*innen und an eine neue Gebärdensprache

War Charles de Gaulle vielleicht ein Vorreiter im Gendern? „Citoyennes, Citoyens!“ – so sprach er in seinen von Pathos schwer getränkten Reden jeweils seine Bürger an (verflucht: seine Bürgerinnen und Bürger). Oder war de Gaulle gar ein versteckter Intersexueller mit Weitsicht? Oder einfach nur ein Gentleman? Waldmeyer tippte auf letzteres. Aber die Sache mit dem Gendern wird immer komplizierter. Wie soll man einen Stern (bei Bürger*innen beispielsweise) aussprechen? 

Das Gendern ist vielleicht ganz gut gemeint, allerdings stehen dahinter oft auch fundamentalistische LGBT-Aktivisten (oder Aktivistinnen?). Waldmeyer versuchte sich Übersicht zu schaffen über all die sprachlichen Entgleisungen.

Erste Entgleisung: Bürger*innen. Waldmeyer findet das einfach nicht schön. Und: Wie spricht man den Stern aus? Soll man sich dabei jeweils kurz an die Nase tippen?

Zweite Entgleisung: BürgerInnen. Auch dies ist eine alles andere als formvollendete Schreibweise. Und erfordert ebenso ein Nasentippen.

Dritte Entgleisung: Der Gender_Gap. Es ist vielleicht die hässlichste Form von allen Schreibweisen. Er artet dann aus bis zu ein_e Slowfood-Gastronom_in. Beim Aussprechen könnte, zur Unterscheidung anderer Schreibweisen, kurz am linken Ohrläppchen gezogen werden.  

Vierte Entgleisung: Wohl aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung von ein paar besonders leidenden Feministinnen wird nun auch noch der Doppelpunkt eingeführt: Schweizer:innen (dann rechtes Ohrläppchen).

Fünfte Entgleisung: Es wird nur noch die weibliche Form verwendet. Unsere Politikerin Anita Fetz beispielsweise spricht generell nur von Baslerinnen. Sie meint damit alle. Waldmeyer ist kein Basler, aber wäre er einer, fühlte er sich diskriminiert. Allerdings, ein Pluspunkt beim Aussprechen: Die Gebärdensprache entfällt.

Der Leseflusskiller

Praktischerweise lautete bisher der Ausweg oft: Bürgerinnen und Bürger. So wie es de Gaulle pflegte. Allerdings wollte er vermutlich nur sicherstellen, dass ihm auch die Französinnen aufmerksam lauschten – es war also nur ein rhetorischer Trick. Auf jeden Fall kommt man um diese aufzählende Bezeichnungen (Bürgerinnen und Bürger) heute fast nicht mehr herum.

Leider ist diese „inklusive“ Sprache, insbesondere mittels Stern, Unterstrich oder Doppelpunkt ganz einfach ein Leseflusskiller. Oder handelt es sich eher um eine Killerin? Oder eben Leseflusskiller*innen. Diese pseudo-elitäre und verkrampfte Sprache, so die Beobachtung Waldmeyers, wird insbesondere von links-feministischer Seite mit grosser Freude benutzt. Nur zu oft jedoch sind es einfach Möchtegern-Akademikerinnen, die uns zu dieser Vergewaltigung von Schrift und Sprache nötigen.

Und nicht nur Waldmeyer, sondern wohl die deutliche Mehrheit findet, dass insbesondere diese Sonderzeichen potthässlich sind. Einfach nicht stilvoll.

Und wo sind die Gästinnen?

Irgendetwas geht einfach nicht auf mit diesen Sprachanpassungen. Gäste z.B. könnten ja nur als männlich wahrgenommen werden. Der Gast. Mehrzahl: die Gäste, also eine Ansammlung von männlichen Gästen? Falls schon Bürger*innen, sollte es dann nicht auch Gäst*innen geben? Oder doch Gast*innen?

Waldmeyer hatte allerdings bemerkt, dass es dort, wo es die Notwendigkeit wirklich erfordert, bereits einen korrekten Begriff gibt. Zum Beispiel Pilot, Pilotin. Nur: Was ist mit der Piloten-Gewerkschaft, dürfen da auch Pilotinnen rein? Und wie lautet der Gesamtbegriff der Künstler und Künstlerinnen? Kunstpersonen?

Im Immobilienverkauf werden oft „Architektenhäuser“ angeboten. Aber, um Himmels Willen, was ist, wenn dieses nun von einer Architektin erbaut wurde? Muss dann die Bezeichnung auf Architektinnenhaus geändert werden? Nein, meint Waldmeyer. Konsequenterweise müsste ein Begriff verwendet werden, welcher für alle gilt. Also ein Architekt*innenhaus? Oder ein ArchtektInnenhaus? Nein, noch schöner: ein Architekt_innenhaus. „Das ist nicht ästhetisch, so ein Haus würde ich nicht mal anschauen“, meinte Charlotte. Und sie musste es ja wissen, als Innendesignerin. „Würdest du denn einen Designerpreis entgegennehmen?“, fragte Max. „Klar!“, antwortete Charlotte – und erschrak dann plötzlich.
„Siehst du!“

Kaum Gegenbewegungen

Die Gendersprache ist an Frankreichs Bildungsstätten nun per Dekret verboten worden. Eine weise Massnahme. Leider ist im deutschen Sprachraum nicht viel an Gegenbewegung auszumachen. Zaghaft hat sich zwar kürzlich unsere Bundesverwaltung geäussert: kein Genderstern oder –doppelpunkt oder –unterstrich mehr. Nur Lehrerinnen und Lehrer, notfalls die Lehrerschaft. Aber das gilt eben nur für die Bundesverwaltung.

Bei der deutschen Sprache (… schwere Sprache, eh schon) kommt verkomplizierend hinzu, dass seit den verschiedenen Rechtschreibreformen nun parallel, gemäss Duden, oft mehrere Versionen als  korrekt gelten. Aber nicht immer. Wer heute ein falsches Wort plaziert, macht sich verdächtig, etwa über ein sehr hohes Alter zu verfügen oder sich als Querulant, im besten Fall als Ignorant zu outen.

Übersetzer beklagen sich, dass der deutsche Text immer länger wird, sie aber auf der Basis des kürzeren Ausgangstextes bezahlt werden. Liegt damit etwa eine weitere Diskriminierung einer Randgruppe vor? Aber warum betrifft es fast nur die deutsche Sprache? Was gibt es denn diesmal zu verarbeiten…?

Bombenleger*innen – ein Schuss ins Bein?

Vielleicht unterschätzen die mehrheitlich weiblichen Sprachfundamentalist*innen, dass mit der „Feminisierung“ der Begriffe plötzlich auch alle negativ besetzten Worte als feminin wahrgenommen werden: Killer*innen, Vergewaltiger*innen, Mörder*innen, Bombenleger*innen – und so weiter. Killer war neutral besetzt, zumindest bisher. Neu gibt es also nur noch Killer*innen, da konsequenterweise nur noch dieser Begriff gesellschaftsfähig sein darf. In der sprachlichen Wahrnehmung findet also eine „Verweiblichung“ statt. Ob die Erfinder der neuen gendergerechten Sprache das wirklich so wollen…? Wenn schon, dann sollte es wirklich durchgezogen werden – für alle Begriffe. Auch z.B. für Burkaträger*innen.

Waldmeyer sagt Stopp

Wenn sich Feministinnen bei der Anrede „liebe Bürger“ nicht abgeholt fühlen, ist das natürlich ein Problem. Man könnte sie dann als Wählerinnen, Kundinnen oder Konsumentinnen verlieren. Nur deshalb vermutlich (und nicht aus Anstand) haben wir uns mehr oder weniger flächendeckend zur langatmigen Form „Bürgerinnen und Bürger“ durchgerungen. Und genau hier sagt Waldmeyer „Stopp“! Bis hierher und nicht weiter. Alles andere findet er aufgesetzt, entstellend, unnötig und schlichtweg unästhetisch.

Waldmeyer meint übrigens, dass der Begriff BürgerInnen gendermässig sehr verletzend sein könnte: Dieser schliesst zwar nebst den männlichen auch die weiblichen Bürger ein, aber, gopfridstutz: Wo sind die Non-Binären? Das Bürger fehlt! Das ist diskriminierend. Oder wären die dann eher drin, wenn der eklige Stern* verwendet würde? Vielleicht sollte man doch besser einen ganz neuen, knackigen Überbegriff schaffen, der wirklich alle einschliesst. Wie wäre es einfach mit Bürger…? 
Waldmeyer nahm sich auf jeden Fall vor, nie mehr zu gendern. Nie und nimmer. In keiner Form. Never! Jamais! Er wird sich also auch künftig nicht einer inklusiven, sondern einer exklusiven Sprache bedienen.
Beim gesprochenen Gendern wird er allerdings eine Ausnahme machen. Das mit der neuen Gebärdensprache (dem Antippen der Nasenspitze beispielsweise) ist doch ganz praktisch. 

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