Unser persönlicher Newsletter hat erfreulicherweise zahlreiche Leser zu Kommentaren bewegt. Es waren viele positive dabei – das hat uns gefreut! Es gab allerdings auch ein paar negative. So kam vereinzelt Kritik auf, dass wir doch nicht alles so negativ sehen sollten.
Wohlan, denn. Hier also unsere vorwärts gerichtete Reflexion. Wir versuchen heute der Pandemie-Krise einmal etwas Positives abzugewinnen! Allerdings müsste Greta wohl ihren Lebensentwurf überdenken.
Es kehrte Ruhe ein
Ja, wir konnten endlich etwas innehalten. Ruhe kehrte ein, die Lockdowns reduzierten die Hektik. Man konnte sich wieder vermehrt der Familie widmen, so tun, als ob man arbeitet im Homeoffice, den Keller aufräumen. Man stand weniger in den Staus, und der öV bot uns ein erstaunliches Mass an Privatsphäre. Die Besitzer von Einfamilienhäusern konnten sich an einem ganz gewöhnlichen Montagmorgen in den Garten setzen, Kurzarbeit (oder eben Homeoffice) machten es möglich. Von der Gartenarbeit blieb man verschont, denn die Gartencenter und Baumärkte wurden – im Vergleich zu den Nagelstudios zum Beispiel – auf wundersame Weise geschlossen (unsere deutschen Nachbarn hingegen verharrten in der Pflicht zur Gartenarbeiten, denn ihre Center waren offen).
Der Konsumverzicht war vielleicht heilsam: Plötzlich entdeckte man, dass es auch ohne ging. Der eine oder andere besann sich unter Umständen gar auf wahre Werte.
Und es gab auch weniger Kriminalität, weniger Unfälle. Unser Leben wurde – aufgrund einer Pandemie? – also in der Tat sicherer!
Ein neuer Lebensentwurf für Greta?
Es wurden erstaunliche Klimaverbesserungen gemessen: So war der Himalaya aus weiter Distanz plötzlich wieder sichtbar, die CO2-Belastung am Rosengarten in Zürich sank ein bisschen, der Smog in vielen Städten auf der Welt lichtete sich merklich. Das Meer war weniger trüb, der Himmel von Flugzeugen, Lärm und Verschmutzung durch Kerosin befreit. Und so weiter. Von Greta hörte man nichts mehr, was für einmal auch ganz angenehm war; allerdings wird die junge Dame nun vielleicht auf der Suche nach einem neuen Lebensentwurf sein, denn plötzlich erfüllte sich vieles fast von selbst.
Dass die Klimaverbesserungen eventuell nur ein vorübergehendes Phänomen waren, konnte für den Moment – im Sinne des positive thinking eben – elegant ausgeblendet werden.
Der Buntspecht ist auf dem Vormarsch
In Deutschland freuten sich die Ornithologen, dass nun offenbar der Buntspecht sich etwas mehr verbreiten konnte – dem Lockdown sei Dank. Und aufgrund des reduzierten Energieverbrauches träumten gewisse Kreise in Zürich von einer vorgezogenen Einführung der 2000-Watt-Gesellschaft. Ja, Lockdowns wirken sich ökologisch vorübergehend positiv aus – ohne Frage. Also Lockdowns for ever…?
Auch ökonomisch Positives
Da wäre noch die Deflation. Der können wir durchaus etwas Positives abgewinnen: Aufgrund der Nachfrageschwäche und vieler nachgebender Preise werden wir nun etwas mehr für unser Geld erhalten. Unsere Rentengelder werden dadurch auf die Länge nicht sicherer, aber sollten wir demnächst in den Genuss von deren Verzehr geraten, werden wir uns mehr dafür leisten können! Auch die Schwäche auf dem Immobilienmarkt hat ihr Gutes: Lasst uns eben zugreifen. Und wenn der Schweizer Franken wieder steigt, werden wir unsere Finca in Spanien bald kostenlos erwerben können. Wir könnten uns auch ein Second Home in Buenos Aires anlachen. Vielleicht noch ein paar Monate zuwarten bis zum definitiven Staatsbankrott (erst vor ein paar Tagen war das Land tatsächlich zahlungsunfähig) und der endgültigen Implosion des Peso, dann sollten wir auf der Matte stehen und investieren. „Buy low, sell high“ haben uns doch unsere Banker immer gepredigt. Wenn wir jedes Mal das Gegenteil von dem gemacht hätten, was unsere weitsichtigen Bankanalysten gesagt hätten, hätten wir vielleicht schon früher Geld verdient. Die Idee mit einer Investition in Buenos Aires hatten unsere Bankanalysten noch nicht. Wir könnten folglich goldrichtig liegen! Also viele positive Aspekte.
Innovationspotentiale werden freigesetzt
Nachhaltiger ist wohl eher der Technologieschub, den diese Pandemiekrise ausgelöst hat: Die Gesellschaft hat mit Sicherheit einen Quantensprung in der Digitalisierung vollzogen, Einkaufs- und Kommunikationsverhalten wurden modernisiert, neue Innovationspotentiale wurden freigesetzt. Effizienzsteigerungen im Informationsaustausch in der Arbeitswelt konnten erprobt und raffiniert werden. In einigen Bereichen des privaten und geschäftlichen Lebens haben wir viel dazugelernt – und zwar nachhaltig.
Der Autonomiegedanke
Natürlich könnte die erlebte Ohnmacht und Abhängigkeit vom Ausland nun zu Isolationismus führen – nichts Positives. Aber umgekehrt könnte die Erkenntnis, dass wir in einigen Belangen etwas mehr Autonomie und bessere Vorkehrungen für Krisen brauchen, auch positiv gewertet werden! Wir werden dabei allerdings vernünftig bleiben müssen, ein Abgesang an die Globalität und das Hochziehen von Schranken würde uns beileibe nicht weiterbringen.
Tolle Erkenntnisse
Insgesamt ist der Pandemie-Erfahrung also in der Tat etwas Positives nicht abzusprechen. Unsere Gesellschaft hat in wenigen Wochen unglaublich viel dazugelernt. Also Friede, Freude, Eierkuchen…?
Vieles wird nicht mehr so sein wie früher, vieles muss nun revidiert werden. True Economics sieht sich dafür verantwortlich, die Augen zu öffnen und Probleme zu erkennen. Da ist leider oft nicht immer nur Positives dabei. Und was die Pandemie und deren Bewältigung betrifft: Die langfristigen volkswirtschaftlichen Schäden werden enorm sein. Sie werden uns ein neues Handeln aufzwingen, um weitere Schäden abzuwenden. Wir werden nicht drum herumkommen, weiter über Krisen zu reden. Krisen werden unser künftiges Leben generell vermehrt mitbestimmen, das gesicherte Überleben der Volkswirtschaften wird dabei zentral sein. Ob eine dramatische Strommangellage, eine grosse Cyberattacke oder eine neue Pandemie: Wir müssen unsere Volkswirtschaften künftig besser schützen. Die Volkswirtschaft ist übrigens das kollektive Tun eines Volkes, falls das gewisse Kreise vergessen haben sollten. Die „Wirtschaft“ ist nicht eine externalisierte Grösse, das sind wir. Der vermeintliche Konflikt zwischen „Gesundheit“ und „Wirtschaft“, wie er in den letzten Wochen herbeifabriziert wurde, gibt es gar nicht. Wenn wir die Wirtschaft nicht schützen und am Laufen halten, kommen alle zu Schaden – diejenigen, die das nicht erkennen, meist zuerst. Nur erkennen sie es oft nicht.
Der Bundesrat hat in diesen Tage entschieden, 20 neue Stellen für die Bekämpfung möglicher Cyberkrisen zu schaffen. Das ist ein guter und positiver Beginn eines Lernprozesses! True Economics wird sich demnächst noch analytisch und kreativ mit möglichen Krisenszenarien und deren volkswirtschaftlicher Bewältigung auseinandersetzen.
Fazit: Wir müssen weiter mit viel Realitätssinn Krisen erkennen, um sie besser bewältigen zu können. Und wir müssen uns künftig besser auf neue Krisen vorbereiten.
Gerade eine moderne und gut aufgestellte und vorbildlich ausgebildete Volkswirtschaft hat die Gnade, dies zu tun: Sie hat genügend Mittel, Gemeinsinn, Wissen.
Verbesserungsvorschläge und Hinterfragen gerade des aktuellen Krisen-Managements sollen damit nicht per se als negativ gewertet werden – das kann auch durchaus kreativ sein. Mit positivem Effekt dann. Ein gutes Krisenmanagement reduziert das Negative. Die Arbeit beginnt immer im Kopf! Ja, in diesem Sinne sieht True Economics auch vieles positiv…
Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie uns!