Teil 1 unserer Trilogie: Die 11 wahren grossen Krisen, mit denen wir zu rechnen haben
Noch haben wir die Pandemiekrise nicht hinter uns. Einige Staaten konnten diese mit wenigen Blessuren bewältigen, andere stecken noch mitten drin – oder sind heillos überfordert. Fast alle Staaten waren schlecht vorbereitet und haben im Rahmen der Krisenbekämpfung schwindelerregende Schulden aufgebaut. Die nächste Krise, welche unsere Volkswirtschaft beutelt, könnte ganz anders aussehen. Ein globaler Ausfall des Internets? Ein massiver Meteoriteneinschlag? Eine nicht mehr aufzuhaltende Flüchtlingswelle, welche unkontrolliert ganz Europa überschwemmt? Für eine kommende Krisenbekämpfung wären die nötigen Mittel zum Teil gar nicht verfügbar. Die Krux liegt darin, dass wir Krisen nur schwer vorhersagen können. Sind wir uns überhaupt bewusst, mit welchen ganz grossen Krisen wir zu rechnen haben? In einem ersten Beitrag unserer Trilogie versuchen wir einen Überblick über die 11 fatalsten möglichen Krisen zu erhalten, mit denen unsere Gesellschaft rechnen muss. Schon vorab: Wahre Krisen sind die, bei denen wir die Entscheidungsgewalt zu deren Bewältigung verlieren. Und: Leider sind wir nur unzureichend vorbereitet.
Erst die Definition der möglichen Krisen, deren Eintretenswahrscheinlichkeit und deren Ereignisschwere wird uns die Steilvorgabe liefern, wie wir uns vorzubereiten haben. Wir denken dabei nicht an einen Staumauer-Bruch der Grand Dixence, welcher in der Tat nur als ein unglücklicher Unfall zu betrachten wäre. Es geht um die ganz grossen Krisen, welche unsere Volkswirtschaft à fond bedrohen würden. Unsere Behörden hatten 1999 sowie nochmals 2015 klar definiert, dass eine Pandemie das zweitgrösste Krisenrisiko darstellt. Dennoch waren alle Institutionen nur sehr mangelhaft vorbereitet. Seit 1999 bestehende Risikoanalysen verschwanden irgendwo in den Schubladen von verstaubten Bundesämtern. Und wir sehen es heute: Defizitäre Vorbereitung und fehlerhafte Krisenbewältigung führen nicht nur zu grossem menschlichem Leid – es kostet auch viel. Volkswirtschaften können so vorübergehend lahmgelegt werden, es kommt zu BIP-Einbussen, es kann über längere Zeit zu einem Wachstumskiller kommen. Es gehen zudem Arbeitsplätze verloren, es provoziert teure staatliche Hilfeleistungen und führt zu einem erheblichen Schuldenaufbau. Ausgaben für Krisenvorbereitungen wären also intelligente Investitionen.
Black Swans – das Feigenblatt für Krisenvorbereitungen
Der Journalist Nassim Taleb hatte den Begriff des Black Swans definiert: Krisen, die ohne Voranmeldung überraschend über uns herfallen und Katastrophen auslösen können. Krisen als Black Swans zu definieren ist damit das Einfachste, um keine Krisenvorbereitung zu treffen. Ein gewaltiger Meteoriteneinschlag z.B. wäre ein Black Swan, da die Bekämpfung des Ereignisses nur beschränkt, wenn überhaupt, möglich ist. Eine Pandemie allerdings, so auch Talebs Definition, stellte keinen Black Swan dar: Es war nämlich ganz einfach vorauszusehen, dass eine solche Krise demnächst eintritt. 1999 beriet Taleb mit seinem Team Singapur und entwickelte ein Modell zur Krisenbekämpfung. Der Stadtstaat konnte das Papier anfangs dieses Jahres aus der Schublade ziehen und bewältigte die Pandemiekrise mustergültig (mit dem fatalen Wermutstropfen allerdings, dass die Gastarbeiter in den Containersiedlungen vergessen gingen…). Die wenigsten wahrscheinlichen Krisen sind Black Swans. Man kann sich also vorbereiten.
Kollapsologie – das zweite Feigenblatt
Die sogenannten Kollapsologen neigen dazu, Krisen als gegeben zu betrachten. Der Weltuntergang sei eh nicht aufzuhalten. Auch der Klimawandel nicht. Diese fatalistische Haltung teilen nicht nur viele Bürger, sondern auch Politiker. Mit langfristigen Überlegungen für Krisenbekämpfungen sind eben auch keine kurzfristigen Meriten zu holen.
Unsere Krisenaufstellung wird Weltuntergangsszenarien ausschliessen, auch den Klimawandel. Unsere heutige Liste wird sich auf einigermassen wahrscheinliche Szenarien konzentrieren, welche in absehbarer Zeit tatsächlich eintreffen könnten. Die Auflistung erfolgt anhand der Eintretenswahrscheinlichkeit, kombiniert mit der Ereignisschwere – so ergibt sich ein Ranking von 11 grossen Krisen:
Grosse Krise Nummer 1: Ausfall des Stromnetzes
Eine sogenannte „Strommangellage“ (oder auch nur schon der regionale Ausfall des Stromnetzes) müssen wir als ein Ereignis definieren, das mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit eintreffen kann – und das gleichzeitig als ausserordentlich schwer eingestuft werden muss. Sind wir darauf vorbereitet? Die Netzstabilität in Europa ist heute erwiesenermassen nicht mehr gegeben, das intensive Zusammenwirken der supranationalen Stromnetze hat zu einer grossen Abhängigkeit geführt und könnte zu überregionalen Steuerungsausfällen mit gravierenden Kollateralschäden führen. Wer sich in ein solches Szenario hineindenken möchte, dem sei das Buch „Blackout“ von Marc Elsberg empfohlen. Nichts mehr würde funktionieren: weder Kommunikationsmittel, noch Heizung, noch Kühlung. Alle Wirtschaftsabläufe stünden still, der Verkehr ebenso, die Lieferketten sind unterbrochen, die Lebensmittel vergammeln in den Kühlhäusern, das Gesundheitssystem kollabiert innert Kürze. Die Armee müsste auf den Plan, um die Bevölkerung zu schützen – sofern die Armee sich in einer solchen Situation überhaupt noch organisieren kann. Sind wir vorbereitet auf ein solches Ereignis? Leider kaum. Und dies, obwohl eine solche Krise das schlimmste Szenario darstellen würde!
Grosse Krise Nummer 2: Pandemie
Nach der Pandemie ist vor der Pandemie: Die Wahrscheinlichkeit einer nächsten globalen Virusattacke bleibt hoch, die Auswirkungen können fatal sein – fataler eventuell als bei Covid-19. Eine professionelle Vorbereitung auf eine solche Krise wäre jedoch durchaus möglich. Aber es braucht dazu Pläne, Strategien, Material, Krisenstäbe in Reserve. Im Vergleich zu unseren Armeekosten (von 8 Mia CHF pro Jahr) oder den Kosten für unsere heimatlich geschützte Landwirtschaft (21 Mia CHF pro Jahr) wären die Investitionen für eine Krisenvorbereitung für eine Pandemie fast vernachlässigbar. Es wäre vor allem intellektuelle Vorbereitung gefragt, vergleichbar wenig nur für Infrastruktur und medizinisches Material. Für Covid-25 – um eine virtuelle Benchmark vorzulegen – sind wir nur schon besser vorbereitet, weil wir aus Covid-19 gelernt haben. Aber es reicht noch nicht, um nicht nochmals erratische und zum Teil sehr wirtschaftsfeindliche Entscheide zu treffen und immense Schuldenberge aufzubauen.
Grosse Krise Nummer 3: Cyberattacke
Cyberattacken sind heute fast alltäglich: Viele Firmen waren davon schon betroffen. Die Lerneffekte dabei sind gross, die Gefahr weiterer Angriffe jedoch nicht gebannt. Eine richtige Gefahr ginge von einer Cyberattacke aus, die eine ganze Branche, die Bundesverwaltung oder andere Institutionen oder komplette Providerschnittstellen betreffen. Die ganze Finanzbranche könnte so zum Beispiel in erpresserische Geiselhaft genommen werden. Das Erpressungsrisiko ist indessen nur eine Seite des Desasters, der mögliche Ausfall der Systeme die andere. Sind wir darauf vorbereitet? Wohl nur marginal. Bei der Armee gibt es ein paar Stellen, die sich um eine solche Krisenvermeidung kümmern, bei gewissen Bundesämtern ebenso. Leider ist jedoch keine richtige Abwehrtruppe auszumachen – obwohl wir es bei diesem Krisenszenario sowohl mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit als auch mit einer nicht zu unterschätzenden Ereignisschwere zu tun haben.
Grosse Krise Nummer 4: Finanzkrise
Die grosse Finanzkrise 2008/2009 steckt uns noch in den Knochen: Nur knapp sind wir an einer Weltfinanzkrise vorbeigeschrammt. Die USA (damals noch in einer politischen Leader-Verantwortung) konnten, zusammen mit den grössten Industrienationen, das Schlimmste abwenden. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Krise steigt heute mit der globalen Verschuldung und der ungehemmten Geldschöpfung. Ein Zusammenbruch des Weltfinanzsystems wäre fatal und würde der Tragik eines Weltkrieges in nichts nahestehen. Wäre unser Land darauf vorbereitet? Natürlich nicht. Immerhin tun unsere Regierung und die Notenbank bedeutend mehr als die meisten Staaten, um ein solches Szenario nicht zu fördern. Nur schon der Zusammenbruch der elektronischen Zahlungssysteme wäre äusserst unappetitlich. Vielleicht ginge es bei solche Krisen auch darum, sich persönlich vorzusehen: also Reserven an dringend Notwendigem anlegen, Bargeld halten, etwas Gold bunkern…
Grosse Krise Nummer 5: globaler Ausfall des Internets
Wir werden uns gar nicht erst an eine Schätzung wagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein solches Szenario eintreten könnte. Die Auswirkungen wären auf jeden Fall verheerend: Unser Leben stände binnen Tagen schlichtweg still. Je digitaler unsere Gesellschaft wird, desto katastrophaler wäre ein Ausfall des Internets. Natürlich müssten wir in einem solchen Fall nicht nur auf Netflix verzichten – sondern auf fast alle Kommunikationsmittel. Fast jede wirtschaftliche Aktion wäre blockiert, Lieferketten sofort unterbrochen, die Versorgung mit Produktions- und Lebensmitteln zum grossen Teil unterbunden. Viele Steuerungen fielen aus. Was wir dagegen vorkehren können: fast nichts. Der Aufbau von redundanten Systemen wäre illusorisch. Eigentlich können wir zur Schadensbegrenzung nur auf die klassische Katastrophenhilfe zurückgreifen. Die analogen Systeme des Zivilschutzes und anderer Strukturen müssten vorübergehend Nothilfe leisten. Und dann werden wir darum beten, dass ein solcher Unterbruch nicht allzu lange dauert.
Grosse Krise Nummer 6: grosse Naturkatastrophe
Erdbeben, Vulkanausbrüche, Hochwasser, Hitzewellen, schwere Stürme, Schädlingskrisen…
Die Eintretenswahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass eine dieser möglichen Krisen in absehbarer Zeit eintritt. Wahrscheinlichkeitstheoretiker neigen dazu, solche Fälle nicht in Kombination zu sehen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist jedoch anzunehmen, dass irgendeine dieser rund ein Dutzend möglicher Katastrophen mit einer nicht zu vernachlässigbaren Perspektive eintritt.
Das Positive an den meisten Naturkatastrophen ist, dass es im Eintretensfall in den meisten Fällen kaum etwas zu entscheiden gibt und die Schwere des Ereignisses – in der Regel – überblickbar bleibt. Es ginge dann nur vor allem darum, die Auswirkungen der Katastrophe einzudämmen und aufzuräumen – klassische „Katastrophenarbeit“ also. Ein weiterer positiver Aspekt: Naturkatastrophen bleiben oft regional beschränkt. Damit können einzelne betroffene Volkswirtschaften Hilfe von aussen holen. Unsere Behörden und der Zivilschutz sind für solche Krisen relativ gut gewappnet, Krisenstäbe üben derlei Katastrophen.
Grosse Krise Nummer 7: überbordende Flüchtlingswelle
Grössere kriegerische Ereignisse, wirtschaftliche Desaster oder Hungersnöte (inbesondere auf dem afrikanischen Kontinent) könnten zu einer plötzlichen Flüchtlingswelle führen, welche uns keine Zeit mehr lässt, polizeilich oder gar militärisch einzugreifen. Kommt hinzu, dass eine hermetische Abriegelung der Grenzen fast unmöglich ist – zumindest für viele südliche Staaten in Europa. Ein solches Szenario birgt ein mehrfaches Risiko in sich: erstens müsste den Flüchtlingsströmen mit Gewalt Einhalt geboten werden, zweitens müssten viele Menschen notfallmässig versorgt werden und drittens müsste das Problem einer Repatriierung gelöst werden. Die Krisenvorsorge müsste also schon an der Grenze beginnen – trotz allem Flüchtlingsleid. Sind wir darauf vorbereitet? In der Schweiz würden wir das vermutlich hinkriegen. Die Grenzen wären dann aber dicht – was wiederum andere wirtschaftliche Kollateralschäden nach sich ziehen würde. Und darauf wären wir wohl kaum vorbereitet. Welcher eingeübte nationale Krisenstab wäre denn dafür zuständig…? Oder müssten sich einfach die einzelnen Kantone darum kümmern? Oder ein Grenzbataillon, welches allerdings erst einrücken müsste? Auch dieses Krisenszenario hinterlässt ein ungutes Gefühl.
Grosse Krise Nummer 8: überregionaler Terroranschlag
Das Spektrum an möglichen Terroranschlägen ist breit, wir können unsere Phantasien walten lassen: Sprengstoffanschläge, Kontaminierung der Wasserversorgung, Giftgas-Anschläge, Anschläge mit Biowaffen oder Biogas, eine atomare terroristische Verseuchung, die Geiselnahme des Bundeshauses, Erpressung ganzer Staaten, etc., etc. Hollywood mag zusätzliche Vorlagen liefern – auch innovative Ideen zur Nachahmung. In der Regel bleiben Terroranschläge zumindest lokal begrenzt, die Opferzahlen auch. Vergleichen wir 9/11 mit den heutigen Pandemiezahlen in den USA, so waren die Schäden – rein numerisch – durch den Einsturz der Twin Towers ein Klacks. Nicht aber psychologisch. 9/11 hat das Weltbild der grössten Volkswirtschaft der Welt nachhaltig verändert. Sind wir auf Terroranschläge genügend vorbereitet? Zumindest besser als auf viele andere Krisen. Die Problematik liegt darin, dass es eine Unzahl an bösen Szenarien gibt. Gemäss Murphy’s law wird uns dann vielleicht ein Szenario präsentiert, an das wir gerade nicht gedacht haben.
Grosse Krise Nummer 9: internationale staatliche Erpressung
Nicht nur Schurkenstaaten, auch grosse und wenig freundliche Volkswirtschaften könnten uns in wirtschaftliche Geiselhaft nehmen. Die irrlichternde Administration der USA könnte uns plötzlich mit einer kompletten Importsperre belegen, die invasiv denkende EU uns den Zugang zu ihrem Finanzsystem verweigern, ein immer imperialistisch denkendes China uns mit einem totalen Exportstopp von lebenswichtigen Produkten und Halbfabrikaten belegen. Der Hintergrund für ein solches Handeln könnte politisch oder wirtschaftlich sein. Eine unangenehme Aussicht. Bestehen taktische, diplomatische und politische Krisenstäbe für ein solches Szenario? Leider wohl kaum.
Grosse Krise Nummer 9: Atomunfall
Ein Atomunfall in der Schweiz würde wohl eine der fatalsten Katastrophen darstellen, die Auswirkungen wären kaum vorstellbar. Tschernobyl oder Fukushima geben uns den Vorgeschmack. Die Eintretenswahrscheinlichkeit mag gering sein (weshalb diese Krise nur Platz 9 besetzt), Die Folgen für unser Land wären jedoch existenzbedrohend: So könnte das gesamte Schweizer Mittelland nur noch beschränkt bewohnbar werden, die Wirtschaft komplett zusammenbrechen. Gigantische notfallmässige Umsiedlungen wären notwendig und grosse internationale Hilfe müsste angefordert werden. La Suisse n’existe pas… Aber auch ein grosser grenznaher Atomunfall in Frankreich oder Deutschland könnte ähnliche Auswirkungen haben. Szenarien für eine Atomkatastrophe wurden angedacht, die Bewältigung eines solchen Desasters würde allerdings unsere Krisenvorbereitung sprengen. Das einzig Positive an einem Atomunfall: Dessen Auswirkung bleibt vermutlich einigermassen regional begrenzt. Dennoch unser Fazit: Wir sind nur sehr beschränkt auf eine solche Krise vorbereitet.
Grosse Krise Nummer 10: militärische Krise
In der Liste unserer Behörden figuriert eine solche Krise gar nicht mehr. Die Eintretenswahrscheinlichkeit mag in der Tat gering sein, der Russe wird demnächst wohl kaum den Rhein überschreiten. Schon eher ist mit hybriden Kriegsführungen oder Attacken durch Schurkenstaaten zu rechnen – was eine militärische Krise vielmehr in Richtung Krise Nummer 8 lenken würde (nämlich eine Attacke mit Terrorcharakter). Unsere Armee verschlingt bekanntlich acht Milliarden pro Jahr und wird gut gepflegt – zumindest in Sachen Mittelallokation sind wir hier gar nicht schlecht aufgestellt. Aber hier liegt gerade das Problem: Wir geben das Geld für eine mögliche Krise mit Ranking 10 von 11 aus, für die anderen 10 Krisen sind wir kaum vorbereitet und geben auch kaum Geld aus.
Grosse Krise Nummer 11: ein Meteoriteneinschlag
Kleinste Meteoriteneinschläge könnten ja ganz niedlich sein, zudem von interessantem wissenschaftlichem Wert. Mittlere (so bis knapp einem Kilometer Durchmesser) wäre im besten Fall z.B. mit Hilfe der NASA und Atomsprengungen zu begegnen. Wir erinnern uns an eines der wahrscheinlichsten Szenarios, welches wohl zum Aussterben der Dinosaurier führte: Riesige Staubwolken nach dem Einschlag führten zu einem Klimakollaps und damit auch zu einer Vegetationsänderung. Eine unschöne Aussicht. Wie wir uns vorbereiten können? Eigentlich gar nicht. Nach einem mittleren Einschlag könnten wir zumindest auf die Hilfe von Armee und Zivilschutz zurückgreifen. Ein sehr grosser Meteoriteneinschlag würde in der Tat mit sofortiger Wirkung das Aus für die Zivilisation und damit bedauerlicherweise auch für unseren Newsletter bedeuten…. Glücklicherweise bleibt die Eintretenswahrscheinlichkeit nahe bei null.
Der Bund pflegt eine andere Liste
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat sich eine andere Liste zurechtgelegt. Auf dieser figuriert zum Beispiel eine Tierseuche, nicht aber eine grosse Cyberattacke. Dies betrachtet True Economics in zweierlei Hinsicht als grundlegend falsch: Erstens stellt eine Tierseuche nicht eine unüberwindbare fatale Krise dar, da dafür dank internationaler Vernetzung Lösungen gefunden werden können. Die Schwere des Ereignisses ist also überblickbar. Ebenso stellt ein Ereignis „Sturm“ (welches der Bund als die sechst-grösste mögliche Krise betrachtet) ein zwar alles andere als willkommenes Ereignis dar, aber es wäre ebenso regional begrenzt und – selbst unter Einbezug der Schäden – nicht ewig anhaltend. Zweitens klammert der Bund gewisse Krisen einfach aus, weil „deren Eintretenswahrscheinlichkeit nicht vergleichbar berechnet werden kann“. Deshalb fehlt auf der Liste des Bundes auch ein grosser Terroranschlag. Fazit: Die Krisendefinition des Bundes ist stark defizitär. Wir bleiben damit bei unserer eigenen 11-er Liste.
Fazit: Für die meisten Krisen sind wir ungenügend vorbereitet. True Economics hat nun eine Liste mit den 11 wahrscheinlichsten Krisenszenarien vorgelegt. Nun gilt es, diese zu diskutieren und zu werten, um darauf die Abwehrmassnahmen zu definieren. Die Strukturen zur Krisenbekämpfung sind leider sehr defizitär, die Pläne dafür sind mangelhaft, die Krisenstäbe bestehen oft nur virtuell. Ein schlagkräftiges Krisen-Management könnte damit kaum ausgelöst werden. Die helvetische Krisenbewältigung sah seit Dezennien vor allem militärische Krisen vor, deshalb fliesst das Geld noch heute vorab in die Armee und den Zivilschutz. Somit ist jetzt schleunigst Umdenken angesagt!
Wir werden uns in den nächsten Tagen in einem zweiten Beitrag mit der Krisenvorbereitung auseinandersetzen, etwas später mit dem Krisenmanagement. Und wir ahnen es schon: Auch hier werden wir Defizite ausmachen.