Oder warum sich Waldmeyer über die begrünten Container und andere absurde Sachen ärgert
Waldmeyer brauchte mehrere Wochen, um sich vom Ärger zu erholen und sich einen Reim auf die neuesten Pläne der rot-grünen Zürcher Stadtregierung zu machen. Diese verqueren Pläne sehen nämlich vor, bei öffentlichen Bauvorhaben die Oberseite der Container begrünen zu lassen. Also zwangszubegrünen. Vordergründig ganz amüsant, aber letztlich gar nicht so lustig, findet Waldmeyer.
Vor kurzem nur mussten wir den merkwürdigen Vorstoss des Zürcher Stadtparlaments zur Kenntnis nehmen: Private Dachgärten sollten künftig für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Ein paar Wochen später nahmen wir mit Verwunderung den Initiativtext der Jusos zur Kenntnis, welche mit ihrer 99%-Initiative Kapitalertragssteuern von 150% vorsehen. Beides ziemlich bizarre Idee. Und, richtig: Beides sind Enteignungs-Vorstösse, und nicht einmal Karl Marx hätte sich solch schöne Umverteilungsideen des Kapitals erhofft.
Und nun also die Container. Aber auch dies nur zum Allgemeinwohl: Die individuellen Luftsäulen über jedem Container (im Durchschnitt auf einer Fläche von 15 m2), welche den C02-Ausstoss, global gesehen, bestimmt markant reduzieren werden, sind eben ein positiver Beitrag gegen die Klimaerwärmung. Zudem soll so die lokale Biodiversität zu spürbar besserer Lebensqualität vor Ort führen.
Allerdings, so die Vermutung Waldmeyers: Dieser raffinierte Containerplan könnte nur der Anfang sein. Was kommt als nächstes? Die Begrünung der Gehwege? Künftig müssten die Zürcher Banker also besseres Schuhwerk bereithalten, wenn sie durch die Sumpfwiesen die Bahnhofstrasse runterschlendern. Innert Kürze könnten auch die Strassen fallen: nur noch Acker, geplegt durch neue Staatsdiener vielleicht in einer Dreifelder-Wirtschaft? Offroadfans hätten sich zu früh gefreut, denn das ginge natürlich mit einem kompletten Fahrverbot in der Innenstadt einher.
Auch Waldmeyers Porsche Cayenne (früher schwarz, innen auch) müsste in einer ersten Phase wohl mit einem begrünten Dach leben, in der zweiten dann aber ganz einfach stillgelegt werden. Anschliessend wären alle Hausdächer dran, dann die Menschen.
Die totale Begrünung also. Und deren Finanzierung? Kein Problem: Diese 99%-Initiative der Jusos wird es richten; deren Initiative sieht ja vor, das oberste Prozent nun massiv zu schröpfen, mit dieser 150% Kapitalertragssteuer. Vergessen dabei bleibt, dass dieses eine reiche Prozent der Bevölkerung blitzartig die Flucht antreten würde, und das Steuersubstrat des Staates würde implodieren. Das oberste Prozent schultert übrigens fast 25% des gesamten Steueraufkommens.
Zurück aber zu den begrünten Containern. Es ist schon bemerkenswert, mit welchen Problemen wir uns auseinandersetzen dürfen. In einer hochentwickelten Welt sublimieren sich quasi die echten Probleme, und es werden dann ziemlich einfältige oder sonst weltfremde und absurde Themen gewälzt.
Aber das mit den Containern könnte Waldmeyer vielleicht so was von egal sein. Er wohnt ja in Meisterschwanden! Waldmeyer blickte von seiner grossen Terrasse aus ins Grün Richtung See runter. Alles war grün, der Garten, die Gärten der Nachbarn, die Wiesen, manchmal auch der See. Das gegenüberliegende Ufer, zum Teil bewaldet, ebenso. Die Waldbestände erhöhen sich in der Schweiz übrigens jährlich um Dutzende von Quadratkilometer. Schön, dass sich die Zürcher Exekutivpolitiker mit dem nicht zufrieden geben und ein paar Dutzend Quadratmeter Grün zusätzlich vorschreiben. Waldmeyer überschug kurz: 1 Quadratkilometer hat 1 Million Quadratmeter; es gälte also rund 67‘000 Container zu begrünen, um das Schweizer Grüntotal nur um einen einzigen Quadratkilometer zu erhöhen. Es müssten also eine Menge Bauvorhaben in Zürich anstehen.
Die Rechnung war ja ganz amüsant, aber Waldmeyer ging es eigentlich um dieses Vorschreiben, um diese zunehmende und wenig zielführende Regeldichte, welche Ihm den Atem stockte. Und das mit den Containern, fiel ihm deshalb ein, dürfte ihm deshalb trotzdem nicht egal sein: Es besass nämlich UBS-Aktien. Es war kein guter Entscheid, vor 20 Jahren, als er sie bei CHF 40 als sichere Langfristanlage gekauft hatte (heute dümpeln sie bei jämmerlichen CHF 15 dahin). Und jetzt der Zusammenhang: Diese glücklose Begrünungs-Schlacht in Zürich verteuert nämlich die Ausschreibungen der Stadt, die Ausschreibungen verteuern die Ausgaben, was tendenziell zu schlechten Abschlüssen der Gemeinde führt – welche wiederum Einfluss auf die Steuerlast nehmen. Die UBS versteuert einen Teil ihrer Gewinne nämlich in der Stadt Zürich; damit reduzieren sich – wenn auch im Nanobereich – deren Gewinne, folglich behindert dies eine gute Kursentwicklung der UBS-Aktie. Mit jedem Container Begrünung verliert Waldmeyer also Geld!
Waldmeyer reflektierte weiter: Es hängt also alles zusammen. Es kann uns nicht gleich sein, wenn jeder Junkie künftig auf die privaten Dachgärten raufsteigen darf, weil diese der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Es darf uns nicht gleich sein, dass vermögende Bürger aufgrund absurder Steuerpläne die Flucht antreten oder wenn – ziemlich sinnlos – teure Begrünungsorgien gefeiert werden. Irgendwie kommt alles auf uns zurück. We all are family. Nein: We all are Waldmeyer.
„Wir sind alle Waldmeyer“, fasste Waldmeyer das Thema zusammen und platzierte so ein Statement gegenüber seiner Frau Charlotte. „Natürlich, ich musste damals deinen Namen annehmen“, antwortete Charlotte etwas mürrisch.
„Nun, es kommen jetzt noch 8.6 Millionen Schweizer hinzu“.
„Also einer reicht mir schon“, seufzte Charlotte.