Der Staat verteilt das Geld mit vollen Händen. Und die Schuldenexplosion wird unsere Zukunft blockieren.
Blanker Egoismus
Mit einer gigantischen Schuldenaufnahme für allerlei Hilfeleistungen verschieben wir die Probleme auf nächste Generationen. Das ist sehr egoistisch.
Jetzt wissen wir auch, was uns die Corona Hilfeleistungen kostet: eine Unsumme. Sie entspricht ziemlich genau den bisherigen Schulden des Bundes (Ende 2019: 96 Milliarden CHF). Um die Kirche im Dorf zu lassen: Nicht die ganzen geschätzten 100 Milliarden Hilfeleistungen sind Ausgaben – bei einem Teil handelt es sich „nur“ um Kredite. Auch der Swiss-Kredit ist hier dabei, dieser nimmt sich im Vergleich zur Gesamtsumme geradezu als Trinkgeld aus. Aber es sind auch Hilfen für die Medien, für Kitas, für Selbständige, für Kunst und Sport, und und und dabei. Die Liste wird noch länger werden – allein schon, weil die Pandemie noch länger andauern wird. Der Bundesrat, das Parlament und auch Teile der Bevölkerung haben die Verhältnismässigkeit verloren. Nun spielt es nämlich auch keine Rolle mehr, zusätzliche weitere Geschenke zu verteilen, es fällt fast nicht mehr ins Gewicht. Die Begehrlichkeiten wachsen und wachsen, und je mehr Geld verteilt wird, desto mehr muss an zusätzlichen Orten nochmals verteilt werden – damit ja auch alles gerecht und verhältnismässig bleibt.
„Systemrelevanz“? Schnee von gestern!
Heute werden die Hilfeleistungen so versprochen, wie sie reinkommen. In Deutschland möchte die gebeutelte Autoindustrie Prämien, und auch bei uns wird bald jede Branche zum Bittsteller werden. So fordert zum Beispiel unsere Industrie bereits eine Verlängerung der Kurzarbeit auf 18 Monate.
Parlament und die Behörden navigieren auf Sicht: first come, first serve. Es fehlt ein volkwirtschaftliches Konzept, um die Systemrelevanz und die Dringlichkeit (aus Sicht der gesamten Volkswirtschaft) zu determinieren. Je konzeptloser, desto teurer wird es wohl.
50% der Arbeitnehmer vom Staat bezahlt
Zurzeit füttert der Staat rund die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung durch (Arbeitslose, Kurzarbeitende, alle Angestellten von Bund, Kanton und Gemeinden, etc.). Um das Mass vollzumachen, dürfen wir noch alle AHV-Rentner und alle Bezüger von anderen Sozialleistungen dazurechnen. Wir verzichten an dieser Stelle auf eine präzise Addition und stellen nur fest: Ein signifikanter Teil der Bevölkerung sitzt an der Tafel des Staates, und nur ein kleiner Teil der Bevölkerung sollte diese decken. Natürlich geht das nicht, deshalb die Schuldenexplosion.
Dazu kommen die Unternehmen, die der Staat ebenso durchfüttert. Bei vielen macht das Sinn, bei vielen nicht: Das eine oder andere Restaurant z.B. wird die Corona-Kredite nie und nimmer zurückbezahlen können. Aber diese Ausfälle hat unser Finanzminister wohl eingerechnet. Als Unternehmer müsste er heute schon eine kräftige Delkredere-Rückstellung in der Bilanz vornehmen.
Wir müssen einen dringenden Ausweg aus dieser Ausgabenorgie finden. Die Kredite müssen eingegrenzt werden, die Hilfs- und Sozialausgaben raschmöglichst zurückgefahren werden. Die Schweiz wird dazu hoffentlich in der Lage sein. Viele andere Länder werden schon vorher an den neuen Schulden ersticken.
Haushaltsdefizite explodieren
In vielen Staaten werden nicht nur die Haushaltsdefizite im 2020 und wohl auch 2021 gigantische Dimensionen annehmen. Damit werden auch die Staatsverschuldungen Quantensprünge vollziehen.
Deutschland wird die nach Jahren stolz erreichte 60% Staatsverschuldung des BIP (präzise die Maastricht-Benchmark) binnen einem Jahr um 20 Prozentpunkte nach oben verschieben. Auch die Schweiz wird vermutlich einen 15%-Sprung vollziehen. Italien geht weiter: plus 25%, auf rund 160%. Spanien mit seinem absurd extremen Lockdown nach Franco-Muster ist noch am Rechnen, der Sprung wird wohl ähnlich aussehen. Portugal wird die Nach-Corona-Verschuldung bescheidener erhöhen, war aber schon vorher schwach auf der Brust. Griechenland wird bald eine 200% Marke avisieren. Frankreich wird, ausgehend von einem bereits hässlichen 100% Vor-Corona-Niveau, wohl gegen 120% kommen, die USA vollzogen unter der brillant-unternehmerischen neuen Führung schon im Jahre 2019 ein Haushaltdefizit von 6% und platzierten sich damit bereits bei deutlich über 100%. Mit Corona wird nun ein doppelt- oder dreifaches Jahresdefizit draufgeladen.
Auch Russland, China, Indien und vielen anderen grossen Volkswirtschaften werden die Lockdowns teurer zu stehen kommen – wohl um ein X-Faches teurer, als ein besser vorbereitetes Gesundheitssystem und eine minimale Krisenvorsorge gekostet hätten.
Es geht nur mit Nullzinspolitik
Die Hilfeleistungen und die markante Erhöhung der Staatsverschuldungen werden nur mit Billiggeld möglich sein. Die Zinsen müssen also noch sehr lange unten bleiben, ansonsten eine ganze Reihe von Staaten den Löffel abgeben kann. Das heisst aber auch, dass die junge Generation heute nie mehr sparen kann. Ihr Hedonismus wird gestärkt werden: lieber hier und heute, also dort und morgen. Ohne „old money“ wird sich der Grossteil von ihnen zum Beispiel kein Eigenheim ersparen können. Sie werden die Zinseszins-Rechnung vielleicht in der Schule noch kurz streifen, ihre Früchte aber nie geniessen können.
War es den Lockdown wert?
Angesichts der ökonomischen Auswirkung und der dramatischen Schuldenzunahme von Staat und Unternehmen (und vielleicht auch Privaten!) muss die Frage bereits aus heutiger Sicht mit einem NEIN beantwortet werden. Die Folgeschäden schlagen finanziell höher zu Buche als es ein etwas erhöhtes Risiko von reduzierten Lockdowns gewesen wäre. Zudem betreffen die Folgeschäden in ihrer Dramatik vorab schwächer Gestellte und künftige Generationen.
Viele Staaten werden wieder einmal Hilfe beanspruchen müssen – auf dem regulären Kapitalmarkt wird es für sie kaum mehr finanzierbares Geld geben. War es das wert, die Wirtschaft so hinunterzufahren? Viele Volkswirtschaften werden ihre Verpflichtungen (nicht zuletzt in Sachen Gesundheitswesen) künftig noch schlechter wahrnehmen können. Ein Schuss ins Knie?
Die Renten sind nicht mehr gesichert
Es ist anzunehmen, dass nun die Renten nicht mehr im gleichen Umfang gesichert sein werden. Da hilft auch eine etwas deflationäre Periode – die uns demnächst bevorsteht – kaum. Ohne Verzinsung gehen die Rentenberechnungen nie auf – weder für die staatlichen Rentenkassen (bei uns in der Schweiz die AHV), noch für betriebliche oder private Sparkapitalien.
Eine besonders intelligente Anlagepolitik in Wertschriften zum Beispiel, welche eine höhere Rendite versprechen könnte, wäre wünschenswert – aber sie gilt nicht als sicher. Der stringente Gedankenpfad Corona>Staatsschulden>Nullzinspolitik>Renten führt unweigerlich zum Schluss, dass das Corona-Management die Renten schwächen wird.
Unvermeidlich: Steuer- und Beitragserhöhungen
Nur schon zur Finanzierung der höheren Arbeitslosigkeit und der staatlichen Rente sowie anderen sozialen Auffangnetzen wird man mittelfristig um höhere Steuern nicht herumkommen. Höhere Steuern reduzieren jedoch das verfügbare Einkommen, die Sparquote und damit unsere persönlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Die nächsten Generationen werden uns dankbar sein…
Selbst mit einer Reduktion der staatlichen Leistungen – sollten diese überhaupt umsetzbar sein – reichen mögliche Einsparungen nicht. Eigentlich haben sie schon früher längerfristig nicht gereicht, die coronitten Kollateralschäden jedoch machen es nun erst recht unmöglich, wieder eine Balance ohne Steuer- und/oder Beitragserhöhungen zu finden.
Too late to cry
Die Misere ist nun mal angerichtet. Nicht durch die Krise, sondern durch die Lockdowns. Wir könnten jetzt lamentieren, dass wir die Krise besser hätten meistern können. Wir hätten beispielsweise nach Südkorea schauen können, wir hätten für eine vorübergehende Periode unsere Privatsphäre etwas aufgeben und Tracing Apps einrichten können. Wir hätten umfangreiche Random-Testings einrichten können, rasche Isolationen, Quarantänen akzeptieren können, eine Maskentragpflicht. Und all das ohne nennenswerte Lockdowns. Wir hätten uns schon viel früher mit Szenarien und Vorbereitungen seriös auseinandersetzen können. Too late to cry. Die Folgekosten sind jetzt da, wir können sie nicht rückgängig machen. Wir könnten indessen raschmöglichst dazulernen, um es bei einer nächsten Krise besser zu machen. Nur schon bei einer eventuellen zweiten Pandemie-Welle.
Fazit: Die Verteilung der Hilfsgelder ist nötig geworden, weil wir schlecht auf eine Pandemie vorbereitet waren und ein ebenso defizitäres Krisenmanagement durchziehen. Aber nicht alle Hilfeleistungen sind wirklich dringend notwendig und sinnvoll. Die gut gemeinte Grosszügigkeit kommt uns unverhältnismässig teuer zu stehen. Unsere Generation dürfte die angehäuften Schuldenberge nicht einfach auf die nächste Generationen verschieben – aber sie tut es, und das ist äusserst egoistisch. Zusätzlich verhindern wir mit den Schuldenbergen künftigen staatlichen Gestaltungsspielraum: die Erneuerung gewisser Infrastrukturen, die Lösung von vielen Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit, Renten, Bildung – und wenn Sie wollen: auch Klima. Aber noch schlimmer: Lässt sich nun eine weitere ähnliche Krise finanzieren…?
True Economics wird demnächst eine Antwort dazu liefern.